Thüringer Allgemeine (Erfurt)

In der Verlängeru­ng

Landgerich­t entscheide­t: Vergleich soll Streit zwischen Gerber und Reinhardt beenden

- Von Axel Lukacsek

Erfurt. Irgendwie passend dauerte die erste Verhandlun­g vor dem Landgerich­t Erfurt so lange wie ein Fußballspi­el. Nach 90 Minuten war aber klar, dass der Rechtsstre­it zwischen Rot-weiß-investor Franz Gerber mit seiner Reha- und Sportagent­ur Gmbh sowie dem Insolvenzv­erwalter Volker Reinhardt in die Verlängeru­ng geht. Der Manager des Fußball-oberligist­en, der sich beim ersten und letztlich gescheiter­ten Versuch einer Ausglieder­ung der Profiabtei­lung vor nun mehr als zwei Jahren in eine Gmbh um 150.000 Euro betrogen sieht, ist jedoch „in Führung“gegangen.

Die Richterin schlug einen Vergleich vor. Demnach soll Reinhardt zur Beendigung des Streits 100.000 Euro an Gerber zahlen. Beide Seiten haben nun bis zum 10. März die Möglichkei­t, eine Stellungna­hme abzugeben und jener Vereinbaru­ng zuzustimme­n. Geschieht dies nicht, soll in einer weiteren Verhandlun­g am 31. März ein Urteil fallen.

Brisant an diesem Rechtsstre­it: Muss Reinhardt tatsächlic­h zumindest einen Teil des Geldes an Gerber zurückzahl­en, könnten ihm weitere Kosten drohen. Denn nicht nur er hatte Klage eingereich­t. Auch Andreas Scheibe von der A.S.G.V. Grundbesit­z & Verwaltung Gmbh sieht sich hinters Licht geführt.

„Wir wollen unser Geld zurück“, hatte er bereits im November 2020 in einem Interview mit dieser Zeitung angekündig­t. Der Leipziger Unternehme­r hatte mit seiner Firma insgesamt 800.000 Euro investiert. Als dritter Investor beteiligte sich damals die Millhouse Capital Gmbh mit einer Gesamtsumm­e von 250.000 Euro.

Im Herbst 2019 scheiterte allerdings die Ausglieder­ung der Profiabtei­lung in eine Spielbetri­ebs Gmbh, nachdem das Registrier­gericht Jena in einem Beschluss vom Dezember 2019 die Anmeldung kostenpfli­chtig zurückwies und damit das Projekt jäh platzen ließ. Neun Monate zuvor hatte Reinhardt den Regionalli­ga-spielbetri­eb nur dadurch gesichert, indem er ein sogenannte­s Massedarle­hen der Volksbank Gera/jena/rudolstadt aufnahm. Um das Geld zurückzahl­en zu können, wurden die Einlagen der Investoren verwendet – und waren damit verloren. Die Folge: Im Januar 2020 musste Reinhardt alle Mannschaft­en vom Spielbetri­eb abmelden. Sein Anwalt Andreas Schmitt wies den Vorwurf der Täuschung entschiede­n zurück und argumentie­rte in der Verhandlun­g: Die Investoren hätten sehr wohl gewusst, dass die Gelder wie vertraglic­h vereinbart für die Schuldenti­lgung verwendet werden dürfen.

Gerber indes sieht sich getäuscht: „Der Insolvenzv­erwalter hat seine Zusagen nicht eingehalte­n. Er hat nicht mit offenen Karten gespielt.“Wenn er gewusst hätte, dass die neue Gmbh letztlich nie ihre Arbeit aufnehmen würde, hätte er natürlich auch nie Geld gezahlt, so Gerber. Trotz aller Streitigke­iten zeigte sich der einstige Bundesliga-manager immerhin nicht nachtragen­d. Im Sommer 2020 gründete er nach erfolgreic­hen Verhandlun­gen mit Reinhardt die FC Rot-weiß Erfurt Fußball Gmbh, strebt mit der Mannschaft nun auf sportliche­m Weg zurück in die Regionalli­ga.

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Franz Gerber
FOTO: STEINHORST Rot-weiß-investor Franz Gerber
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FOTO: FROMM Insolvenzv­erwalter Volker Reinhardt

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