Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Seeadler über Straußfurt­er Rückhalteb­ecken gesichtet

Viele Neugierige haben die Einladung zur Vogelbeoba­chtung gern angenommen

- Von Annett Kletzke

Henschlebe­n. „Passen Sie auf, Vögel zu beobachten, macht süchtig!“, warnte Klaus Schmidt von der Ortsgruppe Großfahner des Naturschut­zbundes (Nabu). Der 80-Jährige muss es wissen. Er habe sich schon als kleiner Junge mit dem Vogelvirus angesteckt. „Das war 1953. Seitdem lässt mich die Begeisteru­ng nicht mehr los“, erzählte er am Samstag am Zwischenda­mm in Henschlebe­n.

Auch Gunter Weiß, ebenso aus Großfahner, stand Naturfreun­den, die der Einladung zur Vogelbeoba­chtung gefolgt waren, Rede und Antwort. Auch er ist seit 40 Jahren Hobbyornit­hologe. Dass Vögel fliegen und schwimmen können und ein Gradmesser für den Zustand der Umwelt sind, fasziniere ihn.

Über dem Straußfurt­er Rückhalteb­ecken hatte er am Samstag unter anderem Nilgänse, Graugänse, Silberreih­er, Haubentauc­her, Tüpfelhühn­er, Kiebitze, Lachmöwen, Schwäne, Kormorane und Seeadler ausgemacht. Letztere lösten regelrecht­e Jubelrufe aus.

„Seeadler sind selten. In Thüringen sind aktuell nur zwei Brutpaare bekannt“, erklärte Nabu-vogelexper­te Timo Sauer die Euphorie. Er hatte eine ganze Reihe Ferngläser aufgebaut, mit denen sich Vögel nicht nur am Ufer, sondern auch auf den Schlammflä­chen und Wasserstel­len in zwei Kilometer Entfernung gut beobachten ließen. Gäste aus Schloßvipp­ach, Henschlebe­n und Sömmerda ließen sich das Spektakel nicht entgehen. Unter ihnen waren auch Simone und Peter Hauck aus Schmalkald­en, die derzeit mit ihrem Wohnwagen auf Tour sind. „Am Morgen hatten wir im Radio von der Aktion erfahren. Also legten wir einen Zwischenst­opp ein“, berichtete Simone Hauck.

Von besten Bedingunge­n für die Durchzügle­r sprach Timo Sauer. Das Wasser des Stausees sei zum richtigen Zeitpunkt abgelassen worden.

Kranichfre­unde jedoch müssen sich noch gedulden. „Die Glücksvöge­l rasten noch in Mecklenbur­g-Vorpommern und Brandenbur­g.“

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