Schulamt hält an Schulleiterin fest
Tiefenprüfung an Ilmenauer Grundschule ergibt keine Gründe für Amtsenthebung
Ilmenau/gotha. Das Schulamt Westthüringen hat sich die Sache nicht leicht gemacht: Nach massiven Beschwerden von Eltern und einer Überlastungsanzeige von Horterziehern hat es den Schulbetrieb an der Ilmenauer Grundschule „Karl Zink“einer Tiefenprüfung unterzogen, wie es sie in dieser Form nur selten gibt – angesichts von 84 Grundschulen im Schulamtsbereich und einer sehr übersichtlichen Anzahl von Schulamtsmitarbeitern im Grundschulbereich.
Doch das, was an Klagen aus der Ilmenauer Schule gedrungen war – angefangen von einer gestörten Kommunikation zwischen Eltern und Schulleitung über Mobbingvorwürfe bis zum Vorhalt, die Schulleiterin untergrabe Beschlüsse der Schulkonferenz –, ließ keine andere Entscheidung zu: Im Rahmen einer allgemeinen schulaufsichtlichen Prüfung galt es herauszufinden, was genau das Klima an der Schule belastet und ihrem guten Ruf zu schaden droht.
„Wir mussten uns die Schule als Ganzes anschauen“, sagt Schulamtsleiter Wolfram Abbe. Im Oktober seien deshalb Mitarbeiter seiner Behörde zwei Tage von früh bis spät vor Ort gewesen, um im Unterricht und im Hort zu hospitieren, mit gesprächsbereiten Mitarbeitern zu sprechen, um Klassenbücher und schulinterne Dokumente zu sichten und das Agieren der Schulleitung zu beobachten. Jetzt liege das Ergebnis vor. Und ohne auf inhaltliche Details eingehen zu wollen, sagt Abbe, dass es tatsächlich „viele Dinge gibt, die in Ordnung gebracht werden müssen. Vor allem auch bei der Kommunikation“.
Doch nicht alles, was zuletzt schiefgelaufen sei, könne allein der im Mai 2021 eingesetzten Schulleiterin
und Ex-landtagsabgeordneten Marion Rosin angelastet werden. Da keine dienstrechtlichen Gründe für deren Amtsenthebung sprächen, seien Kollegium und Elternvertreter am Montag darüber informiert worden, dass Rosin Schulleiterin bleibt und ihr bis zur Neubesetzung der Stellvertreterposition eine Lehrerin mit Schulleiteraufgaben zur Seite gestellt wird.
Das Kollegium habe zudem den Auftrag erhalten, sich bis spätestens zu den Winterferien auf das künftige Schulkonzept zu einigen und dieses dann auch in der Schulkonferenz unter anderem mit den Elternvertretern zu erörtern, um das kommende Schuljahr entsprechend vorbereiten zu können. Sollten sich Lehrkräfte mit diesem Konzept nicht länger anfreunden können, „werden wir ihnen den Weg eröffnen, an andere Schulen zu wechseln“, so Abbe.
Aus Sicht des Schulamtsleiters sollte der vergangene Montag eine Art Neustart sein: Anstatt einander immer wieder vorzuhalten, was in der Vergangenheit nicht funktionierte, müssten jetzt alle Beteiligten mit dem Ziel aufeinander zugehen, die hohe Qualität des Unterrichts, auf die sich das Renommee dieser
Schule gründet, im Interesse der Kinder zu sichern. Dazu solle die Schule jede Unterstützung bekommen, die sie benötige – von einem Coaching für die Schulleitung und das Kollegium bis hin zu Fort- und Weiterbildungen. „Ich hoffe, dass dieser kleine Konsens trägt.“
Gleichwohl gibt sich der Schulamtsleiter keinen Illusionen hin: „Man kann nicht erwarten, dass jetzt der Schalter umgelegt wird und alles problemlos läuft.“Der Prozess der Ausgestaltung des gewählten Schulkonzepts könne mehrere Jahre dauern. Ob Eltern gewillt sind, sich mit einem solchen Zeithorizont in einer Grundschule abzufinden, wird sich spätestens bei den Anmeldungen für das neue Schuljahr zeigen.