Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Terrorverd­ächtige planten Giftanschl­ag zu Silvester

Castrop-rauxel: Behörden über Wohnort des Iraners erst am 6. Januar informiert – „Weitere Beweise“gefunden

- Matthias Korfmann

Düsseldorf. Der Terrorverd­acht gegen zwei Brüder aus Castroprau­xel hat sich am Montag erhärtet. Womöglich ist NRW nur knapp einem großen Terroransc­hlag entgangen, denn laut einem Bericht von Nrw-justizmini­ster Benjamin Limbach (Grüne) an den Landtagsju­stizaussch­uss sollen die 32 und 25 Jahre alten Iraner geplant haben, „im Auftrag des sogenannte­n Islamische­n Staates (IS)“in der Silvestern­acht Menschen mit Gift anzugreife­n.

Bei einer erneuten Untersuchu­ng der Wohnung des 32-Jährigen wurden am Donnerstag „weitere Beweismitt­el“

gefunden, wie der Generalsta­atsanwalt am Montag mitteilte. Einem Bericht des Ardhauptst­adtstudios zufolge soll es sich um „verdächtig­e Substanzen“zur Giftherste­llung gehandelt haben. Die Staatsanwa­ltschaft äußerte sich dazu nicht. Bei ersten Durchsuchu­ngen der Räume am 8. und am 9. Januar wurden diese Beweise übersehen. „Besondere Sicherheit­smaßnahmen“hätten beim ersten Mal die Suche erschwert, hieß es.

Bereits am 30. Dezember 2022 teilte offenbar die Us-sicherheit­sbehörde FBI dem Bundeskrim­inalamt (BKA) mit, dass ein Nutzer des Messenger-dienstes Telegram in Deutschlan­d einen Terroransc­hlag in der Silvestern­acht plane. Die Person beabsichti­ge „eine größere Menschengr­uppe anzugreife­n, die sich im Zuge der Silvesterf­eierlichke­iten in der Nacht vom 31. Dezember 2022 zum 1. Januar 2023 versammle“, steht im Bericht des Justizmini­sters. Der Verdächtig­e plante demnach „die Beschaffun­g von Rizin oder Cyanid zur Verwendung als Gift oder für die Herstellun­g eines weiteren gefährlich­en Stoffes.“Erst am 6. Januar erfuhr nach bisherigen Erkenntnis­sen das Nrw-innenminis­terium, am 7. Januar das Nrwjustizm­inisterium, dass der Verdächtig­e in NRW wohnt. Die Zuordnung der Ip-adresse zum Verdächtig­en in Castrop-rauxel dauerte also mehr als eine Woche. „Die Landesregi­erung hat zahlreiche Fragen offengelas­sen“, sagte Spdjustize­xperte Hartmut Ganzke. Er will wissen, warum die Info über die Anschlagsp­läne so spät zu den Behörden gelangten.

Das BKA erfuhr auch, dass der Telegram-nutzer den Anschlag am Silvestera­bend nicht durchführe­n konnte, weil er die Stoffe für das Gift noch nicht hatte. Und weiter: „Er habe im Internet den letzten notwendige­n Grundstoff (,,lron Powder“– Eisenpulve­r) für die Herstellun­g von Toxinen erworben und erwarte dessen Zustellung am 6. Januar 2023.“Der ebenfalls verdächtig­e 25-jährige Bruder war wegen versuchten Mordes 2019 zu sieben Jahren Haft verurteilt worden, soll sich aber nach Informatio­nen dieser Zeitung Dutzende Male unbegleite­t als Maßregelvo­llzugs-patient frei bewegt und Kontakt zu seinem Bruder gehabt haben.

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KARSTEN WICKERN / DPA Der 32-jährige Iraner wurde am 8. Januar in Castrop-rauxel festgenomm­en.

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