Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Ungewohnte Ästhetik und Szenen aus dem Leben

Dramaturgi­n Larissa Wieczorek über die Erfurter Fassung von Mozarts Singspiel „Der Schauspiel­direktor“

- Von Lydia Werner

Erfurt. Als Komödie legte Wolfgang Amadeus Mozart sein Singspiel „Der Schauspiel­direktor“an. Die Erfurter Fassung hat an diesem Samstag Premiere im Theater Erfurt und soll dem Publikum wie einst das Original einen Einblick in das Innenleben eines Musiktheat­ers gestatten.

„Wir haben eigentlich viel aus dem echten Leben gegriffen. Zugespitzt, verfremdet und übertriebe­n zwar, aber nicht alles frei erfunden. Das erscheint manchmal sogar bitter, insgesamt aber eher satirisch als urkomisch“, beschreibt Dramaturgi­n Larissa Wieczorek den Unterschie­d zum Original.

Mehr Mozart-arien als im Original erklingen auf der Bühne

Insgesamt eine knappe halbe Stunde Musik und sehr, sehr viele Dialoge, das wollten die Erfurter nicht nur wegen der Corona-einschränk­ungen ein bisschen anpassen. Heute würde man Casting nennen, was den Schauspiel­direktor in der ursprüngli­chen Fassung in den Mittelpunk­t rückt. Auf der Bühne geht es in dieser Spielfassu­ng um das Stück „Der Schauspiel­direktor“, welches aufgeführt werden soll. Also ein Stück im Stück. Es ist eine Probensitu­ation, die den Blick hinter die Kulissen einer solchen Produktion erlaubt. „So bekommen wir noch mehr Mozart-musik auf die Bühne, sozusagen ein Best-of von Mozart-arien“, sagt Larissa Wieczorek. Untergebra­cht wurde, was szenisch etwas hergibt für die Probensitu­ation.

Das führt dazu, dass auch in italienisc­her Sprache gesungen wird. Geübte Theatergän­ger sind mit den deutschen „Übertiteln“schon vertraut. Wenn sich das Geschehen zeitlich einordnen soll, dann am ehesten in die Goldenen 1920erJahr­e, als sich das Theatersch­affen revolution­ierte, weiß die Dramaturgi­n.

Wie in diesem besonderen Jahr beim gesamten Spielplan des Theaters kam es auf die Größe der Besetzung an, die darüber entschied, was auf die Bühne kommt. Es ist eine relativ kleine Besetzung mit zwei Schauspiel­ern und vier Sängern.

Ein Chor ist nicht erforderli­ch. Und das Orchester, welches wegen der geforderte­n Abstände nicht in den Graben passt, ist auf der Hinterbühn­e postiert. „Vielleicht nicht ganz so optimal“, sagt die Dramaturgi­n. Doch alle im Theater sind froh, dass überhaupt wieder gespielt beziehungs­weise gesungen werden darf.

Sechs Meter Abstand in Singrichtu­ng sind eine Herausford­erung

Sechs Meter Abstand in Singrichtu­ng, das stellt die Agierenden und auch den Regisseur vor besondere Herausford­erungen. Und das ist lediglich eine der Anforderun­gen wegen der Corona-hygienevor­schriften. Der ganze Ablauf auf der Bühne muss sich danach richten. Während sich das vorher förmlich wie eine Riesenhürd­e angefühlt hat, kann Larissa Wieczorek dem inzwischen sogar eine „ungewohnte Ästhetik“abgewinnen.

Für den „Schauspiel­direktor“hat die Dramaturgi­n übrigens wesentlich mehr Proben besucht als früher üblich. Denn gemeinsam mit Cristiano Fioravanti, der das Singspiel inszeniert hat, feilte sie an den vielen Dialogen. Wie das Ergebnis schließlic­h ankommt, wird sie bei der Premiere aus nächster Nähe erfahren. Denn dann sitzt sie mitten zwischen dem Publikum.

Premiere am Samstag, 18 Uhr, im Großen Haus des Theaters Erfurt; zweite Vorstellun­g um 20.30 Uhr; Karten im Besucherse­rvice an der Theaterkas­se, Tel. 0361/22 33-155

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FOTO: LYDIA WERNER Larissa Wieczorek mit Figurinen, die den Schauspiel­ern und Sängern während der Proben einen Eindruck von den Kostümen vermitteln. „Der Schauspiel­direktor“hat am Samstag Premiere.

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