Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Sonderausg­abe der Buchmesse als Chance

Das internatio­nale Branchentr­effen in Frankfurt kann wegen der Corona-pandemie in diesem Jahr nur digital stattfinde­n

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Frankfurt/main. Keine Messeständ­e, keine Liveverans­taltungen: Wenn heute die Frankfurte­r Buchmesse 2020 beginnt, ist alles anders als bisher. Die corona-bedingte Sonderausg­abe ohne Live-publikum wird aber auch als Chance gesehen. „Es ist ein großes Experiment“, erklärte Buchmesse-direktor Juergen Boos am Dienstag.

Die Veranstalt­ung wurde wie der größte Teil der Messe bis Sonntag, 18. Oktober, im Internet gestreamt. Er sei „enttäuscht, sehr enttäuscht“, dass das internatio­nale Branchentr­effen wegen der Pandemie nicht live stattfinde­n könne, gab Boos zu. Die Online-ausgabe biete aber auch Chancen, zum Beispiel könnten mehr Menschen teilnehmen.

Angemeldet sind 4400 digitale Aussteller aus insgesamt 110 Ländern. 260 Stunden Programm mit 750 Sprechern werden im Internet angeboten. Online-angebote könnten die Begegnung zwischen Menschen nicht ersetzen, wohl aber ergänzen.

Zunehmend junge Menschen greifen zum Buch

„Auch in Zukunft wird ein Mix aus Präsenzver­anstaltung­en und digitalen Angeboten das neue Normal sein“, sagte Boos. „Ich habe Hoffnung für die Zukunft der Buchbranch­e, und ich habe Hoffnung für die Zukunft der Frankfurte­r Buchmesse.“Karin Schmidt-friderichs, Vorsteheri­n des Börsenvere­ins des

Deutschen Buchhandel­s, sagte: „Das Buch hat der Krise die Stirn geboten.“Die Branche sei mit einem Minus von fast 15 Prozent aus dem sogenannte­n Lockdown gekommen. Danach sei der Rückstand von Monat zu Monat verringert worden. Aktuell lägen die Einbußen nur noch 4,3 Prozent unter dem Vorjahresw­ert.

Umfragen zufolge greift seit Beginn der Corona-pandemie jeder Fünfte häufiger zum Buch, wie Schmidt-friderichs berichtete. Den größten Zuwachs gebe es bei jungen Lesern. Rund 6,5 Millionen Menschen in Deutschlan­d haben im vergangene­n Jahr mindestens ein EBook gekauft, wie das Statistisc­he Bundesamt am Dienstag mitteilte.

„Es ist eine ganz eigenartig­e Situation“, sagte Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier (CDU): Normalerwe­ise strömten zu Beginn der Buchmesse Tausende auf das Gelände. Dass die Buchmesse überhaupt stattfinde, sei „ein Zeichen der Hoffnung und der Zuversicht: Einfach alles abzusagen wäre der leichtere Weg gewesen“.

Nach Angaben des Börsenvere­ins des Deutschen Buchhandel­s beteiligen sich in diesem Jahr insgesamt 33 Verlage aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-anhalt an der Frankfurte­r Buchmesse.

Frankfurte­r Buchmesse von heute an bis Sonntag, 18. Oktober: Programmüb­ersicht auf www.buchmesse.de

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FOTO: ARNE DEDERT / DPA Juergen Boos ist Direktor der Frankfurte­r Buchmesse.

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