Flucht nach Gebesee
Nur zwei Esso-tankstellen bieten in Erfurt den umweltfreundlichen Cng-kraftstoff an. Aber zu einem extrem hohen Preis
Erfurt. Ibrahim Kücük ist stocksauer. Er fährt ein Auto, das günstig und umweltfreundlich mit Compressed Natural Gas, kurz CNG, betankt wird. In Erfurt gibt es aber nur zwei Möglichkeiten, dieses komprimierte Erdgas zu bekommen. An den Esso-tankstellen Weimarische Straße und Binderslebener Landstraße. Dort traf ihn fast der Schlag. 1,89 Euro pro Kilo BIO-CNG. Der Preis an der Tankstelle in Nohra: 99 Cent.
Kücük machte seinem Ärger Luft. Bei der Verbraucherzentrale, bei den Grünen, bei der Polizei. Kann man nichts machen, bekommt er zu hören. Er findet, das sei „mafiotisch“, wenn mangels Konkurrenz der Preis verdoppelt wird. „Ich kann nicht jedes Mal nach Nohra fahren“, sagt er.
Stichprobe gestern beim Cngpreis: München 1,149 Euro pro Kilo, Hamburg 1,109; Dresden 1,172; Köln 0,92; Berlin 1,249. Erfurter Cng-fahrer haben Pech: 1,839. Sie müssten fahren. Nach Gebesee zum Beispiel. Dort kostete das Kilo CNG genau einen Euro. In Arnstadt wurden 1,109, in Apolda 1,099 aufgerufen. Eine Nachfrage bei Esso in der Binderslebener Landstraße bringt Licht in das Dunkel. „Wir haben einen anderen Anbieter als z.b. die Tankstelle Gebesee“, sagt Tankwärterin Tatjana Saratow. 2021 habe man noch bei 1,29 Euro pro Kilo gelegen. Dann schoss der Preis, wie auch bei anderen Kraftstoffen, zum 1. Januar nach oben, auf sagenhafte 2,29 Euro pro Kilo. Jetzt sei man wieder auf 1,83 Euro gegangen.
Trotzdem habe man Probleme, das den überraschten Cng-kunden zu erklären. Die ließen daraufhin oft ihren Unmut derart heftig am Tankstellenpersonal aus, dass man kurzerhand die Cng-säule geschlossen habe und die nur auf konkrete Anfrage öffne. Die Zahl der Cng-kunden habe sich wegen des Preises halbiert, so Saratow. Man könne nichts dagegen tun. Der Chef habe vom Anbieter Pit-point gefordert, beim Preis nachzugeben, sonst könne er seine Säule wieder abbauen. So weit sei es schon.
Kein Trost für Herrn Kücük.