Minister will Lotsen für Autozulieferer einsetzen
Branche kämpft mit den Folgen der Corona-krise und steht unter Druck, neue Antriebe zu entwickeln
Erfurt. Thüringen will den Strukturwandel in der Automobilbranche mit einem erweiterten Beratungsangebot flankieren. So sollen künftig sogenannte Transformationslotsen die Zulieferunternehmen bei der Umstellung von Verbrennungsmotoren auf alternative Antriebsarten unterstützen, kündigte Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) an. Dafür werde die bei der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) angesiedelte „Koordinierungsstelle Transformation“um vier bis fünf Stellen aufgestockt.
Die Lotsen könnten voraussichtlich im ersten Quartal 2021 ihr Arbeit aufnehmen. Sie sollen Unternehmen etwa bei der Entwicklung neuer Sensoren unterstützen, über Branchenentwicklungen und Technologien informieren oder zu Förderangeboten des Landes beraten. Die Thüringer Automobilbranche, die nach Ministerangaben 50.000 Beschäftigte zählt, kämpft mit sinkenden Erlösen wegen der CoronaPandemie und Standortschließungen. Grund für Alarmismus sieht Tiefensee dennoch nicht.
Ein Flächenbrand in der Zulieferbranche sei derzeit nicht zu befürchten. Außerdem stehe ein breiter Instrumentenkasten zur Verfügung, um die Autoindustrie bei dem Strukturwandel zu unterstützen, betonte der Minister. Prognosen gingen davon aus, dass bis 2030 in Thüringen rund 3000 zusätzliche Jobs in den Bereichen Karosserie, Interieur und Elektrik entstehen könnten.
Demgegenüber seien 2000 Jobs im Segment Antrieb/fahrwerk gefährdet, das mit 35 Prozent der
Unternehmen und 48 Prozent der Beschäftigten die Branche in Thüringen dominiere.
Die Cdu-fraktion warf der rotrot-grünen Landesregierung die Vernachlässigung der Branche vor. Eine Branchenstrategie im Jahr 2020 dürfe nicht im Wesentlichen aus Beratern bestehen, die in den Betrieben Hinweise geben, wie sich die Produktion umstellen oder weiterentwickeln lasse, kritisierte der wirtschaftspolitische Sprecher der Cdu-landtagsfraktion, Martin Henkel.