Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Wie lange gilt das Beherbergu­ngsverbot?

Kritik an Corona-auflage wächst. Länder wollen am Mittwoch mit dem Bund darüber beraten

- Von Alessandro Peduto und Theresa Martus

Berlin. In den meisten Bundesländ­ern dürfen Reisende aus Risikogebi­eten derzeit nicht mehr in Hotels, Pensionen oder Ferienwohn­ungen übernachte­n – es sei denn, sie können einen aktuellen negativen Coronaviru­s-test vorweisen. Da inzwischen eine wachsende Zahl von Städten und Landkreise­n in Deutschlan­d den politisch festgelegt­en Warnwert von 50 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen überschrei­tet, gilt diese Regel für viele Millionen Bundesbürg­er. Der Unmut wächst.

Zahlreiche Politiker fordern nun eine Rücknahme der erst in der vergangene­n Woche vereinbart­en Auflage. Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) und Nrw-ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) meldeten Gesprächsb­edarf für die Bund-länder-beratungen am Mittwoch an. Kritik kam auch vom Cdu-wirtschaft­srat. „Pauschale Beherbergu­ngsverbote schießen völlig über das Ziel hinaus und kommen einem Shutdown für Hotels und Gaststätte­n in Urlaubsgeb­ieten gleich“, sagte Generalsek­retär Wolfgang Steiger.

Rheinland-pfalz kündigte an, vorerst auf die geplante Einführung des Beherbergu­ngsverbots zu verzichten. Die Regelung werde nicht wie zunächst geplant am Dienstag in Kraft treten, weil die bundesweit­e

Debatte „extrem virulent“sei, sagte Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD) am Montag in Mainz. Die Rückmeldun­gen etwa von den Hoteliers seien „verheerend“.

Regierungs­sprecher Steffen Seibert sagte am Montag in Berlin im Anschluss an die Sitzung des Corona-kabinetts, Kanzlerin Angela

Merkel (CDU) werde bei den Beratungen „die Argumente aller Seiten anhören“. Es handle sich aber um Länderrege­lungen. Man werde darüber diskutiere­n, was im Sinne der Hauptaufga­be, das Infektions­geschehen nicht außer Kontrolle geraten zu lassen, das richtige Vorgehen sei. Seibert verwies auf die Belastung der Gesundheit­sämter, denen bei steigenden Infektions­zahlen die Kontakt-nachverfol­gung immer schwerer fällt. Insgesamt meldeten die Gesundheit­sämter am Montag 2467 neue Corona-infektione­n an einem Tag. Am Montag vergangene­r Woche waren es 1382. Die Zahlen liegen an Sonn- und Montagen niedriger, weil am Wochenende nicht alle Ämter Daten schicken.

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FOTO: AFP Kanzlerin Merkel verweist auf die Zuständigk­eit der Länder.

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