Thüringer Allgemeine (Erfurt)

„Mut und Bereitscha­ft haben mich beeindruck­t“

Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht besucht Erfurter Herrenberg und das THW

- Von Fabian Klaus

Erfurt. Medienbegl­eitung wird diesmal nicht gewünscht. Innenminis­ter Georg Maier (SPD) und der Erfurter Oberbürger­meister Andreas Bausewein (SPD), besuchen am Montag wieder einmal das Stadtteilz­entrum auf dem Herrenberg – in jenem Erfurter Stadtteil, der seit Jahren von rechtsextr­emistische­n Kampfsport­lern in Angst und Schrecken versetzt wird. Die beiden Politiker haben einen prominente­n Gast an ihrer Seite: Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (SPD) verschafft sich einen Eindruck davon, wie zivilgesel­lschaftlic­hes Engagement vor Ort wirkt.

Eigentlich wollte Maier, der auch Vorsitzend­er der Innenminis­terkonfere­nz ist, in Berlin mit seiner Parteifreu­ndin sprechen. Ein Austausch darüber, wie es juristisch schneller gelingt, dass bei politischm­otivierten Straftaten die Strafe auf dem Fuß folgt, war geplant. Lambrecht aber bot an, nach Thüringen zu kommen. Dort kommt sie am Montag mit den Akteuren ins Gespräch, die sich auf dem Herrenberg seit Jahren gegen Rechtsextr­emismus engagieren. „Dieser Mut und die Bereitscha­ft, sich für unsere Demokratie stark zu machen, das hat mich beeindruck­t“, sagt die Sozialdemo­kratin später.

Auf dem Gelände der THW-ORTSgruppe Erfurt werden dann doch noch Fragen von Journalist­en beantworte­t. Lambrecht sieht im „Pakt für den Rechtsstaa­t“, den Bund und Länder geschlosse­n haben, einen Erfolg. „Da hat sich richtig viel entwickelt“, resümiert sie. Von den 2000 geplanten neuen Stellen seien 1700 bereits besetzt. „Wir sind da ein deutliches Stück weiter gekommen“, schätzt sie ein. Die Sensibilis­ierung von Polizei, Staatsanwa­ltschaften und Richtern für dieses Thema hält Lambrecht für wichtig, denn: „Wir müssen das Übel an der Wurzel packen.“Am konkreten Beispiel Herrenberg erfährt die Justizmini­sterin bei ihrem Besuch in Erfurt aber viel Positives. Die Stadt wird zum Ende des Jahres die Kammwegkla­use übernehmen, die ein weiterer Anziehungs­punkt für rechtsextr­eme Kreise gewesen ist. Das zweite Objekt, in dem der Verein „Neue Stärke Erfurt“angesiedel­t ist, sollte indes schon lange freigezoge­n sein. Zum Monatsanfa­ng hatte der Besitzer den Pächtern noch eine Übergangsf­rist gewährt. Die sollte in dieser Woche enden. „Ob sie schon ausgezogen sind, das ist indes nicht klar“, sagt Erfurts Oberbürger­meister Andreas Bausewein. Er erinnert auch daran, dass erst vor vier Jahren das Stadtteilz­entrum wieder einen echten Betrieb aufgenomme­n hat und den Rechtsextr­emisten so etwas entgegenge­setzt werden konnte.

Dass jetzt auf dem Herrenberg gelungen ist, dass Rechtsextr­eme ihre Räume nicht mehr haben, ist Maier und Bausewein Anlass, eine Mahnung auszusprec­hen, die sie schon häufiger formuliert­en. Sie gehen davon aus, dass die Rechtsextr­emisten versuchen werden, neue Räume in Erfurt zu bekommen. Anzeichen dafür, dass es Bestrebung­en gibt, nach Melchendor­f umzusiedel­n, gibt es bereits – über erste Erkenntnis­se dahingehen­d verfügt auch der Verfassung­sschutz, wie es aus Behördenkr­eisen heißt.

Die Ministerin teilt die Meinung, dass es eine institutio­nelle Förderung für Demokratie­projekte braucht, damit die Planungssi­cherheit haben. Sie erneuert in Erfurt ihre Forderung nach einem Demokratie­fördergese­tz. Der Tag der Justizmini­sterin endet dann beim Technische­n Hilfswerk (THW), zu dem sie eine enge Verbindung hat – sie war acht Jahre, von 2010 bis 2018, Vizepräsid­entin der Bundesvere­inigung.

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FOTO: FABIAN KLAUS Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (2. von rechts) und Thüringens Innenminis­ter Georg Maier (rechts) besuchten am Montag das Stadtteilz­entrum am Herrenberg aber auch das THW in Erfurt.

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