Wie lange gilt das Beherbergungsverbot?
Kritik an Corona-auflage wächst. Länder wollen am Mittwoch mit dem Bund darüber beraten
Berlin. In den meisten Bundesländern dürfen Reisende aus Risikogebieten derzeit nicht mehr in Hotels, Pensionen oder Ferienwohnungen übernachten – es sei denn, sie können einen aktuellen negativen Coronavirus-test vorweisen. Da inzwischen eine wachsende Zahl von Städten und Landkreisen in Deutschland den politisch festgelegten Warnwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen überschreitet, gilt diese Regel für viele Millionen Bundesbürger. Der Unmut wächst.
Zahlreiche Politiker fordern nun eine Rücknahme der erst in der vergangenen Woche vereinbarten Auflage. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Nrw-ministerpräsident Armin Laschet (CDU) meldeten Gesprächsbedarf für die Bund-länder-beratungen am Mittwoch an. Kritik kam auch vom Cdu-wirtschaftsrat. „Pauschale Beherbergungsverbote schießen völlig über das Ziel hinaus und kommen einem Shutdown für Hotels und Gaststätten in Urlaubsgebieten gleich“, sagte Generalsekretär Wolfgang Steiger.
Rheinland-pfalz kündigte an, vorerst auf die geplante Einführung des Beherbergungsverbots zu verzichten. Die Regelung werde nicht wie zunächst geplant am Dienstag in Kraft treten, weil die bundesweite
Debatte „extrem virulent“sei, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Montag in Mainz. Die Rückmeldungen etwa von den Hoteliers seien „verheerend“.
Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Montag in Berlin im Anschluss an die Sitzung des Corona-kabinetts, Kanzlerin Angela
Merkel (CDU) werde bei den Beratungen „die Argumente aller Seiten anhören“. Es handle sich aber um Länderregelungen. Man werde darüber diskutieren, was im Sinne der Hauptaufgabe, das Infektionsgeschehen nicht außer Kontrolle geraten zu lassen, das richtige Vorgehen sei. Seibert verwies auf die Belastung der Gesundheitsämter, denen bei steigenden Infektionszahlen die Kontakt-nachverfolgung immer schwerer fällt. Insgesamt meldeten die Gesundheitsämter am Montag 2467 neue Corona-infektionen an einem Tag. Am Montag vergangener Woche waren es 1382. Die Zahlen liegen an Sonn- und Montagen niedriger, weil am Wochenende nicht alle Ämter Daten schicken.