Patzer und Zaubertore
Beim 3:3 gegen die Schweiz verpasst die deutsche Elf den zweiten Sieg in der Nations League
Köln. Der Stadion-dj hatte gut zu tun: Immer wieder musste er „Kernkraft 400“anspielen, den 90er-jahre-techno-hit von Zombie Nation. Insgesamt dreimal erklang die Tormusik der deutschen Nationalmannschaft. Normalerweise hätte das gleichbedeutend mit einem lockeren Sieg sein müssen, aber an diesem Abend in Köln war wenig normal – und so endete die NationsLeague-partie gegen die Schweiz unentschieden 3:3 (1:2).
Joachim Löw hatte die Elf umgebaut nach zuletzt wenig ansprechenden Auftritten. Statt einer Dreier- spielte nun eine Viererkette, von der sich der Bundestrainer mehr Tempo im Spielvortrag erhoffte. Und weiter vorne sollten Timo Werner und Kai Havertz für Schwung sorgen.
Was in der Theorie gut klang, wurde in der Praxis zunächst durch kapitale individuelle Fehler torpediert. Nach Serge Gnabrys Fehlpass tief in der eigenen Hälfte konnte Manuel Neuer Xherdan Shaqiris Schuss aus kürzester Distanz noch zur Ecke abwehren. Die köpfte Robin Gosens weg, doch Remo Feulner beförderte den Ball gleich wieder rein in den Strafraum, wo der frühere Schalker Mario Gavranovic von der herausrückenden Abwehr vollkommen vergessen worden war und den Ball per Kopf als herrliche Bogenlampe über Neuer hinweg ins lange Eck fabrizierte (5.).
Ein Muster, das sich wiederholen sollte: Das deutsche Spiel sah deutlich besser aus als so oft zuletzt – aber da waren immer wieder diese schweren Fehler. Neuers allzu lässiger Klärungsversuch blieb an Haris Seferovic hängen, doch die Schweizer wussten dieses Geschenk nicht zu nutzen (16.). Das nächste aber sehr wohl: Ausgerechnet der Jubilar Kroos spielte einen Fehlpass, die Schweizer zerlegten die unsortierte deutsche Abwehr mit einem Konter, an dessen Ende Freuler den Ball lässig ins Tor lupfte (26.).
Die deutsche Mannschaft hatte bis dahin nur eine ernsthafte Torchance durch Timo Werner vorzuweisen (25.). Gleich vier Gegner konnten sein Dribbling nicht stoppen und von der Strafraumgrenze legte er den Ball klug ins lange Eck (28.). Nun endlich hatte die deutsche Mannschaft die Partie im Griff. Doch Robin Gosens‘ AußenristSchlenzer lenkte Yann Sommer über die Latte(35.), Kroos schoss aus 25 Metern knapp vorbei (44.).
Es ging schwungvoll weiter: Werner schoss über das Tor (48.), Sommer lenkte einen Havertz-schuss an den Pfosten (49.). Und dann patzten mal die Schweizer: Havertz nahm einen Fehlpass mit, sprintete in höchstem Tempo in den Strafraum und traf überlegt ins lange Eck (55.) – eine feine Einzelleistung.
Die Freude währte nur kurz: Neuer parierte gegen Seferovic, dann aber bekam die deutsche Mannschaft den Ball nicht geklärt, und Gavranovic jagte ihn ins Tor (57.). Doch auch das sollte nicht die letzte Pointe sein: Werner setzte sich auf der rechten Seite stark durch, gab scharf herein und Gnabry lenkte den Ball mit der Hacke ins Tor (59.).
Damit war der Tag des offenen Tors in Köln beendet, die deutsche Elf beendete ihn mit gemischten Gefühlen: Spielerisch hatte sie einen Schritt nach vorn gemacht, das schon. Aber mit ihrer unsteten Art und den vielen Patzern hatte sie sich wieder einmal um mehr gebracht.