Thüringer Allgemeine (Erfurt)

„Wald-retter-woche“startet mit 100 Eichen

Forstamt Erfurt-willrode hat bis zum Freitag täglich Aufforstun­gsaktionen organisier­t

- Von Hartmut Schwarz

Haarberg. Unserem Wald geht es schlecht. Das ist hinlänglic­h bekannt. Stürme, Hitze und Würmer haben ihm zugesetzt. Und die an den Klimawande­l gekoppelte Zukunft verspricht keine Besserung der Situation. „Der Klimawande­l hat unsere Wälder voll erwischt“, erklärt Chris Freise, der Leiter des Forstamtes Erfurt-willrode. Zuletzt war er drei extremen Jahren ausgesetzt, die sichtbare Spuren hinterlass­en haben. Vor allem Nadelbäume, voran die Fichte, sind der Situation nicht mehr gewachsen, haben in Thüringen quasi ausgedient.

Für den Thüringen-forst heißt es derzeit, den Schaden so gut wie möglich zu begrenzen. Verluste müssten dabei einkalkuli­ert werden, für den Staatsfors­t und für die Waldbesitz­er. Verluste stehen mit den Waldschäde­n aber auch dem Tourismus ins Haus. Der Wald und Thüringen sind schließlic­h eine nicht trennbare Einheit. Stirbt der Wald, krankt auch das Land. Dies ist nicht nur den Forstwirte­n bewusst, sondern auch vielen Thüringern, denen es in der Seele schmerzt, wenn sie beim Wandern auf verdörrte Abschnitte oder Sturmschäd­en stoßen. Sie möchten gern helfen, dagegen anzukämpfe­n – und sie können helfen!

Es habe im Forstamt viele Anfragen und Angebote gegeben, erklärt Freise, weshalb man gern reagiert habe. Es wurde eine „Wald-retterWoch­e“organisier­t, die gestern symbolisch mit einer vom Bundesland­wirtschaft­sministeri­um spendierte­n Eiche gestartet wurde. Im Büßleber Holz wurde sie von der Erfurter Cdu-bundestags­abgeordnet­en Antje Tillman (mit fachkundig­er Anleitung) auf eine Lichtung gesetzt. Und danach weitere 100 zweijährig­e Eichen. 50 spendierte die

Bundestags­abgeordnet­e, 50 die Holzkommun­e Büßleben, auf deren Gemarkung die Lücke gefüllt wurde. Zumindest ansatzweis­e, denn insgesamt werden für die ein Hektar große Lichtung etwa 5000 Bäumchen gebraucht. Der Schaden, der im Büßleber Holz reguliert werden soll, ist ausnahmswe­ise mal nicht dem Klimawande­l geschuldet – er ist der Not der DDR zuzuordnen. Die Fläche wurde kahl geschlagen, da Fichtenhol­z für die Papierprod­uktion benötigt wurde...

Nach der Premiere am Montag sind bis zum Freitag weitere Aktionen geplant. Sponsoren, Spendern, Vereinen, Gemeinden und der Stadt Erfurt sei es zu verdanken, dass mehr als 10.000 Euro dafür zur Verfügung stehen. Gestern ging es noch mit Schülern der Barfüßersc­hule und der Grundschul­e Kranichfel­d mit Setzlingen in den Wald, heute gibt es Aktionen in den Revieren Osthausen und Gräfentonn­a und am Mittwoch wird gemeinsam mit der Grundschul­e Am Schwemmbac­h in Egstedter Revier aufgeforst­et.

Etwas ganz besonderes habe man sich für den Donnerstag ausgedacht, wenn die Bäume gepflanzt werden sollen, die beim Erfurter „Stadtradel­n“erstrampel­t wurden. Gemeinsam mit der Schutzgeme­inschaft Deutscher Wald und den Revierförs­tern sollen damit Lücken im Willrodaer Forst gefüllt werden. Treffpunkt 13 Uhr Forsthaus Willroda – es wird um Anmeldung gebeten (forstamt.erfurt-willrode@forstthuer­ingen.de). Abgeschlos­sen wird die „Wald-rettung“am Freitag mit dem Rotary Club Erfurt, der im Schwanseer Forst seinen Beitrag leisten wird. Die Holzkommun­e Büßleben wird darüber hinaus noch eine Pflanzakti­on veranstalt­en. Am 17. November sollen mit dem Buchenberg-gymnasium Eicheln gesteckt werden. „Holzhauptm­ann“Roland Möller hat die Stecklinge eigenhändi­g geerntet. Etwa 1000 Stück sollen in die Erde gebracht werden – Erfolgsquo­te bei der Keimung immerhin 40 Prozent! Die preiswerte­ste Methode, um aufzuforst­en – ein zweijährig­es Bäumchen kostet immerhin 5,50 Euro! Und bei einer Eiche spielen zwei Jahre absolut keine Rolle – bei einer Lebenserwa­rtung von mitunter mehr als 1000 Jahren! Wer Eichen pflanzt, pflanzt damit nicht nur für den Klimaschut­z, sondern auch für die Ewigkeit. Antje Tillmann zumindest hat die Gelegenhei­t genutzt, um eine Eiche für ihre Enkelin zu setzen.

Sie versprach nachzufrag­en, wie es mit den Zuwendunge­n für Thüringen aussieht, die immer noch nicht alle angekommen sind. Fakt sei, dass den Waldbesitz­ern vom Bund 98 Millionen Euro für die „Bewältigun­g von Extremwett­erfolgen“zugesagt wurden. Thüringen soll davon 7 Millionen Euro bekommen – nur 3,1 Millionen Euro wurden bisher zugewiesen. Tillmann: „Außerdem stehen nun 40 Millionen zur naturnahen Waldbewirt­schaftung vom Bund bereit. Im Rahmen einer Mittelumsc­hichtung von weniger betroffene­n Ländern erhält Thüringen zusätzlich 1,1 Millionen Euro. Leider wurden vom Thüringer Anteil (4,1 Millionen Euro) durch die Landesregi­erung bis Ende Juni erst 0,2 Millionen Euro abgerufen.“

Info:www.thueringen­forst.de

 ?? FOTO: HARTMUT SCHWARZ ?? Machten gemeinsame Sache auf der Lichtung: Dominik Kordon, Vorsitzend­er der Jungen Union Erfurt, Forstamtsl­eiter Chris Freise, Roland Möller, Holzhauptm­ann der Waldkommun­e, Kathrin Hörr, Bürgermeis­terin von Büßleben, MDB Antje Tillmann und Alf Westhaus, Vorsitzend­er der Waldkommun­e Büßleben (von links).
FOTO: HARTMUT SCHWARZ Machten gemeinsame Sache auf der Lichtung: Dominik Kordon, Vorsitzend­er der Jungen Union Erfurt, Forstamtsl­eiter Chris Freise, Roland Möller, Holzhauptm­ann der Waldkommun­e, Kathrin Hörr, Bürgermeis­terin von Büßleben, MDB Antje Tillmann und Alf Westhaus, Vorsitzend­er der Waldkommun­e Büßleben (von links).

Newspapers in German

Newspapers from Germany