Union will Dorfläden deutlich aufwerten
Voigt: „Wir brauchen keine Zentralisierung West“. Acht Millionen Euro sollen im Etat für 2022 eingeplant werden
Erfurt. Mario Voigt (CDU) wird sehr schnell zum Dozenten. Fragt man den Fraktionschef der Christdemokraten im Landtag nach seiner Zukunftsvision für Thüringen, springt er auf – und zeichnet auf der großen digitalen Tafel in seinem Büro einige Quader auf, die die verschiedenen Bereiche von Dorfläden widerspiegeln sollen. Voigt nennt die Weiterentwicklung von Dorfläden als Sinnbild für die Zukunft des ländlichen Raumes.
Schon im vergangenen Jahr hatte die CDU immer wieder deutlich gemacht, wie viel ihr daran liegt, dass in den kleinen Orten im Land Versorgungspunkte aufgebaut werden.
Allerdings: Von einem „Tante-emma-laden“ist das, was Voigt jetzt vorträgt, weit entfernt. „Wir brauchen keine Zentralisierung West“, sagt er. Was Voigt meint: Nicht alles, was der Nahversorgung dient, darf in die urbanen Gebiete Thüringens abwandern. Man ahnt, dass er der Minderheitsregierung vorhalten will, das Potenzial des ländlichen Raumes nicht zu erkennen.
Der Dorfladen der Zukunft sieht nach den Plänen von Voigt nicht nur eine Grundversorgung vor. Er ist gleichzeitig Apotheke und Paketannahmestelle, aber auch Anlaufpunkt für Verwaltungswege, die digital abgewickelt werden können – von der Beantragung des Personalausweises bis zum Bescheid über die Hundesteuer. Sei man einmal im Dorfladen eingeloggt, so Voigt, müsse dort dann deutlich mehr sein, als die Versorgung mit Nahrungsmitteln.
Deshalb stellt die CDU die weitere Förderung der Dorfläden auch als eine Bedingung in den aktuellen Haushaltsverhandlungen auf. „Alle Teile Thüringens müssen attraktiv sein und gleichwertig hohe Lebensqualität bieten“, heißt es in dem entsprechenden Papier. Ein Schritt zu mehr Angebot in den kleinen Städten und Dörfern ist die Cdu-forderung nach 30 Dorfläden.
Daneben sieht die Union unter dem Leitwort „moderne Daseinsvorsorge“allerdings auch die Notwendigkeit für ein integriertes Mobilitätskonzept. Die zentralen Orte im Freistaat, so Voigt, müssten für alle Menschen erreichbar sein.
Im Rahmen der „Richtlinie zur Förderung von 24-Stunden-dorfläden in Thüringen“waren im vergangenen Jahr 27 Anträge beim Thüringer Infrastrukturministerium eingereicht worden. Fünf davon wurden später wieder zurückgenommen, einer abgelehnt. Ende August des vergangenen Jahres waren dafür bereits mehr als 2,7 Millionen Euro an Fördermitteln bewilligt. Insgesamt vier Millionen Euro waren im Haushalt eingeplant. Etwas mehr als eine Million Euro sei nicht verwendet worden, heißt es dazu in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage aus dem Infrastrukturministerium.
Die Union will die Mittel dennoch verdoppeln. Acht Millionen Euro werden in dem Haushaltspapier gefordert. Nach Informationen dieser Zeitung diskutierten die Protagonisten von CDU und Linke, SPD und Grünen am späten Dienstagabend bei den Haushaltsverhandlungen ausführlich, ob diese Cdu-forderung sich im Etat für das laufende Jahr wiederfinden kann.