Smart City
Liebe Leserinnen und Leser, wann sind Ihnen zuletzt intelligente Laternen, sprechende Mülleimer oder Roboter-taxis begegnet? Wenn dies noch nicht in der realen Welt passiert ist, dann sind Ihnen diese Phänomene möglicherweise zumindest schon in Medienberichten oder Fachtexten untergekommen. Es handelt sich nämlich um Anwendungen und Neuerungen, die mit einem zurzeit sehr angesagten Zukunftsmodell verknüpft werden: den sogenannten Smart Citys. „Citys“, das ist Neudeutsch für Städte – urbane Orte mit hoher Bevölkerungsdichte, aber gerade aktuell auch vielen Problemen. Stichworte hierzu sind Wohnungsmangel, verstopfte Straßen oder Umweltverschmutzung. Hinzu kommen Pandemie und steigende Immobilienpreise, was momentan vermehrt Städter ins Umland treibt. Im globalen Trend aber werden immer mehr Menschen in den Städten leben; in wenigen Jahrzehnten könnten sogar die meisten Menschen weltweit in sogenannten Mega-citys, also Städten mit mehr als zehn Millionen Einwohnern leben.
Damit das Miteinander auf engem Raum erträglich und die Lebensqualität hoch bleibt, gilt es in den kommenden Jahren, die Städte effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial ausgewogener zu machen. Dies erfolgt im Rahmen von Smart-city-modellen, wobei „smart“ungefähr als „clever“oder „geschickt“interpretiert werden kann. Dabei kann der Begriff „Smart City“sehr weit ausgelegt werden, er umfasst zum Beispiel die Ziele, mehr Bürgerbeteiligung und sozialen Zusammenhalt zu erreichen, Mensch und Natur besser in Einklang zu bringen, Ressourceneffizienz, Klimaneutralität sowie Nachhaltigkeit zu fördern, die Verwaltung effizienter und bürgernäher zu machen, Wirtschaft und Wissenschaft zu forcieren sowie die Städter bestmöglich mobil und gesund zu halten. Nahezu all das bedarf zur Umsetzung digitaler Anwendungen – das Zukunftsmodell der „Smart City“ist ohne die Digitalisierungsschübe der vergangenen Jahrzehnte gar nicht denkbar, und eins der vielen Synonyme für die „Smart City“ist nicht zufällig der Begriff „Digitale Stadt“.
Es gibt viele Beispiele für die Aufwertung der Städte durch digitale Lösungen. Dazu gehören Ansätze zur „smarten Mobilität“, wobei Autofahrern via Mobile App die Möglichkeit gegeben wird, Staus zu vermeiden und andere Routen einzuschlagen, Fahrkarten für Bus und Bahn per App zu ordern, Robo-taxis in Anspruch zu nehmen oder durch Carsharingsysteme Autos zu teilen und damit nachhaltiger zu nutzen. In der Gesundheitsversorgung kann der Zugang zu medizinischen Diensten und Medikamenten optimiert werden, Lösungen hierzu sind Videosprechstunden, Gesundheits-apps oder auch die Patientenakte und elektronische Rezepte. Im Rahmen der Daseinsvorsorge können Alltagsgegenstände mit intelligenten Sensoren für eine effektivere und zugleich kostengünstigere Versorgung der Menschen sorgen; dies betrifft die öffentliche Straßenbeleuchtung ebenso wie die Müllentsorgung. Ein hoher Anteil regenerativer Energien und der Einsatz von sogenannten Smart Grids sorgen für zeitgemäße Lösungen bezüglich Energie und Umwelt. Im Bereich von Politik und Verwaltung geht es darum, durch digitale Dienste dafür zu sorgen, dass Vorhaben für jeden Bürger mit einem Mehr an Transparenz und Teilhabe nachvollziehbarer und partizipativer werden.
Vernetzung unterschiedlicher Akteure, Technologien und Aktionsfelder sowie das Bemühen um eine breite gesellschaftliche Akzeptanz sind dabei stets „Leitplanken“, wenn es darum geht, die Stadt der Zukunft zu gestalten und dafür zu sorgen, dass sie jedem von uns zunehmend nicht nur in medialen Beiträgen, sondern auch im realen Lebensumfeld begegnet …
Heiko Kahl ist Geschäftsführer der Digitalagentur Thüringen. Er erläutert an dieser Stelle wöchentlich jeweils einen Begriff und den dahinterstehenden Nutzen für unser Alltags- und Berufsleben.