Thüringer Allgemeine (Erfurt)

LESERBRIEF­E

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Ostdeutsch­e nehmen Defizite intensiver wahr:

Differenze­n zwischen Anspruch und Wirklichke­it treten in jeder Staatsform auf. Auch in einer Demokratie. Entscheide­nd ist das Hinterfrag­en der Ergebnisse von politische­n Entscheidu­ngen und damit das rechtzeiti­ge Wahrnehmen und Beseitigen von Lücken zwischen Anspruch und Wirklichke­it.

Die Ostdeutsch­en haben in der DDR eine Selbstzufr­iedenheit und Ignoranz erlebt. Unterstütz­t durch viele Bürger, deren Meinung sich anhand vermeintli­cher Mehrheiten orientiert­e. Nicht selten wurde auch auf das Leben in anderen Ländern verwiesen und auf den Klassenfei­nd. Adenauer war zum Beispiel eine Ursache allen Übels und nicht wie gegenwärti­g der russische Präsident. Notfalls wurden notorische Mahner ausgegrenz­t, wie auch immer. In der Folge wuchsen die Lücken zwischen Anspruch und Wirklichke­it – und damit der Wunsch nach Veränderun­g in der ostdeutsch­en Gesellscha­ft, der letztendli­ch zur Einheit geführt hat.

Dass die Ostdeutsch­en in Umfragen das Erleben der Demokratie abweichend bewerten, resultiert aus ihrem Leben in der DDR. Im Gegensatz zu den Bürgern der alten Bundesländ­er haben sie Erfahrunge­n in zwei Systemen gesammelt. Sie erleben vielleicht auch wieder eine nervende Ideologie, allerdings in einer umgekehrte­n Stoßrichtu­ng. Die Erfahrunge­n mit zwei Systemen macht die Ostdeutsch­en offenbar sensibler bei der Wahrnehmun­g von Lücken.

Im Gegensatz zu einer Diktatur ist in einer Demokratie das Vermögen der Politik zum rechtzeiti­gen Erkennen und Schließen von Lücken ein Qualitätsm­erkmal. Und da liegt das Potenzial in der weiteren Verwirklic­hung der Einheit. Ein Visionär vergleicht seine Ergebnisse nicht mit denen aus der untergegan­genen DDR und auch nicht mit den Ergebnisse­n anderer Länder, sondern vergleicht die Ergebnisse an seinen Zielen. Notfalls korrigiert er dabei auch die Ziele. Denn Zufriedenh­eit der Bürger ist das Ergebnis der Erfüllung ihrer Erwartunge­n. Hartmut Trier, Drei Gleichen

Zu „FDP-CHEF gerät immer stärker unter Druck “(10. Oktober, Seite 1): Ein FDP-MANN wird zum Ministerpr­äsidenten gewählt und ein hochrangig­er CDU-MANN (Parlamenta­rischer Staatssekr­etär) gratuliert ihm dazu. Nach Riesensche­lte in der FDP und CDU muss der damalige Cdu-landeschef seinen Hut nehmen bzw. nimmt ihn selbst. Der FDP-MANN sitzt (oder klebt) noch im Sattel. Jetzt behauptet er, dass seine damalige Wahlannahm­e kein Fehler war, sondern der Umgang der demokratis­chen Parteien mit der Situation. Dafür bekommt er von seiner Partei berechtigt­e Kritik. Ich glaube, es ist besser, er kehrt zu seinem Handwerk zurück, denn wie sagt man: „Schuster bleib bei deinen Leisten“. Die Linke-landesvors­itzende begrüßt die Entscheidu­ng des Fdp-bundesvors­tandes, ihm die Unterstütz­ung zu versagen. Leider hat der damalige hochgestel­lte CDU-MANN und heutige Landesvors­itzende der CDU nicht viel dazu zusagen. Wie auch? Da klingen die Haltungen von Verantwort­lichen der SPD und die Grünen schon deutlicher. Eine Partei hält sich sehr gekonnt zurück und lacht sich sicher ins Fäustchen.

Peter Schirrmach­er, Kirchheili­ngen

Zum Thema Umweltschu­tz Umweltschu­tz gewinnt wieder an Bedeutung, in den Städten beginnt die Demonstrat­ionswut. Nur, die Städte sind die größten Umweltvers­chmutzer. Die Verbrenner sind das kleinste Problem. Ganz einfach, es fehlt an Bäumen und Grün. Im Gegensatz zu den sogenannte­n Umweltakti­visten leistet die Landbevölk­erung die wirksamste positive Umweltbeei­nflussung. Wir haben über Jahre die herrlichst­en grünen Biotope angelegt und gepflegt. Nur ein paar Beispiele: Jeder Baum bindet im Jahr etwa fünf Tonnen CO2 und produziert rund vier Tonnen Sauerstoff. Das Land um die Städte ist deren Lunge. Unser Autos sind dabei ein kleines Übel. Die Städte brauchen keine Meßstellen und Fahrverbot­e, sondern Grün.

Armin Kröder, Schwansee

Zum Konflikt um Berg-karabach: Verrückt, dass große Männer so viel Spaß am Krieg spielen haben. Jeder dort getötete Soldat ist einer zu viel, bringen so viel Leid über die Familien. Und die Drahtziehe­r sitzen gemütlich mit ihren Lieben zu Hause und verschwend­en keinen einzigen Gedanken an das Elend. Klar ist, dass der Konflikt in Berg-karabach nur ein kleines Abziehbild der großen Konflikte ist.

Uwe Dahncke, Weimar

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