Süß wie Saueressig
Mit einem 5:1 gegen Mitanwärter FC Union untermauert der FC Borntal seinen Anspruch auf den Kreisoberliga-titel
Erfurt. Verschmitzt grinste René Deubner nach dem Spiel. Er wusste, dass seinen Fußballern ein echtes Statement gelungen war. Dass der FC Borntal in der Form, die er beim 5:1 gegen Kreisoberliga-mitfavorit FC Union gezeigt hatte, nicht vom Titel abzubringen sein wird, wollte er gar nicht bestreiten. Aber natürlich, ganz Trainer, fand Deubner auch mahnende Worte: „Die letzte Viertelstunde war nicht gut von uns. Und wenn die spielstarken Unioner den klaren Elfmeter kriegen und das 2:1 machen, kann das Spiel auch anders laufen.“
Doch bei der angesprochenen Szene, dem Foul an Unions Torjäger Hoffmann (34.), blieb die Pfeife des ansonsten guten Referees Fitzner stumm. Auch wenn manche frustrierten Unioner Spieler und Fans es anders sahen: An ihm lag es nicht, dass der Spitzenreiter die ambitionierten Gäste klar besiegte.
Schon eher an einem, der zum ersten Mal für den FC Borntal auf dem Platz stand und nach dem Schlusspfiff ein mindestens genauso schelmisches Grinsen im Gesicht trug wie sein Trainer: Paul Saueressig. Der 31-jährige Offensivspieler aus Frankfurt/oder, wo er einst A-junioren-regionalliga spielte, war der Mann des Tages. Zwei Tore schoss er selbst, eins bereitete er vor, eins leitete er ein. Dank ihm fühlte sich der Sonntag für alle Borntaler süß wie Saueressig an.
Dabei hatten in einer umkämpften Anfangsphase, in der beiden Seiten offensiv noch nicht allzu viel gelang, die Gäste die ersten beiden Chancen. Fauvins Direktabnahme wurde geblockt (4.), Köhler parierte gegen Früh nach Konter mit dem Fuß (16.). Eine Koproduktion der beiden stärksten Borntaler in Hälfte eins führte auf der Gegenseite zum 1:0: Im Zentrum erkämpfte Voigtritter den Ball und spielte einen genialen Pass durch die Unioner Hintermannschaft. Saueressig gewann das
Laufduell gegen Elias und traf ins lange Eck (21.). Bei Union mehrten sich die Fehlpässe, den Aktionen der Balcerowski-elf mangelte es an
Tempo, Bewegung und Präzision. „Wir hatten leider nicht unseren besten Tag und dazu kein Spielglück“, meinte der Union-coach.
So nahm das Schicksal der Gäste nach dem nächsten genialen Moment, als Saueressig den Ball gegen Zwei erkämpfte, einmal hochschaute und Torwart Meyer aus gut 30 Metern per Außenrist zum 2:0 überlupfte (33.), seinen Lauf.
Spätestens, als Borntal die zweite Halbzeit mit einem langen Ball auf Friebel eröffnete, der sich im Zweikampf behauptete und den Ball über Meyer ins Tor hob, war das Spiel entschieden (46.). Vier Minuten später fand Saueressigs exakte Flanke Friebels Kopf, sodass auch der seine starke Leistung mit einem Doppelpack krönen konnte. Nach Rudolfs Schrägschuss ins lange Eck zum 5:0, klasse assistiert von Friebel (64.), deutete sich ein Debakel für Union an. Die Gäste waren frustriert, Hoffmann, dem wenig gelungen war, fand nach seiner Auswechslung gar nicht genug Gegenstände, die er malträtieren konnte, und beleidigte im Vorbeigehen die Auswechselriege des Gegners.
Er und Früh, beide eher mit Technik und Torriecher als mit Fitness und Schnelligkeit gesegnet, wurden von der diesbezüglich überlegenen Borntaler Defensive nahezu abgemeldet. Einzig bei den Standards des ebenfalls nicht austrainierten Menskowski war mitunter Gefahr im Strafraum der Gastgeber in Verzug, da Torwart Köhler bei hohen Bällen nicht die beste Figur machte.
Die von Borntals Kapitän Bloss vorgelebte „Weiter, immer weiter“-mentalität kam den Mannen in Blau indes in der Schlussviertelstunde etwas abhanden. Nun durften die Unioner zeigen, dass sie die technisch mit feinste, auf ihrem Kunstrasen geschärfte Klinge der Liga führen. „Wenn man sie spielen lässt, sind die brandgefährlich. Aber bei meinem großen Kader ist es eben wichtig, allen Spielzeit zu ermöglichen“, so Deubner über den auch wechselbedingt mäßigen Schlussakkord seines Teams.
So konnten die Gäste ihr Selbstvertrauen mit einigen Chancen und dem Ehrentreffer etwas aufpolieren. Pinnow hatte sich links durchgesetzt und gefühlvoll geflankt, Kefete volley zum 5:1 vollendet (81.).