Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Frische Luft und Frohsinn

- Casjen Carl denkt an schöne Spaziergän­ge zurück

Erinnern Sie sich noch an den Lockdown? Als die Autos parkten und das Spaziereng­ehen auf einmal wieder in aller Munde und Beine war. Sozusagen en vogue wurde?

Es war eine schöne Variante, frische Luft und inneren Frieden zu finden. Und nebenbei ganz unbeschwer­t Freunde auf eine in Packpapier versteckte Flasche Bier zu treffen. Statt in zugigen Hauseingän­gen zu gehen, ging es beispielsw­eise in den Park.

Apropos en vogue. Meine ehrenwerte Frau Mutter zog das Spaziereng­ehen immer heran, wenn sie uns Knaben fröhlich Französisc­h beibringen wollte. Was sie selbst nicht beherrscht­e. „Voulez-vous faire une promenée, mit mich in die Boom-allee“rezitierte sie dann heiter einen Vers, den sie aus ihren Berliner Zeiten nach Erfurt mitgebrach­t hatte. Und der natürlich eine wichtige Lebenshilf­e ist. Denn wer weiß, wen man in seinem Leben noch in welcher Sprache auch immer zum Flanieren einladen wollte. Meine Mutter übrigens landete damit wohl eher nicht den entscheide­nden Erfolg. Mein Vater tat nämlich erst jüngst kund, dass Spaziereng­ehen „nie seins gewesen“sei.

Ich verzichte dieser Tage übrigens auch eher auf das Spaziereng­ehen. In der Innenstadt ist es mir zu laut und voll – auch wenn sich das Wetter diese Woche sogar schon flanier-freundlich zeigte.

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