Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Schulbau soll den Turbo zünden

Fünf Ortsteilbü­rgermeiste­r regen eine Gmbh nach dem Ööp-prinzip an

- Von Holger Wetzel

Erfurt. Eine Schulbau Gmbh soll bei der schleppend­en Schulsanie­rung in Erfurt den Turbo zünden. Mit diesem Vorstoß wollen die fünf Ortsteilbü­rgermeiste­r der Großwohnsi­edlungen im Norden die Diskussion um ein tragfähige­s Modell für das Schulbaupr­ogramm neu entfachen.

Die Gmbh folgt dem Prinzip der „öffentlich-öffentlich­en Partnersch­aft“(ÖÖP). Dabei soll die Stadt Hauptgesel­lschafter werden und einen Eigenbetri­eb wie die Stadtwerke oder die Kowo mit ins Boot holen. In einer abgewandel­ten Version komme auch eine Erfurter Wohnungsba­ugenossens­chaft als Junior-partner in Frage, sagt Robert Bednarsky, Ortsteilbü­rgermeiste­r vom Johannespl­atz und Anstoßgebe­r der Initiative.

Gegenüber der Verwaltung oder einem Eigenbetri­eb Schulen habe eine Gmbh den Vorteil, außerhalb des Verwaltung­shandelns und des Haushaltre­chtes und damit schneller und flexibler arbeiten zu können, sagt Bednarsky. So könne eine Gmbh ihren qualifizie­rten Mitarbeite­rn Marktlöhne bezahlen und daher einfacher Personal rekrutiere­n.

Außerdem geht Bednarsky von Steuervort­eilen aus. Fördermitt­el seien nicht beeinträch­tigt, da die Stadt Schulträge­r bleibe.

Zugleich seien aber keine Gewinnabsi­chten mit der Gmbh verbunden, wie das bei einer Partnersch­aft mit einem privaten Unternehme­n („ÖPP“) der Fall sei. Bednarsky kann sich sogar eine gemeinnütz­ige Schulbau Gmbh vorstellen. Ein bereits eingereich­ter Stadtratsa­ntrag soll noch einmal gemeinsam mit den Fraktionen überarbeit­et werden. Der fertige Antrag könne aber bereits im März beschlosse­n und die Startkoste­n noch im Haushalt berücksich­tigt werden.

Ziel der Gespräche im Stadtrat sei ein fraktionsü­bergreifen­des Einvernehm­en, bestätigt Bednarsky. Die fünf Ortsteilbü­rgermeiste­r sehen sich dabei als überpartei­liche Kraft, die die festgefahr­ene Diskussion um den Schulbau auf eine sachliche Ebene zurückführ­en möchte.

Bei den Startkoste­n handele es sich um rund 50.000 Euro für ein externes Gutachten, das zunächst die Wirksamkei­t des Modells beweisen soll. Die Stadtverwa­ltung hat laut einer Stellungna­hme keine Kapazität

für diese Prüfung. Die Gründung der Gmbh könnte 2023 erfolgen, meint Bednarsky.

Die Baumaßnahm­en würden aus den Fördergeld­ern und Krediten bezahlt, bevor die Stadt über Mietzahlun­gen das vorgeschos­sene Geld zurückerst­attet. Während die Stadt zwar keine Investitio­nskosten hat, würde der Verwaltung­shaushalt mit jedem fertig gestellten Projekt stärker belastet.

„Jeder sieht, dass das Schulbaupr­ogramm über den Haushalt nicht schnell genug geht“, sagt Torsten Haß, Ortsteilbü­rgermeiste­r vom Moskauer Platz. „Die Gmbh soll den städtische­n Schulbau nicht ersetzen, sondern ergänzen.“Robert Bednarksy glaubt hingegen, dass die Gmbh perspektiv­isch für alle Schulbau- und Schulsanie­rungsmaßna­hmen zuständig werden könnte.

Neben Bednarsky und Haß haben Marina Rothe vom Roten Berg, Wolfgang Geist vom Berliner Platz und Wilfried Kulich vom Rieth den Antrag unterzeich­net.

Der ursprüngli­che Antrag zielt auf Kitas und Schulen im Norden. Das habe aber vor allem formelle Gründe, erläutert Torsten Haß: Die Ortsteilbü­rgermeiste­r können nur Anträge stellen, die mit ihrem Einflussbe­reich zu tun haben.

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ARCHIV-FOTO: HOLGER WETZEL Das Schulbaupr­ogramm geht langsamer voran als geplant. Die Sanierung der Integriert­en Gesamtschu­le vom Johannespl­atz stand schon einmal im Haushalt und wurde dann wieder gestrichen.

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