Thüringer Allgemeine (Erfurt)

„Ohne Schlammbad kommt keiner ins Ziel“

Olympiasie­ger Nils Schumann über den Legend-of-cross-hindernisl­auf am 1. November

- Von Axel Eger

Erfurt. Herbstzeit ist Hindernisl­aufzeit. Was vor sechs Jahren an der Erfurter Schwedensc­hanze als Cross mit kleinen, natürliche­n Hinderniss­en begann, ist mit dem 2015 erfolgten Umzug an die Drei Gleichen zum wahren Kult geworden. Am 1. November startet in Mühlberg die siebente Auflage des Laufes, der seit 2017 als Legend of Cross firmiert. Im Gespräch erklärt Veranstalt­er Nils Schumann, wie er in diesen besonderen Zeiten einen Crosslauf mit 1500 Starterinn­en und Startern plant und durchführe­n wird.

Herr Schumann, viele Hobbyläufe­r hatten in den vergangene­n Monaten mehr Zeit als gewöhnlich, haben aus der Not eine Tugend gemacht und sich sportlich in Form gebracht. Wie ist eigentlich Ihr aktueller Trainingsz­ustand?

Ich versuche mir nach wie vor zwei bis drei Mal pro Woche die Laufschuhe zu schnüren und mit meinem Hund eine lockere Morgenrund­e zu drehen. Daran hat Corona wenig geändert. Das liegt aber auch daran, dass bei mir trotz Pandemie keine Langeweile aufkam.

Aber auch Ihre Branche war einige Wochen auf Eis gelegt und ist immer noch von Einschränk­ungen betroffen...

Dass wir in den ersten Monaten im Personal-fitness-bereich nicht arbeiten konnten, heißt nicht, dass wir nichts zu tun hatten. Wir haben praktisch von heute auf morgen Online-angebote für unsere Kunden entwickelt, haben mit den zuständige­n Behörden über Ausnahmege­nehmigunge­n diskutiert, um Fördermitt­el gekämpft und gleichzeit­ig habe ich mich im Homeschool­ing versucht. Ich bin froh, dass wir inzwischen wieder ein gewisses Maß an Normalität genießen können. Ich hoffe, dass das auch so bleibt.

Eine Großverans­taltung nach der anderen musste abgesagt werden, auch viele Läufe waren davon betroffen. Der Legend of Cross soll am 1. November mit erwarteten rund 1500 Startern stattfinde­n. Ist das angesichts steigender Infektions­zahlen realistisc­h?

Wir gehen fest davon aus, dass wir in drei Wochen starten können. Dafür haben wir ordentlich am Konzept des Crosslaufs gefeilt. Aber einige Fragezeich­en bleiben bis zum Schluss. In Thüringen sind OpenAir-veranstalt­ungen zwar möglich, aber es gelten auch hier Einschränk­ungen, die der Gesetzgebe­r jederzeit verschärfe­n kann. Mit dieser

Unsicherhe­it muss ich aktuell als Veranstalt­er leben. Und diese Unsicherhe­it bleibt natürlich auch für unsere Starterinn­en und Starter.

Was können Sie tun, damit der Lauf am 1. November coronakonf­orm über die Bühne gehen kann? Zunächst haben wir am Veranstalt­ungsort, dem Sportplatz in Mühlberg, genug Raum, um auf Abstand gehen zu können. Wir haben bereits 1000 Startnumme­rn verschickt, damit die Sportlerin­nen und Sportler nicht Schlange stehen müssen. Dann werden wir in diesem Jahr auch nicht alle Athleten gleichzeit­ig auf die Strecke schicken.

Das Staunen über Nadal gehört seit 15 Jahren zum Programm. Die italienisc­he Zeitung „La Repubblica“formuliert­e es so schön: „Als Nadal erstmals auf dem Platz von Roland Garros gewann, gab es Twitter noch nicht, Youtube war weniger als ein Jahr alt, und die Kinder spielten auf der Playstatio­n 2. Es war das Jahr 2005.“

Meine Frau und ich haben uns 1997 kennengele­rnt. Sie werden lachen. Mit einem Tennisspie­l. Im „Club Med“liehen wir uns zwei Schläger und ein paar Bälle, sprachen bis auf ein paar Worte nicht die Sprache des anderen und konnten – sie ahnen es – auch nicht wirklich Tennis spielen. Das

Sondern?

Wir starten in Wellen mit je einhundert Athleten und zehnminüti­gem Abstand. Wer nicht im Startblock steht, trägt eine Mund-nase-bedeckung. Außerdem haben Zuschauer keinen Zugang zum Start- und Zielbereic­h.

Bleibt da nicht auch der Spaß auf der Strecke?

Nein. Die Läuferinne­n und Läufer mussten in diesem Jahr eine Veranstalt­ung nach der anderen aus ihrem Wettkampfk­alender streichen. Die Vorfreude unserer Starter ist also riesig, ebenso das Verständni­s für die eine oder andere Planänderu­ng oder Einschränk­ung. Und das Lauferlebn­is auf der Strecke ist ja nach wie vor ungetrübt.

Was erwartet die Starter in diesem Jahr?

Wir bieten wieder drei Distanzen von 10 über 17 bis 27 Kilometern Länge an, dazu einen vier Kilometer langen Juniorcros­s. Die Strecken rund um die Drei Gleichen sind landschaft­lich sehr reizvoll und mit bis zu 950 Höhenmeter­n verdammt fordernd. Zudem sorgen wir dafür, dass sich jeder Läufer ordentlich schmutzig macht. Ich kann verspreche­n: Ohne Schlammbad kommt keiner ins Ziel. war lustig. Den ersten Punkt machte meine spätere Gattin, als sie ihren „Pariser“Aufschlag von unten zelebriert­e. Ein Stopp quasi, der mich völlig überrascht­e.

Da war sie, die Erinnerung an Michael Chang, Ivan Lendl und einen Schwarz-weiß-fernseher in der Sportredak­tion der Thüringer Neuesten Nachrichte­n. Dort verfolgte ich vor 31 Jahren die Partie zwischen dem kleinen Amerikaner und „Ivan, dem Schrecklic­hen“auf dem Sand von Paris. Das Ergebnis sollte noch ins Blatt, doch der erst 17 Jahre alte Chang wollte einfach nicht verlieren. Inzwischen war der Redaktions­schluss längst durch, doch ich klebte vor dem Staßfurter Gerät und traute meinen Augen nicht. Im fünften Satz servierte der von Krämpfen geplagte Chang plötzlich von unten. Lendl verlor erst den Punkt, dann die Nerven und letztlich das

 ?? FOTO: GUDIO WERNER ?? Nils Schumann (vorn) lief im vergangene­n Jahr die 10-Kilometer-strecke zusammen mit seinem Sohn Andor (links).
FOTO: GUDIO WERNER Nils Schumann (vorn) lief im vergangene­n Jahr die 10-Kilometer-strecke zusammen mit seinem Sohn Andor (links).

Newspapers in German

Newspapers from Germany