„Junge Leute haben sehr gelitten“
Eu-kommission fordert mehr Forschung zu Corona-folgen für Kinder
Berlin/brüssel. Wie stark leiden Kinder und Jugendliche in der Coronapandemie? Die Zahl psychischer Erkrankungen ist nach Angaben der Krankenkassen gestiegen, das Un-kinderhilfswerk warnt vor langfristigen Folgen. Jetzt fordert die Eu-kommission, die Forschung über diese Belastungen zu intensivieren. Kinder und Jugendliche hätten unter der Pandemie „sehr gelitten“, sagte Eu-jugendkommissarin Mariya Gabriel unserer Redaktion.
Die langfristigen Folgen der Coronakrise würden möglicherweise nicht von allen richtig eingeschätzt, meinte Gabriel. Nach ersten Analysen seien für junge Leute drei
Punkte am problematischsten: die Unterbrechung des Lernprozesses, die Beeinträchtigung psychischer Gesundheit mit Depressionen, Isolation und Ängsten – und ein deutlicher Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit. Das Wissen über die Probleme der jungen Menschen in der Covid19-krise müsse jetzt vertieft werden, es brauche einen evidenzbasierten Ansatz, forderte Gabriel, die auch für Bildung und Forschung zuständig ist. „Deshalb ist die Arbeit von Wissenschaftlern und Forschern zu diesem Thema so wichtig.“Diese Arbeit müsse fortgesetzt werden. Die Eu-forderung kommt mitten in einer Debatte in Deutschland: Gesundheitsminis- ter Karl Lauterbach (SPD) warnte vor wenigen Tagen vor Schlussfol- gerungen, die Corona-maßnahmen und vor allem der Lockdown seien für die Zunahme psychischer Er- krankungen unter jungen Leuten verantwortlich. Familienministerin Anne Spiegel (Grüne) hatte da- gegen erklärt, der zeitweise Wegfall des wichtigen Kontakts zu Gleich- altrigen habe bei Kindern und Ju- gendlichen Spuren hinterlassen. Schulschließungen dürften daher nur das allerletzte Mittel sein.
Gabriel verwies aber auch auf ein „erstaunliches“Engagement junger Leute während der Pandemie. „Sie haben generationsübergreifende Solidarität gezeigt.“Dies müsse von der Gesellschaft anerkannt werden, sonst werde es in der nächsten Krise schwierig, junge Menschen zu mo- bilisieren.