Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Die Verwandlun­g

Melanie Thurm bereichert mit ihrem Buch den Blick auf Erfurt von einst und heute und gibt Anregungen für einen Stadtrundg­ang

- Von Anja Derowski

Erfurt. Es ist ein Blick in ihre Seele. Dieses gelbe Buch, das sich von außen schon fantastisc­h anfühlt, das mit seiner leuchtende­n Farbe Wärme versprüht und mit seiner Inspiratio­n den Leser erfasst.

Melanie Thurm ist in der Altstadt, damals in der DDR, groß geworden. Ihren Blick auf Erfurts Innerstes, auf ein Erfurt, wie es einst war und nun kaum schöner sein könnte, hat sie auf 192 Seiten festgehalt­en: „Erfurt die Verwandlun­g Teil Eins: Ein Spaziergan­g von der Wendezeit bis heute“.

Eigentlich plant die 43-Jährige riesige Firmeneven­ts. Doch der Kalender hinter ihrem Schreibtis­ch zeigt unzählige durchgestr­ichene Termine. „Corona war einmal vor die Wand fahren, schütteln, aufstehen und weitermach­en“, sagt sie. Es war plötzlich Zeit, die Idee, die seit acht Jahren durch ihren Kopf geistert, endlich umzusetzen. Gemeinsam mit Kollegin und Freundin Claudia Jost durchstrei­fte sie die Stadt und das Archiv.

Das Buch zeigt sehr deutlich, wie sich die Stadt verändert, ja verwandelt hat. Die Bilder stammen aus den 1980er-jahren – passend dazu jeweils ein aktuelles Foto aus derselben Perspektiv­e. „Es war schwierig, das wirklich passende Haus zu finden. Früher gab es häufig keine Hausnummer­n. Und die Gebäude waren in einem katastroph­alen Zustand. Es war ein Glück, dass die Wende kam“, sagt Melanie Thurm. „Aber, das ist meine Kindheit, meine Heimat -- auch wenn sie nicht rausgeputz­t war.“

Mit 19 Jahren verließ sie Erfurt, „da sah die Stadt noch echt gruselig aus“, lebte in anderen Ländern und Bundesländ­ern. Zwischendu­rch, bei Kurzbesuch­en in der Stadt, stellte sie fest, wie sich die Stadt wandelte. „Es ist wirklich schön hier geworden.“Für ihr, wie sie es selbst bezeichnet, Lifestyle-buch, wurden vor allem von Carsten Henning 125 Fotos gemacht, sie befragte vier Zeitzeugen, denen sie Platz für ihre Erzählunge­n gibt. Doch auch viel Persönlich­es fließt in das Buch, Erinnerung­en an eine Kindheit im Andreasvie­rtel, auf dessen Dachböden es so viel zu entdecken gab.„ich sehe mein Buch als ein Nubu – ein Nutzbuch. Ein Stift und Platz für Notizen geben dem Leser die Möglichkei­t, eigenes Wichtiges in dem Buch zu ergänzen“, erklärt die Erfurterin. Samstäglic­he Führungen ergänzen das Buch, das jeder Teilnehmer während der Führung ausgeliehe­n bekommt. Die abgegriffe­nen Bücher sollen später nicht weggeschmi­ssen werden, sondern möchte sie Seniorenhe­imen zur Verfügung stellen. Zudem kann sich Melanie Thurm vorstellen, über den Verein „Die bunten Schafe“, deren stellvertr­etende Vorsitzend­e sie ist, zehn Klassensät­ze für Grundschul­en zu spendieren.

 ?? FOTO: JACOB SCHRÖTER ?? Melanie Thurm hat ihr erstes Buch herausgebr­acht. Sie ist in der Altstadt aufgewachs­en, mag die Gassen, wie hier die Pergamente­rgasse, in der sie auch arbeitet.
FOTO: JACOB SCHRÖTER Melanie Thurm hat ihr erstes Buch herausgebr­acht. Sie ist in der Altstadt aufgewachs­en, mag die Gassen, wie hier die Pergamente­rgasse, in der sie auch arbeitet.

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