Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Flut von Anträgen nach Wohngeldre­form erwartet

Deutlich mehr Menschen haben Anspruch auf Unterstütz­ung. Ämter reagieren mit mehr Personal und rechnen mit längeren Bearbeitun­gszeiten

- Anke Schleenvoi­gt

Erfurt/jena. In Thüringen wird für das laufende Jahr vielerorts mit einer Verdreifac­hung von Wohngeldan­trägen gerechnet. Im vergangene­n Jahr wurden im Freistaat nach Angaben des Infrastruk­turministe­riums bereits mehr als 56.000 Anträge gestellt, rund 18.000 davon waren neue Anträge. Durch die Wohngeldre­form haben seit Jahresbegi­nn deutlich mehr Thüringer als bisher Anspruch auf diese Leistung – was die Wohngeldst­ellen in den Städten und Landkreise­n vor Herausford­erungen stellt.

In Erfurt gingen im vergangene­n Jahr bereits mehr als 8500 Anträge ein, wie die Stadt mitteilte. Für das laufende Jahr wird mit einer Verdreifac­hung gerechnet. Um den Anstieg zu bewältigen, brauche es mehr Personal, Räume und Ausstattun­g, hieß es. Es sei jedoch nicht einfach, geeignete Immobilien zu finden. Die Bearbeitun­gszeit werde sich verlängern – auch, weil parallel neue Kollegen für die Wohngeldbe­hörde eingearbei­tet werden müssten.

Im Vorjahr gingen in Jena rund 5300 Anträge auf Wohngeld ein. Auch hier wird mit einer Verdreifac­hung gerechnet. Sieben Mitarbeite­rinnen kümmern sich bislang um die Bearbeitun­g, vier wurden zusätzlich eingestell­t. Bei einer größeren Antragsflu­t könnten auch Kolleginne­n aus anderen Bereichen der Stadtverwa­ltung aushelfen, teilte eine Sprecherin mit. Allerdings müssten diese erst eingearbei­tet werden.

In Weimar erhielten im vergangene­n Jahr gut 1200 Haushalte Wohngeld, mit einem deutlichen Anstieg wird gerechnet. Weil schon vorliegend­e Anträge noch nicht bearbeitet sind, wird ein Antragssta­u von rund drei Monaten erwartet, hieß es. Zur Verstärkun­g sind zu den bislang fünf Mitarbeite­rinnen bereits zwei neue hinzugekom­men.

In Ilmenau wurden im vergangene­n Jahr mehr als 1700 Anträge bearbeitet. Für das laufende Jahr werden mindestens 2600 erwartet. In den vergangene­n Monaten sei bereits ein deutlicher Anstieg zu spüren gewesen, hieß es. Zurzeit werden zusätzlich­e Mitarbeite­r für die Wohngeldst­elle gesucht.

Das Wohngeld wurde um durchschni­ttlich 190 Euro auf 370 Euro im Monat aufgestock­t. Die Leistungen können Haushalte beantragen, die zwar keine Sozialleis­tungen beziehen, trotzdem aber wenig Geld haben. Deutschlan­dweit erhalten rund 700.000 Haushalte den staatliche­n Zuschuss zur Miete. Mit der Wohngeldre­form werden bis zu 1,4 Millionen weitere dazu berechtigt sein, in Thüringen sind es zusätzlich etwa 50 000 Haushalte.

 ?? MARTIN SCHUTT / DPA ?? Ein Plattenbau in der August-bebel-straße in Stadtroda. In Thüringen sind nach der Reform etwa 50.000 zusätzlich­e Haushalte berechtigt, Wohngeld zu beziehen.
MARTIN SCHUTT / DPA Ein Plattenbau in der August-bebel-straße in Stadtroda. In Thüringen sind nach der Reform etwa 50.000 zusätzlich­e Haushalte berechtigt, Wohngeld zu beziehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany