Im Sog der Wolke aus Bildern und Klang
Für Tobias Schäfer ist es genau diese Bandbreite an GesangsAufgaben, die ihn so für den eigenen Beruf begeistert. „Es macht einen Riesenspaß“, sagt er. Für ihn selbst allerdings ist während der Three-Tales-Arbeit das Nachdenken quasi tabu: „Dann ist man sofort raus“, sagt er. Dann passt der instrumental eingesetzte Gesang nicht mehr zueinander, dann verhakelt sich der Sänger zwischen SiebenAchtelund Zwei-Viertel-Noten.
„Es ist eine Herausforderung – für Musiker und Publikum“, sagt auch Peter Leipold über die Video-Oper von Videokünstlerin Beryl Korot und Komponist Steve Reich. Minimal-Musik, hämmernd, pochend, streng im Rhythmus der Bilder, die sich in Schleifen wiederholen wie die Musik – all das ist Leipold sehr nahe gegangen. Als er 14 war, 2002, hatte er „Three Tales“bei einem Festival erlebt – „seither hat mich das Stück nicht losgelassen“. Nun endlich kann es der heute 31-Jährige in Erfurt auf die Bühne bringen.
Videobilder fügen sich mit dem Klang diverser Tonspuren zu einem Gesamtkunstwerk, Interviews und Sprachfetzen finden zu Geräuschen und Gesang. Wer sich aber ein Video von „Three Tales“anschaut, das sich bei Youtube wiederfindet, der wird wohl eher abgeschreckt von einem Besuch der düster-bedrohlichen Video-Oper, die als erste ihrer Art überhaupt ihre Premiere am 31. Januar am Erfurter Theater feiert: „Das ist kein Vergleich zu der Wolke aus Bild und Klang, in der sich der Zuschauer live wiederfindet“, sagt Leipold.
Inhaltlich geht es in der Oper um drei große geschichtliche Ereignisse: der Absturz des Luftschiffes „Hindenburg“im Jahr 1937, die amerikanischen Atomversuche auf dem Bikini-Atoll und das Klonen des Schafes Dolly. 2002 wurde die Video-Oper bei den Wiener Festwochen uraufgeführt, danach nur bei Festivals öffentlich gezeigt, 2016 in Wuppertal dann wieder auf einer Stadttheaterbühne. Und nun wagt sich Erfurt daran.
Als sehr gerade, sehr genau, sehr rhythmisch beschreiben Leipold und Schäfer das Werk, ein Musikstück, bei dem die Akkorde einer äußerst komplexen Partitur ineinandergreifen, dann wieder fast jazzige Elemente einstreuen. „Es wird von allen höchste Konzentration gefordert“, sagt Leipold, und das etwa über eine Stunde und zehn Minuten, die „Three Tales“das Publikum in den Bann schlagen will. Und dabei durchaus Ironie durchschimmern lässt: Nur die moderne Technik ermöglicht überhaupt die Aufführung der Video-Oper, die doch die Abhängigkeit vom Fortschritt dokumentiert und damit gleichzeitig in Frage stellen will. In gewisser Weise werden die beteiligten Akteure selbst zu Sklaven der Technik, während die pulsierende Minimal-Musik von Steve Reich vorantreibt. Acht Mal wird die Video-Oper „Three Tales“in Erfurt auf der Studiobühne gespielt werden. Stets ist eine halbe Stunde zuvor eine Einführung vorgesehen. Am 3. März wird es im Anschluss an die Vorstellung auch ein Nachgespräch geben mit dem Theologen und Sozialethiker Professor Andreas Lob-Hüdepohl. Zuschauer haben dann die Gelegenheit, mit ihm als Mitglied des Deutschen Ethikrates und den Mitwirkenden ins Gespräch zu kommen.
Anfangs, so sagt Peter Leipold, war sein Vorschlag „Three Tales“aufzuführen, mit Skepsis aufgenommen worden, so hochkomplex, außergewöhnlich und spannend das Werk auch ist. Inzwischen greift zunehmend Begeisterung dafür um sich im Theater und bei den Beteiligten.
Die Video-Oper, so hoffen alle, werde als musikalisches Experiment auch und besonders ein junges, mit modernen Medien bestens vertrautes Publikum für sich gefangen nehmen.
Die Vortragsreihe „Erfurt und das Bier“geht am Donnerstag im Stadtmuseum in die vorletzte Runde. Karin Sczech, Fachreferentin für den Bereich Mittelalter im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und ausgesprochene Kennerin der Erfurter Archäologie, spricht über die mittelalterlichen Zeugnisse zum Erfurter Bier.
Unter anderem fanden sich bei Ausgrabungen im Bereich des Ursulinenklosters gekeimte Gerstenmalzkörner, die für das mittelalterliche Bierbrauen verwendet wurden. Einen Bogen zur Moderne und heutigen Zeit spannt dazu Dietrich Kaiser, Geschäftsführer der Erfurter Malzwerke GmbH. Er berichtet über die Entwicklung der Malzwerke, beginnend mit deren Gründung im Jahr 1869. (red)
Einmalige Klangwelten mit Orchester, Chor, Solisten und Lichtinszenierung gibt es mit „The Music of Hans Zimmer & More“live am 9. April in der Messehalle Erfurt zu erleben. Beginn der Veranstaltung ist um 20 Uhr. Titel aus „Fluch der Karibik“, „König der Löwen“, „Mission Impossible“, „Batman“, „Dark Knight“, „Gladiator“und anderen wird aufgeführt vom Hollywood Philharmonic Orchestra sowie einem Chor und Solisten. (red)