Sommer in Gold
Die Münchener Künstlerin Alexandra Bahlmann ist für drei Monate Erfurts Stadtgoldschmiedin
Erfurt. Die grünen Edelsteinperlen passen perfekt zum Outfit, ebenfalls in Grün. Natürlich ist der Halsschmuck selbst kreiert und hergestellt. Er entstand in den Händen von Alexandra Bahlmann, Erfurts aktueller Stadtgoldschmiedin. Zum zehnten Mal war dieses symbolische Amt von der Stadt ausgeschrieben worden, 16 Künstler bewarben sich für das Stipendium in Höhe von 4000 Euro, verbunden mit einem dreimonatigen Arbeitsaufenthalt, einer Ausstellung im Grafikkabinett des Angermuseums und einer Unterkunft in der Altstadt.
Im restaurierten Renaissancesaal der Kunsthalle wurde sie von Kai Uwe Schierz, dem Direktor der Erfurter Kunstmuseen, sowie dem Kulturbeigeordneten Tobias Knoblich am Mittwoch empfangen – durch die Coronakrise einen Monat später als geplant.
„Mit Alexandra Bahlmann hat Erfurt eine Stadtgoldschmiedin mit hervorragender Expertise“, betonte Kai Uwe Schierz. In der Schmuckszene sei sie über Europas Grenzen hinaus bekannt.
Alexandra Bahlmann studierte nach Abschluss ihrer Goldschmiedelehre an der renommierten „Gerrit Rietveld Academie“in Amsterdam und legte 1990 ihr Diplom an der Akademie der Bildenden Künste München in der berühmten Klasse von Hermann Jünger ab. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit lehrt sie seit 1993 in Düsseldorf, Pforzheim, an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle/saale sowie an der „Rhode Island School of Design“in Providence in den USA.
Im Zentrum ihres Wirkens steht die Kette. „Eine Form des Halsschmucks mit reicher Tradition, die sie modernisierte und prägte wie keine andere Gestalterin“, erzählte Kai Uwe Schierz. „Sie setzt Akzente, die eine Kette als das zeigen, was sie ist und bleibt: ein unendlich inspirierendes Formen- und Farbenwerk.“
Alexandra Bahlmann habe mit dem Spagat zwischen klassischem und experimentellem Stil den Geschmack der Jury getroffen, die sich aus Experten und Politikern des Stadtrates zusammensetzt. Der Begriff Stadtgoldschmiedin klinge eher nach 19. Jahrhundert, aber „was wir meinen, ist innovative, avancierte Schmuckkunst“, so Kai Uwe Schierz. Die Trageeigenschaften der Ketten seien hervorragend. Er selbst sei sehr froh gewesen, als sich die Jury für Alexandra Bahlmann entschieden hatte. Oft werde die Kunst schnell in die Unverständlichkeitsecke gestellt.
„Aber wir möchten eine Botschaft für alle verkünden. Und das kann uns mit Alexandra Bahlmann sehr gut gelingen.“Die Künstlerin wird nicht nur am Ende ihres dreimonatigen Aufenthaltes in Erfurt eine kleine Ausstellung zeigen, sondern währenddessen auch einen Blog schreiben. „Ich bin am Samstag extra losgezogen, um mir ein ordentliches Handy zu kaufen, mit dem ich gute Bilder für das OnlineTagebuch machen kann“, verrät sie während des Pressegespräches und lacht. Schließlich wolle sie das, wovon sie sich hier inspirieren lässt, ansprechend darstellen und wiedergeben. Wie letztendlich das Werk aussehen wird, dazu kann sie noch nichts sagen. „Ich lasse es auf mich zukommen, was ich hier künstlerisch schaffen mag.“
Sie freut sich auf die Zeit in Erfurt, kannte die Stadt bisher nicht. Drei Monate im Sommer in Erfurt, das klinge gut, blickt sie voll Freude auf das, was nun kommt.