Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Fotos als Blicke in die Vergangenh­eit

Alben aus früheren Jahren warten darauf, wiederentd­eckt zu werden

- Von Andreas Bauer

Viele können sich noch erinnern. Zu Ddr-zeiten wurde viel fotografie­rt. Meist in Schwarz-weiß. Farbfilme waren Mangelware und teuer. Für 14 Tage Urlaub oder eine Familienfe­ier reichten oft zwei Filme mit maximal 72 Bildern. Waren die Filme voll, brachte man sie zum Fotografen zum Entwickeln. Nach etwa zwei bis drei Wochen konnte man die Bilder dann abholen. Was war die Freude groß, wenn diese im Familien- oder Freundeskr­eis angesehen wurden.

Dann kam die Zeit, wo es plötzlich fast alles gab. Die Bilder wurden bunt, die Filme erschwingl­ich. Zum Entwickeln mussten die Filme

Fotokamera­s sind auch heute noch nicht aus der Mode.

zum Fotografen oder in einen Drogeriema­rkt gebracht werden. Schon nach wenigen Tagen konnten die Bilder abgeholt werden. Auch jetzt war die Freude beim Ansehen der Fotos aus der großen, weiten und

bunten Welt groß. Viele Fotos wurden in liebevoll gestaltete Alben geklebt und diese an Feiertagen oder langen Winteraben­den angesehen.

Doch dann kam über Nacht das digitale Zeitalter. Die Zeit der

Papierfoto­s war fast abgelaufen. Mit einem digitalen Fotoappara­t kann man unendlich viele Fotos machen und diese dann am Computer ansehen und speichern. Das alles bei null Kosten.

Es kam schlimmer – mit den Smartphone­s und ihren vielen Möglichkei­ten. Kein Mensch, keine Katze, kein Hund oder Wellensitt­ich ist mehr vor einem Schnellsch­uss sicher. Auf Familienfe­iern und erst recht im Urlaub werden gefühlt Millionen Fotos gemacht. Hatte man bisher immer mal wieder gerne Fotos von Freunden und Bekannten angesehen, war die Freude nun dahin. Denn wer will stundenlan­g und alle Tage wieder die Fotos vom Papa mit dem Sohn am Strand, auf der Burg, am Pool und noch mal am Pool sehen? In den digitalen Archiven und Briefkäste­n dieser Welt lagern und vermodern Billionen Fotos.

Doch was ist in unseren Schränken und Alben daheim. Dort lagern die vorgenannt­en Fotos und warten darauf, wiederentd­eckt zu werden. Vielleicht nutzen auch Sie die kommenden langen Abende oder Regentage, um sich diese mal wieder anzusehen. Sie werden erstaunt sein, wen sie da alles wiedersehe­n! Viele schöne Stunden werden plötzlich aufleben, aber leider wird auch manche Träne auf die Fotos tropfen. Ich werde nach der Fotoschau die Zeit nutzen und auch meine digitalen Archive aufräumen.

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FOTO: A. WARNECKE / DPA

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