Personalsorgen werden größer
Obwohl Thüringen überdurchschnittlich viele Stellen eingeplant hat, fehlen zum Beispiel Lehrer
Erfurt. Das Land Thüringen beschäftigt im bundesweiten Vergleich besonders viele Beamte und Angestellte. Mit 27,4 Vollzeitstellen pro 1000 Einwohner liegt der Freistaat nach dem Saarland (27,9) an der Spitze der Flächenländer. So steht es im neuen Zwischenbericht der Landesregierung zur Personalentwicklung, den an diesem Dienstag das Kabinett berät. Das 54-seitige Papier liegt dieser Zeitung vor.
Allerdings betont die Staatskanzlei darin, dass Thüringen „keine Ausreißerposition“im Osten mehr innehabe. So seien anderswo zuletzt mehr Bedienstete eingestellt worden. Nur Brandenburg liege mit 22,4 Stellen pro 1000 Einwohner unter dem Durchschnitt.
Zudem: Wird das Personal in den Städten, Landkreisen und Gemeinden in die Rechnung einbezogen, steht Thüringen im Ländervergleich deutlich besser da.
Ein doppeltes Problem für Thüringen ist der Bevölkerungsrückgang. So wird es immer schwerer, qualifiziertes Personal zu finden, für die Verwaltung, aber auch für Lehrerund Polizistenstellen. Auch deshalb seien deshalb etwa 4000 Stellen im Landesdienst nicht besetzt, 650 davon sind Lehrerinnen und Lehrer. In dem Bericht wird deshalb eine „Wertschätzungsoffensive“vorgeschlagen, der mit einem „Wertschätzungsdialog“beginnen soll. Ziel ist es, das Arbeitsumfeld zu verbessern, die individuellen Leistungen der Mitarbeiter stärker anzuerkennen und so und ein besseres Außenbild zu erzeugen.
Darüber hinaus prüft die Landesregierung eine Gesetzesinitiative im Bundesrat: Ziel ist es, bereits in Ruhestand befindliche Beamte reaktivieren zu können.
Gleichzeitig steigen bei schrumpfender Bevölkerung die Pro-kopfverwaltungskosten. Darum sind aus Regierungssicht weitere Verwalweniger tungsreformen nötig. „Die öffentliche Verwaltung [steht] vor der Herausforderung, die Kern- und Zukunftsaufgaben mit voraussichtlich
Personal auf weiterhin hohem Niveau zu erbringen“, heißt es in dem Papier. „Dies wird nur dann gelingen, wenn der Aufgabenbestand insgesamt, aber auch die Art und Weise der Aufgabenerfüllung auf den Prüfstand gestellt wird.“
Für die Überprüfung der Verwaltungsaufgaben und -strukturen des Landes will die Landesregierung zusätzlichen externen Sachverstand einholen. So ist etwa geplant, Anteile an einem Dienstleistungsunternehmen erwerben, um es danach mit der „Konzeption für eine Aufgabenkritik“zu beauftragen. Auch der Rechnungshof soll um Hilfe gebeten werden.
Die Cdu-fraktion im Landtag forderte erneut die Landesregierung auf, mehr Lehrer einzustellen, zumal laut Bildungsministerium etwa 100 Pädagogen dauererkrankt sind. „Lehrermangel und Stundenausfall sind das Top-thema bei allen, die mit Schule zu tun haben“, sagte der Vorsitzende Mario Voigt.