Frische Luft und Frohsinn
Erinnern Sie sich noch an den Lockdown? Als die Autos parkten und das Spazierengehen auf einmal wieder in aller Munde und Beine war. Sozusagen en vogue wurde?
Es war eine schöne Variante, frische Luft und inneren Frieden zu finden. Und nebenbei ganz unbeschwert Freunde auf eine in Packpapier versteckte Flasche Bier zu treffen. Statt in zugigen Hauseingängen zu gehen, ging es beispielsweise in den Park.
Apropos en vogue. Meine ehrenwerte Frau Mutter zog das Spazierengehen immer heran, wenn sie uns Knaben fröhlich Französisch beibringen wollte. Was sie selbst nicht beherrschte. „Voulez-vous faire une promenée, mit mich in die Boom-allee“rezitierte sie dann heiter einen Vers, den sie aus ihren Berliner Zeiten nach Erfurt mitgebracht hatte. Und der natürlich eine wichtige Lebenshilfe ist. Denn wer weiß, wen man in seinem Leben noch in welcher Sprache auch immer zum Flanieren einladen wollte. Meine Mutter übrigens landete damit wohl eher nicht den entscheidenden Erfolg. Mein Vater tat nämlich erst jüngst kund, dass Spazierengehen „nie seins gewesen“sei.
Ich verzichte dieser Tage übrigens auch eher auf das Spazierengehen. In der Innenstadt ist es mir zu laut und voll – auch wenn sich das Wetter diese Woche sogar schon flanier-freundlich zeigte.