Mit „Kopf und Kragen“das Jubiläum bestreiten
Erfurter Klöppelgruppe von Gerlinde Rusch wartet zum 40. Jahr des Bestehens mit einem Katalog auf. Dritte Werkschau geplant
Rieth. Ein kunstvoll geklöppelter Kragen kann ein Kleidungsstück wirkungsvoll aufpeppen. Die aus dem 16. Jahrhundert stammende Technik hielt rasch Einzug in die Mode jener Zeit – mit „Mühlsteinkrause“oder verzierten Hemdkragen.
In der von Gerlinde Rusch und Ute Reißmann aus dem damaligen Stadtkabinett für Kulturarbeit vor 40 Jahren gegründeten Erfurter Klöppelgruppe entstehen Spitzen, die weit über die traditionellen Techniken des Barock, Rokoko oder Klassizismus hinaus gehen. Leinenfäden, Baumwolle oder Nähseide finden Ergänzung durch
Metalldraht, Effektgarn, Maulbeerbaumseide und Naturpapier. Freies Arbeiten, auch ohne Klöppelkissen und Klöppelbrief (die übliche Vorlage) setzte sich mehr und mehr durch. Ein nicht mehr verwendbarer, weil wurmstichiger Holzrahmen von einem Tischler bildet etwa das Gerüst für Gerlinde Ruschs „Lebenslinien“aus Metall, Leinen, Draht und Wolle.
Ausstellung in der Michaeliskirche im Oktober geplant
Derzeit bereiten die 22 Mitglieder der Erfurter Klöppelgruppe eine Ausstellung in der Michaeliskirche vor, die – so hoffen sie – planmäßig am 5. Oktober eröffnet werden kann. Dort wollen sie ihren Katalog präsentieren, der anlässlich des 40jährigen Bestehens der Gruppe herausgegeben wurde. Im Katalog sind zudem drei verstorbene Mitstreiterinnen mit ausgewählten Werken benannt.
Die nunmehr dritte Ausstellung in der Michaeliskirche soll laut Gerlinde Rusch den Titel „Um Kopf und Kragen“tragen. Wobei „Kopf“im übertragenen Sinne für die schöpferische gedankliche Vorarbeit der zu entwerfenden Spitzen zu verstehen sei. Dem Austausch darüber frönen die Künstlerinnen normalerweise bei ihren regelmäßigen Treffen in den Werkstätten in der Lowetscher Straße im Rieth. Das eigentliche Arbeiten ist derzeit allerdings nur im stillen Kämmerlein möglich. Um dennoch eine Rückmeldung von der Diplomdesignerin zu erhalten, schicken die Frauen Handy-fotos von ihren Arbeiten an Gerlinde Rusch, um vielleicht durch diesen oder jenen Tipp ihre Werke noch ausdrucksvoller gestalten zu können.
Verbindungen zu Klöpplerinnen in Südthüringen
„Für mich bedeutet Klöppeln Inspiration, Kreativität, Entspannung, Meditation, Leidenschaft, Anstrengung und Freude. Klöppeln ist ein achtsames Stück Umgehen mit mir und dem Leben an sich“, so Gerlinde Rusch im Katalog-text.
Die in Elgersburg lebende Künstlerin und Leiterin der Erfurter
Gruppe betreut darüber hinaus auch Klöpplerinnen in Ilmenau, Suhl und Meiningen. Seit drei Jahren bildet Gerlinde Rusch an der Meininger Kunstschule Klassen für eine textile Ausbildung aus, deren Teilnehmer damit befähigt werden, selbst Kurse leiten zu können. Die nunmehr siebente Klasse mit zehn bis zwölf Teilnehmerinnen aus ganz Deutschland, darunter aus dem Saarland und Hessen, beendete kürzlich die Ausbildung.
Gerlinde Rusch hofft zudem, dass sich die Teilnehmerinnen der Erfurter Gruppe im August, möglicherweise auch schon im Juli, wieder zum Gedankenaustausch in den Künstlerwerkstätten treffen können.