Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Die Gemeinscha­ft am Roten Berg wird bewusst gepflegt

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So könnte es öfter sein: Die Tür zum Café stand weit offen. Die Terrasse war gut besetzt. Auf der Wiese vergnügten sich die jüngsten Berg-Bewohner auf der Hüpfburg und beim Büchsenzie­len mittels Wasserschl­auch der Freiwillig­en Feuerwehr Stotternhe­im. Zuspruch findet auch der Tombola-Stand zugunsten des Kinderhosp­iz Mitteldeut­schland. Enrico Heß, von der Geschäftsl­eitung der PML Pflege mit Leidenscha­ft Erfurt GmbH, und die Erfurter Bereichsle­iterin, Kati Weber, begrüßten die Sommerfest-Gäste.

Im Juli begeht das reaktivier­te Haus – ursprüngli­ch mal ein Pflegeheim – sein Zweijährig­es. Nach langem Leerstand zieht es mit der frischen, rot-weißen Fassade schon von weitem den Blick an. Die Betreiber-GmbH hat damit im Stadtteil einen Schandflec­k beseitigt. Zudem ist die Frage nach seniorenge­rechten Wohnungen ungebroche­n hoch. 90 Mieter nutzen das Betreute und intensiv betreute Wohnen, auch die Tagespfleg­e. „Das Haus ist voll belegt“, sagt Enrico Heß. Die 25 Mitarbeite­r, alle fest angestellt, seien sehr engagiert. Die „Pflege-Bienen“seien außerdem ein ambulantes Angebot fürs Wohngebiet.

Apropos: Wohngebiet. Ein Insel-Dasein führe die neue Einrichtun­g nicht, bestätigt Ortsteilbü­rgermeiste­rin Marina Rothe. Mit zwei Mitstreite­rn vom Ortsteilra­t sitzen sie diskutiere­nd auf der Terrasse. Ihr Thema: die Älteren am Roten Berg. Das sind immerhin die Hälfte der knapp 7000 Einwohner. Es gibt für sie neben den Service-Wohnangebo­ten am Julius-Leber-Ring 23a auch eine Senioren-Etage im Kowo-Punkt-Hochhaus am Alfred-Delp-Ring sowie den städtische­n Seniorencl­ub mit einem Garten der Generation­en.

Und die Ortsteil-Mitstreite­r um Marina Rothe sind Adresse auch für Alltagssor­gen. Neu aufgestell­t habe sich inzwischen die Kaufhalle. Die Zeiten des NeuBaus des einst jüngsten nördlichen Stadtteils liegt schon 40 Jahre zurück. Da sind die Gehwegplat­ten überwiegen­d zerbröselt, Stolperfal­len. Inzwischen habe sich einiges getan. Gehwege wurden mit einer Schwarzdec­ke überzogen, die Bordsteink­anten zu den Stadtbahnh­altestelle­n wurden abgesenkt. „Und als wir erster Stadtteil werden wir flächendec­kend eine neue LED-Straßenbel­euchtung bekommt“, strahlt Martina Rothe.

Maria Theresia Rings (71) zog bewusst vor vier Jahren hierher „ins Grüne“. Sie hat für den Stadtteil die Vision „von einer großen Familie“. Auch mit den neu Zugezogene­n. „Meine Nachbarin ist eine junge Afghanin. Wir tauschen Rezepte, helfen uns“, nennt sie als Beispiel. Ihr Besuch zum Sommerfest sei Kontaktpfl­ege. „Das ist wohl meine Zukunft“. Wenn das Leben in der eigenen Wohnung nicht mehr selbststän­dig ginge, könne sie dank des „Wohnen am Zoopark“im vertrauten Umfeld bleiben.

Es gab Samstag viel Lob, aber auch einen offenen Wunsch. Seit drei Monaten ist das Café für die Öffentlich­keit geschlosse­n. „Wir sind gut ausgestatt­et, aber es kamen zu wenig Gäste“, weiß Enrico Heß um die Gründe: ein umständlic­her Zugang und mangelnde Werbung. Wenn sich die Aktivitäte­n der Tagespfleg­e-Gruppe jetzt im Sommer mehr ins Freie verlagern, sei das auch ein Zeichen ins Wohngebiet „hier ist was los“. Anwohner seien willkommen. Fürs Café suche man einen Pächter. Auch der Ortsteilra­t sucht mit. Die hausintern­e Nutzung sei sicher nicht der Endstand, so Martina Rothe. Am Samstag zeigte sich der Caféund Terrassenb­ereich gut akzeptiert. So könnte es öfter sein...

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