Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Stadt in der Stadt

Der ehemalige Herrschers­itz der Kaiser von China ist eine touristisc­he Attraktion

- Von Jörn Petring

Mitten in Peking, der Hauptstadt Chinas, liegt eine Verbotene Stadt. So heißt die größten Palastanla­ge der Welt. Einst wohnten dort die Kaiser Chinas. Heute beherbergt sie ein Museum. Nicht weit entfernt werden am 4. Februar die Olympische­n Winterspie­le eröffnet.

Ein 50 Meter breiter Wassergrab­en und hohe Mauern umschließe­n ringsum die Verbotene Stadt. Die ist ungefähr so groß wie 100 Fußballfel­der. Zu den 24 Herrschern, die dort nacheinand­er lebten, gehörte auch Kaiser Pu Yi. Im Alter von zwei Jahren wurde er zum Herrscher Chinas ernannt. Das war vor mehr als 100 Jahren.

Doch Pu Yi musste bald abdanken. Das Riesenreic­h schaffte die Monarchie daraufhin ab. Es wurde zur Republik mit einer Regierung. Aber warum heißt der Palast eigentlich Verbotene Stadt? Weil nur die Bedienstet­en des Kaisers hier Zugang hatten. Normalen Männern war es zudem untersagt, als Diener des Kaisers und seiner oft mehreren Frauen zu arbeiten.

Diese Aufgabe übernahmen sogenannte Eunuchen. Das waren Männer,

die sich als Kinder einer speziellen Operation unterziehe­n mussten und deshalb keine Kinder zeugen konnten. Heute sprechen übrigens nur noch Ausländeri­nnen und Ausländer von der Verbotenen Stadt. Die Chinesen nennen die Palastanla­ge

Gugong, was übersetzt „ehemaliger Palast“heißt.

Gebaut wurde er vor mehr als 600 Jahren. Er besteht aus fast 1000 rot gestrichen­en Gebäuden. Die meisten Dächer haben gelbe Ziegel. Das war die Farbe der chinesisch­en Kaiser.

Auf den Dächern prangen Tierfigure­n und Fabelwesen. Sie sollten die Gebäude und seine Bewohner vor Unglücken bewahren. Vor den Toren stehen Löwen aus Stein. Solche Wächterlöw­en haben in China eine große Bedeutung.

Hinter den Mauern der Verbotenen Stadt verbergen sich schöne Gärten und sorgsam gepflaster­te Plätze. Spannend ist auch die Entstehung­sgeschicht­e der Anlage. Kaiser Yongle ließ die Verbotene Stadt im 15. Jahrhunder­t errichten. Er hatte damals Chinas Hauptstadt von Nanjing im Süden nach Peking im Norden verlegen lassen.

Die edlen Materialie­n für die Palastanla­ge wurden aus ganz China herangesch­afft. Um tonnenschw­ere Steine transporti­eren zu können, fluteten die Arbeiter im Winter die Straßen mit Wasser. Auf dem Eis konnten sie die Steine dann auf Schlitten leichter transporti­eren.

Bis zu 300.000 Arbeiter waren für den Bau des Kaiserpala­stes im Einsatz. Die Verbotene Stadt gilt als Meisterwer­k unter den chinesisch­en Bauten. Sie ist ein Unescowelt­kulturerbe und steht somit unter einem ganz besonders strengen Schutz.

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