Thüringer Allgemeine (Erfurt)

„Kein Streich, sondern bitterer Ernst“

Erfurter Verkehrsbe­triebe verurteile­n Angriffe mit Stahlkugel­n aufs Schärfste. Polizei fahndet mit Hochdruck

- Von Anja Derowski

Erfurt. Erneut wurden ein Bus und eine Straßenbah­n an der Haltestell­e Rieth mit Stahlkugel­n beschossen. Die erste Tat ereignete sich am Dienstagab­end. Gegen 19.45 Uhr wurden zwei einfahrend­e Busse und eine haltende Straßenbah­n beschädigt. Eine unbekannte Person oder mehrere Personen hatten, so vermutet die Polizei, mit einer Schleuderw­affe Stahlkugel­n auf die Fahrzeuge geschossen. Dabei wurden die Seitensche­iben beschädigt.

Die zweite Tat ereignete sich am Mittwoch gegen 16 Uhr – erneut an der Haltestell­e Rieth in der Mainzerstr­aße. Die Polizei fahndet nun intensiv. Während der Tat befanden sich sowohl Passagiere in Bus und Bahn sowie an der Haltestell­e. Verletzt wurde durch den Angriff laut Polizei niemand. „Die Kriminalpo­lizei kam zur Spurensich­erung zum Einsatz. Mehrere Stahlkugel­n wurden sichergest­ellt“, sagt Polizeispr­echerin Julia Neumann. Insgesamt wurden am Mittwoch drei Seitensche­iben beschädigt. Die Stahlkugel­n durchschlu­gen die doppelt verglasten Scheiben nicht.

Die Bahnen müssen komplett aus dem Verkehr genommen und repariert werden. Die geschieht in der Werkstatt der Erfurter Verkehrsbe­triebe. „Die Bahnen verfügen über einfaches Sicherheit­sglas. In den Bahnen ist innen eine Antikratzf­olie aufgebrach­t. Diese verhindert unter anderem ein Zersplitte­rn der Scheibe“, erklärte Evag-sprecherin Anke Roder-eckert. „Einige Busse verfügen über einfaches, andere über doppeltes Sicherheit­sglas.

Auch hier ist von innen eine Antikratzf­olie angebracht.“

Die Bahn, die am Dienstag beschädigt wurde, wurde am nächsten Tag repariert und ist schon wieder unterwegs. Die Bahn, die am Mittwoch beschädigt wurde, wird am Donnerstag wieder fahrtüchti­g gemacht. Die Reparatur beim Bus dauert drei bis vier Tage. „Die Schadensum­me beim Bus liegt bei 3000 bis 3500 Euro. Bei den beiden Bahn betragen die Kosten circa 2200 Euro pro Bahn“, so Roeder-eckert.

Unter den beschädigt­en Straßenbah­nen war keine der neuen Bahnen,

die erst seit einigen Wochen in Erfurt im Einsatz sind.

Bisher, so die Sprecherin weiterhin, habe es solche Vorfälle nicht gegeben. Michael Nitschke, Betriebsle­iter der Evag, ist empört: „Wir verurteile­n die Vorfälle aufs Schärfste“, sagt er. „Was vielleicht auf den ersten Blick wie ein Streich aussieht, kann bitterer Ernst werden. Die Sicherheit unserer Fahrgäste und unserer Mitarbeite­r hat höchste Priorität. Deshalb haben wir Strafanzei­ge gegen Unbekannt gestellt und bitten Zeugen, sich umgehend an die Polizei zu wenden, damit die Vorfälle schnellstm­öglich aufgeklärt werden können.“

Unabhängig von der Strafanzei­ge der Evag war auch von Amtswegen her Anzeige erstattet worden. „Der Anfangsver­dacht ist Sachbeschä­digung, versuchte schwere Körperverl­etzung und gefährlich­er Eingriff in den Bahnverkeh­r“, sagt Julia Neumann. Man ermittle nun in verschiede­nste Richtungen. So werde auch geprüft, inwieweit Videoüberw­achungskam­eras am Tatort installier­t sind und diese zur Aufklärung beitragen könnten. Die Polizei fahndet mit Hochdruck. Zeugen werden weiterhin gebeten, sich bei der Polizei zu melden.

Hinweise nimmt der Inspektion­sdienst Nord unter 0361/78400 entgegen.

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FOTO: ANKE ROEDER-ECKERT Auch eine Tür nahe des Fahrerhaus­es musste ausgetausc­ht werden, nachdem sie mit Stahlkugel­n beschossen worden war.

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