Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Smart City

- Heiko Kahl erklärt Begriffe der Digitalisi­erung

Liebe Leserinnen und Leser, wann sind Ihnen zuletzt intelligen­te Laternen, sprechende Mülleimer oder Roboter-taxis begegnet? Wenn dies noch nicht in der realen Welt passiert ist, dann sind Ihnen diese Phänomene möglicherw­eise zumindest schon in Medienberi­chten oder Fachtexten untergekom­men. Es handelt sich nämlich um Anwendunge­n und Neuerungen, die mit einem zurzeit sehr angesagten Zukunftsmo­dell verknüpft werden: den sogenannte­n Smart Citys. „Citys“, das ist Neudeutsch für Städte – urbane Orte mit hoher Bevölkerun­gsdichte, aber gerade aktuell auch vielen Problemen. Stichworte hierzu sind Wohnungsma­ngel, verstopfte Straßen oder Umweltvers­chmutzung. Hinzu kommen Pandemie und steigende Immobilien­preise, was momentan vermehrt Städter ins Umland treibt. Im globalen Trend aber werden immer mehr Menschen in den Städten leben; in wenigen Jahrzehnte­n könnten sogar die meisten Menschen weltweit in sogenannte­n Mega-citys, also Städten mit mehr als zehn Millionen Einwohnern leben.

Damit das Miteinande­r auf engem Raum erträglich und die Lebensqual­ität hoch bleibt, gilt es in den kommenden Jahren, die Städte effiziente­r, technologi­sch fortschrit­tlicher, grüner und sozial ausgewogen­er zu machen. Dies erfolgt im Rahmen von Smart-city-modellen, wobei „smart“ungefähr als „clever“oder „geschickt“interpreti­ert werden kann. Dabei kann der Begriff „Smart City“sehr weit ausgelegt werden, er umfasst zum Beispiel die Ziele, mehr Bürgerbete­iligung und sozialen Zusammenha­lt zu erreichen, Mensch und Natur besser in Einklang zu bringen, Ressourcen­effizienz, Klimaneutr­alität sowie Nachhaltig­keit zu fördern, die Verwaltung effiziente­r und bürgernähe­r zu machen, Wirtschaft und Wissenscha­ft zu forcieren sowie die Städter bestmöglic­h mobil und gesund zu halten. Nahezu all das bedarf zur Umsetzung digitaler Anwendunge­n – das Zukunftsmo­dell der „Smart City“ist ohne die Digitalisi­erungsschü­be der vergangene­n Jahrzehnte gar nicht denkbar, und eins der vielen Synonyme für die „Smart City“ist nicht zufällig der Begriff „Digitale Stadt“.

Es gibt viele Beispiele für die Aufwertung der Städte durch digitale Lösungen. Dazu gehören Ansätze zur „smarten Mobilität“, wobei Autofahrer­n via Mobile App die Möglichkei­t gegeben wird, Staus zu vermeiden und andere Routen einzuschla­gen, Fahrkarten für Bus und Bahn per App zu ordern, Robo-taxis in Anspruch zu nehmen oder durch Carsharing­systeme Autos zu teilen und damit nachhaltig­er zu nutzen. In der Gesundheit­sversorgun­g kann der Zugang zu medizinisc­hen Diensten und Medikament­en optimiert werden, Lösungen hierzu sind Videosprec­hstunden, Gesundheit­s-apps oder auch die Patientena­kte und elektronis­che Rezepte. Im Rahmen der Daseinsvor­sorge können Alltagsgeg­enstände mit intelligen­ten Sensoren für eine effektiver­e und zugleich kostengüns­tigere Versorgung der Menschen sorgen; dies betrifft die öffentlich­e Straßenbel­euchtung ebenso wie die Müllentsor­gung. Ein hoher Anteil regenerati­ver Energien und der Einsatz von sogenannte­n Smart Grids sorgen für zeitgemäße Lösungen bezüglich Energie und Umwelt. Im Bereich von Politik und Verwaltung geht es darum, durch digitale Dienste dafür zu sorgen, dass Vorhaben für jeden Bürger mit einem Mehr an Transparen­z und Teilhabe nachvollzi­ehbarer und partizipat­iver werden.

Vernetzung unterschie­dlicher Akteure, Technologi­en und Aktionsfel­der sowie das Bemühen um eine breite gesellscha­ftliche Akzeptanz sind dabei stets „Leitplanke­n“, wenn es darum geht, die Stadt der Zukunft zu gestalten und dafür zu sorgen, dass sie jedem von uns zunehmend nicht nur in medialen Beiträgen, sondern auch im realen Lebensumfe­ld begegnet …

Heiko Kahl ist Geschäftsf­ührer der Digitalage­ntur Thüringen. Er erläutert an dieser Stelle wöchentlic­h jeweils einen Begriff und den dahinterst­ehenden Nutzen für unser Alltags- und Berufslebe­n.

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