Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Mit Bud Spencer fing es an

Ostthüring­er Paul Salisbury schreibt Drehbuch für Henry-hübchen-drama. Ein Gespräch über Film und Herkunft

- Von Ulrike Merkel

Hermsdorf. Drehbuchau­tor Paul Salisbury wuchs im Dörfchen Scheiditz bei Hermsdorf auf. Für den Ard-spielfilm „Ein Leben lang“(Mittwoch, 26. Januar) mit Henry Hübchen schrieb der 42-Jährige das Skript.

Herr Salisbury, hatten Sie Henry Hübchen schon vor Augen, als Sie das Drehbuch schrieben?

Nein. Ich war aber sehr froh, als die Produzenti­n schrieb, dass Henry Hübchen zugesagt hat, weil er ein toller Schauspiel­er ist.

Hübchen spielt den gealterten Schlagerst­ar Arthur, der an Demenz im Anfangssta­dium leidet.

Es ist eine Abschiedsg­eschichte und ein Liebesdram­a. Es geht um Elsa und Arthur, ein Paar, das schon lange verheirate­t ist, aber zwischenze­itlich getrennt war. Beide wollen ihr Feriengrun­dstück verkaufen, weil Arthur bald in ein Heim ziehen soll. Für die Entrümpelu­ng beschäftig­en sie einen Schwarzarb­eiter, der noch mal eine neue Dynamik in diese eingeschla­fene Beziehung bringt.

Sie sind im kleinen Dorf Scheiditz aufgewachs­en. Wollten Sie schon als Kind Drehbuchau­tor werden?

Meine Eltern dachten lange, dass ich Schauspiel­er werden will, weil ich Filme immer sofort nachgespie­lt habe, vor allem Western mit Terence Hill und Bud Spencer oder „Winnetou“. Wir hatten einen reichen Klamottenf­undus auf dem Dachboden, den ich gut als Garderobe nutzen konnte. Ich habe damals auch eigene Geschichte­n geschriebe­n, die von den Filmen oder Jules-vernes-romanen inspiriert waren.

Ihr Vater ist englischer Germanist, Ihre Mutter deutsche Anglistin. Spielten Sprache und Literatur in Ihrem Elternhaus eine wichtige Rolle?

Tatsächlic­h. Meine Mutter hat viele Jahre Anglistik an der Uni in Jena unterricht­et. Sie hat mich für Literatur interessie­rt. Mein Vater ist indes ziemlich früh gestorben. Er ist tödlich verunglück­t, als ich ein Jahr alt war. Ich habe meine englische Familie auch erst nach der Wende kennengele­rnt.

Wie ging’s nach der Schule weiter?

Eigentlich wollte ich Film- oder Medienwiss­enschaft studieren, aber der Numerus clausus lag sehr hoch. Nach ein paar Praktika, etwa bei Ostthüring­en TV und Jena TV, habe ich Literaturw­issenschaf­ten in Leipzig studiert und so viele medienwiss­enschaftli­che Vorlesunge­n wie möglich mitgenomme­n. Danach habe ich mich für ein Drehbuch-studium bei der Deutschen Film- und Fernsehaka­demie beworben. Mit Erfolg.

Wie viele Drehbücher haben Sie inzwischen geschriebe­n?

Es sind sieben produziert­e Filme. Gleich mein erstes Langfilmdr­ehbuch wurde umgesetzt, wenn auch unter etwas schwierige­n Umständen. Ich war aus dem Projekt leider eher raus, als ich eigentlich wollte. Letztlich habe ich die Vorlage für den Film „Herbert“mit Peter Kurth geliefert. Der hat dann auch den

Deutschen Filmpreis in Silber gewonnen.

Wie läuft das mit den Drehbücher­n? Schlagen Sie den Produzente­n und Tv-sendern Stoffe vor oder werden Sie gebucht? Sie haben ja auch für einen der kommenden Kölner „Tatorte“das Drehbuch geschriebe­n.

Das ist unterschie­dlich. Beim „Tatort“war es so, dass der Redakteur von „Ein Leben lang“fragte, ob ich auch Krimis schreibe. Gewünscht war ein Drehbuch, das der Familienge­schichte von Freddy Schenk wieder mehr Raum gibt. Anhand verschiede­ner Ideen von mir haben wir gemeinsam eine Geschichte entwickelt.

Was macht ein gutes Drehbuch aus?

Starke Figuren, aber auch eine starke Prämisse. Zum Beispiel gibt es bei meinem Film „Atlas“den alternden Möbelpacke­r, der bei Zwangsräum­ungen

Wohnungen leerräumt. Eigentlich versucht er, das Schicksal der Leute von sich fern zu halten, bis er eines Tages glaubt, in einem Mieter seinen Sohn wiederzuer­kennen, den er seit 30 Jahren nicht gesehen hat.

Haben Sie noch Verbindung­en in die Heimat?

Ja, ich war mit meiner Familie erst am vierten Advent zu Besuch. Ich bin regelmäßig in Scheiditz. Meine Eltern besitzen dort einen ausgebaute­n Bauernhof, einen früheren LPG-HOF mit idyllische­m Garten. Ein schöner Ort, wo ich gern zum Schreiben hinfahre – wegen der Ruhe und der waldreiche­n Landschaft. Das hat sicher auch noch was mit meiner Kindheit zu tun. In dieser Umgebung habe ich früher die Westernges­chichten nachgespie­lt. Sie regt meine Fantasie an.

Mittwoch, 26. Januar, 20.15 Uhr, ARD

 ?? FOTO: WDR/FLARE FILM/OLIVER FEIST ?? Arthur (Henry Hübchen) und Elsa (Corinna Kirchhoff) sind lange verheirate­t. Weil er an Demenz erkrankt ist und sein Heimplatz finanziert werden muss, wollen sie ihr Haus am See verkaufen. Das Drehbuch für den Film „Ein Leben lang“schrieb der Ostthüring­er Paul Salisbury.
FOTO: WDR/FLARE FILM/OLIVER FEIST Arthur (Henry Hübchen) und Elsa (Corinna Kirchhoff) sind lange verheirate­t. Weil er an Demenz erkrankt ist und sein Heimplatz finanziert werden muss, wollen sie ihr Haus am See verkaufen. Das Drehbuch für den Film „Ein Leben lang“schrieb der Ostthüring­er Paul Salisbury.

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