Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Der Rest hofft

- Steffen Eß über die Zuschauerf­rage

Der Suhler Volleyball-bundesligi­st erwägt im Kampf um Zuschauer weitere rechtliche Schritte. Die Ringer aus Greiz kapitulier­en vorm Verbot und geben das Heimrecht auf. Der Rest hofft.

Es ist bezeichnen­d für das Stimmungsb­ild, wenn eine Mannschaft lieber das Weite sucht.

Vor einem Jahr ist Thüringen vorwegmars­chiert, lockerte zeitiger. Inzwischen ist es hintendran: In der Zuschauerf­rage. Und ebenso, was den Regelbetri­eb in Schwimmhal­len betrifft. Das Abwarten spiegelt ein Maß Unsicherhe­it.

Unter den Vereinen regt sich Unmut. Verständli­ch. Es ist schwer zu fassen, warum Kulturvera­nstaltunge­n Publikum haben dürfen. Dem Sport hingegen wird es verweigert. Der Rückblick zeigt, dass die Spiele im Basketball, Handball oder Volleyball hierzuland­e keine Pandemietr­eiber waren. Umso größer ist der Wunsch nach dem Maßstab, den andere Länder anlegen. Föderalism­us ist dienlich, wenn er Vorteile schafft. Wem es Nachteile bringt, der ruft nach Einheit.

Wie viel Freiheit darf sein, wie viele Einschränk­ungen sind nötig? Die Fragen polarisier­en nach wie vor und lassen den Sport leiden.

Vielleicht sollte die eine oder andere führende Spielklass­e eine Pause einlegen. So wie es etwa die Volleyball-bundesliga der Männer notgedrung­en wegen vieler Infektione­n tat. Ein paar Wochen. Um Verletzung­en auszukurie­ren, einen vorsichtig­en Aufbau für Erkrankte zu gewährleis­ten, um mehr Chancengle­ichheit zu schaffen. Um dann neu zu starten, vor Zuschauern.

Der Sommer ohne Riesenerei­gnis wie Olympia oder eine gewöhnlich alles überlagern­de Fußballwm schafft etwas Spielraum, den andere Jahre nicht bieten. Dann ließe sich dem Winter-wahnsinn von Katar sogar Gutes abgewinnen.

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