Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Das wird bleiben

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An

diesem Mittwoch vor 30 Jahren begann eine Ära. Mit der Landtagswa­hl am 14. Oktober 1990 begann nicht nur Ära des neuen Thüringens, das sich einige Tage zuvor mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepu­blik Deutschlan­d wieder gebildet hatte. An diesem Tag begann auch endgültig die Ära der hiesigen CDU, die für nahezu ein Vierteljah­rhundert das Land politisch dominieren sollte.

Die Menschen, die im Herbst 1989 die ersten Demonstrat­ionen und Friedensge­bete organisier­t hatten, verbannte das Votum des selbstbefr­eiten Volkes – wie zuvor schon bei der Volkskamme­rwahl – an den Rand. Bürgerbewe­gungen und Grüne konnten gemeinsam gerade so eine Fraktion bilden.

Die Macht gehörte nun der Partei, die in der DDR integraler Teil der Sed-geführten Nationalen Front war. Vom Dorfbürger­meister über den Landrat bis zum Ministerpr­äsidenten: Fast alle, die etwas in Thüringen zu sagen hatten, hatten schon der Blockparte­i angehört.

Dass die allermeist­en von ihnen männlich waren, galt als ebenso selbstvers­tändlich. Die CDU-FRAUen, die über die Jahre Politik in der ersten Reihe gestalten durften, lassen sich locker an einer Hand abzählen: Christine Lieberknec­ht, Birgit Diezel, Dagmar Schipanski, Marion Walsmann ... Im Landtag betrug der Frauenante­il 15 Prozent.

Die Unionsmänn­er, zu denen sich in der ersten Regierung noch ein paar Fdp-männer gesellten, machten die Dinge unter sich aus. Und sie stolperten sich gemeinscha­ftlich von Skandalen über Affären zu Fehlentsch­eidungen.

Dennoch bauten sie mit einigem Erfolg das Land auf, das sich bald stolz Freistaat nannte. Dass Thüringen im Vergleich zu den ostdeutsch­en Ländern – und sogar manchen westdeutsc­hen – recht gut dasteht, ökonomisch, sozial und kulturell, das ist auch ihr Verdienst.

Und es ist das Verdienst des ersten Landtags, der die Verfassung erarbeitet­e und Hunderte Gesetze und Regelungen verabschie­dete, die teilweise bis heute gelten. Und egal, was noch so im politisch verrückt gewordenen Thüringen passieren mag: Das wird bleiben.

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