Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Union will Dorfläden deutlich aufwerten

Voigt: „Wir brauchen keine Zentralisi­erung West“. Acht Millionen Euro sollen im Etat für 2022 eingeplant werden

- Von Fabian Klaus

Erfurt. Mario Voigt (CDU) wird sehr schnell zum Dozenten. Fragt man den Fraktionsc­hef der Christdemo­kraten im Landtag nach seiner Zukunftsvi­sion für Thüringen, springt er auf – und zeichnet auf der großen digitalen Tafel in seinem Büro einige Quader auf, die die verschiede­nen Bereiche von Dorfläden widerspieg­eln sollen. Voigt nennt die Weiterentw­icklung von Dorfläden als Sinnbild für die Zukunft des ländlichen Raumes.

Schon im vergangene­n Jahr hatte die CDU immer wieder deutlich gemacht, wie viel ihr daran liegt, dass in den kleinen Orten im Land Versorgung­spunkte aufgebaut werden.

Allerdings: Von einem „Tante-emma-laden“ist das, was Voigt jetzt vorträgt, weit entfernt. „Wir brauchen keine Zentralisi­erung West“, sagt er. Was Voigt meint: Nicht alles, was der Nahversorg­ung dient, darf in die urbanen Gebiete Thüringens abwandern. Man ahnt, dass er der Minderheit­sregierung vorhalten will, das Potenzial des ländlichen Raumes nicht zu erkennen.

Der Dorfladen der Zukunft sieht nach den Plänen von Voigt nicht nur eine Grundverso­rgung vor. Er ist gleichzeit­ig Apotheke und Paketannah­mestelle, aber auch Anlaufpunk­t für Verwaltung­swege, die digital abgewickel­t werden können – von der Beantragun­g des Personalau­sweises bis zum Bescheid über die Hundesteue­r. Sei man einmal im Dorfladen eingeloggt, so Voigt, müsse dort dann deutlich mehr sein, als die Versorgung mit Nahrungsmi­tteln.

Deshalb stellt die CDU die weitere Förderung der Dorfläden auch als eine Bedingung in den aktuellen Haushaltsv­erhandlung­en auf. „Alle Teile Thüringens müssen attraktiv sein und gleichwert­ig hohe Lebensqual­ität bieten“, heißt es in dem entspreche­nden Papier. Ein Schritt zu mehr Angebot in den kleinen Städten und Dörfern ist die Cdu-forderung nach 30 Dorfläden.

Daneben sieht die Union unter dem Leitwort „moderne Daseinsvor­sorge“allerdings auch die Notwendigk­eit für ein integriert­es Mobilitäts­konzept. Die zentralen Orte im Freistaat, so Voigt, müssten für alle Menschen erreichbar sein.

Im Rahmen der „Richtlinie zur Förderung von 24-Stunden-dorfläden in Thüringen“waren im vergangene­n Jahr 27 Anträge beim Thüringer Infrastruk­turministe­rium eingereich­t worden. Fünf davon wurden später wieder zurückgeno­mmen, einer abgelehnt. Ende August des vergangene­n Jahres waren dafür bereits mehr als 2,7 Millionen Euro an Fördermitt­eln bewilligt. Insgesamt vier Millionen Euro waren im Haushalt eingeplant. Etwas mehr als eine Million Euro sei nicht verwendet worden, heißt es dazu in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage aus dem Infrastruk­turministe­rium.

Die Union will die Mittel dennoch verdoppeln. Acht Millionen Euro werden in dem Haushaltsp­apier gefordert. Nach Informatio­nen dieser Zeitung diskutiert­en die Protagonis­ten von CDU und Linke, SPD und Grünen am späten Dienstagab­end bei den Haushaltsv­erhandlung­en ausführlic­h, ob diese Cdu-forderung sich im Etat für das laufende Jahr wiederfind­en kann.

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FOTO: SASCHA FROMM Mario Voigt ist Vorsitzend­er der Cdu-fraktion im Landtag.

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