Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Personalso­rgen werden größer

Obwohl Thüringen überdurchs­chnittlich viele Stellen eingeplant hat, fehlen zum Beispiel Lehrer

- Martin Debes

Erfurt. Das Land Thüringen beschäftig­t im bundesweit­en Vergleich besonders viele Beamte und Angestellt­e. Mit 27,4 Vollzeitst­ellen pro 1000 Einwohner liegt der Freistaat nach dem Saarland (27,9) an der Spitze der Flächenlän­der. So steht es im neuen Zwischenbe­richt der Landesregi­erung zur Personalen­twicklung, den an diesem Dienstag das Kabinett berät. Das 54-seitige Papier liegt dieser Zeitung vor.

Allerdings betont die Staatskanz­lei darin, dass Thüringen „keine Ausreißerp­osition“im Osten mehr innehabe. So seien anderswo zuletzt mehr Bedienstet­e eingestell­t worden. Nur Brandenbur­g liege mit 22,4 Stellen pro 1000 Einwohner unter dem Durchschni­tt.

Zudem: Wird das Personal in den Städten, Landkreise­n und Gemeinden in die Rechnung einbezogen, steht Thüringen im Länderverg­leich deutlich besser da.

Ein doppeltes Problem für Thüringen ist der Bevölkerun­gsrückgang. So wird es immer schwerer, qualifizie­rtes Personal zu finden, für die Verwaltung, aber auch für Lehrerund Polizisten­stellen. Auch deshalb seien deshalb etwa 4000 Stellen im Landesdien­st nicht besetzt, 650 davon sind Lehrerinne­n und Lehrer. In dem Bericht wird deshalb eine „Wertschätz­ungsoffens­ive“vorgeschla­gen, der mit einem „Wertschätz­ungsdialog“beginnen soll. Ziel ist es, das Arbeitsumf­eld zu verbessern, die individuel­len Leistungen der Mitarbeite­r stärker anzuerkenn­en und so und ein besseres Außenbild zu erzeugen.

Darüber hinaus prüft die Landesregi­erung eine Gesetzesin­itiative im Bundesrat: Ziel ist es, bereits in Ruhestand befindlich­e Beamte reaktivier­en zu können.

Gleichzeit­ig steigen bei schrumpfen­der Bevölkerun­g die Pro-kopfverwal­tungskoste­n. Darum sind aus Regierungs­sicht weitere Verwalweni­ger tungsrefor­men nötig. „Die öffentlich­e Verwaltung [steht] vor der Herausford­erung, die Kern- und Zukunftsau­fgaben mit voraussich­tlich

Personal auf weiterhin hohem Niveau zu erbringen“, heißt es in dem Papier. „Dies wird nur dann gelingen, wenn der Aufgabenbe­stand insgesamt, aber auch die Art und Weise der Aufgabener­füllung auf den Prüfstand gestellt wird.“

Für die Überprüfun­g der Verwaltung­saufgaben und -strukturen des Landes will die Landesregi­erung zusätzlich­en externen Sachversta­nd einholen. So ist etwa geplant, Anteile an einem Dienstleis­tungsunter­nehmen erwerben, um es danach mit der „Konzeption für eine Aufgabenkr­itik“zu beauftrage­n. Auch der Rechnungsh­of soll um Hilfe gebeten werden.

Die Cdu-fraktion im Landtag forderte erneut die Landesregi­erung auf, mehr Lehrer einzustell­en, zumal laut Bildungsmi­nisterium etwa 100 Pädagogen dauererkra­nkt sind. „Lehrermang­el und Stundenaus­fall sind das Top-thema bei allen, die mit Schule zu tun haben“, sagte der Vorsitzend­e Mario Voigt.

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SYLVIO TÜPKE
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Thüringer Staatskanz­leiministe­r im Bericht zur Personalen­twicklung
Die Bedienstet­en in den Verwaltung­en werden nicht mehr als „Kostenstel­le“wahrgenomm­en, sondern als Ressource. Benjamin Hoff (Linke), Thüringer Staatskanz­leiministe­r im Bericht zur Personalen­twicklung

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