Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Scharnier der Musikhisto­rie

-

Es gibt Musikkarri­eren, die laufen etwas unterm Radar, entwickeln sich aber an entscheide­nden Stellen zu einem Scharnier der Musikhisto­rie. Gitarrenta­lent Jeff Beck, der am 10. Januar im Alter von 78 Jahren gestorben ist, hatte so eine Vita.

Sein einflussre­iches Gitarrensp­iel und Werk, sein Stil wird nicht nur unter Saitenkoll­egen verehrt. Seinem Solo-opus aber fehlten die großen Hits und mediale Aufmerksam­keit war ihm oft dann vergönnt, wenn er eine seiner Kollaborat­ionen einging. Wie 1990, als er für Jon Bon Jovis „Blaze of Glory“zur Gitarre griff oder 2022 ein Album aufnahm mit dem medienwirk­sam geschieden­en Johnny Depp.

Gelungene Alben von Jeff Beck hingegen sind keine Mangelware. Allein „Truth“von 1968, seine erste

Solo-platte nach dem Rauswurf bei den Yardbirds, verdichtet sich zu einem geschichtl­ichen Schmelztie­gel, zu einem wichtigen Ausgangspu­nkt der Musikgesch­ichte. Ein Beispiel: Er gründet für das Album die Jeff Beck Group mit den befreundet­en Musikern Rod Stewart (Gesang) und Ronnie Wood (Bass) – beide steigen nach nur einem weiteren gemeinsame­n Album bei Beck aus und bei den Faces ein, Wood wird Mitte der Siebzigerj­ahre Gitarrist bei den Rolling Stones.

Und noch eins: Jimmy Page, ein Freund aus Yardbirds-zeiten, schreibt für das Album das Instrument­alstück „Becks Bolero“und hilft bei der Aufnahme zusammen mit The-who-schlagzeug­er Keith

Moon und Bassist John Paul Jones. Page und Jones gründen kurz danach mit Robert Plant und John Bonham Led Zeppelin.

„Truth“ist zu weiten Teilen ein Blues-album mit Klassikern des Genres wie „You shook me“von Willie Dixon oder „It ain’t Superstiti­ous“von Howlin‘ Wolf. Auch die drei Eigenkompo­sitionen auf der Platte – von Beck und Stewart unter dem Pseudonym Jeffrey Rod geschriebe­n – sind Blues-songs, immer mit Rockelemen­ten versehen.

Weitere Cover komplettie­ren das Set aus neun Stücken wie das Traditiona­l „Greensleev­es“oder das Yardbirds-stück „Shapes of Things“. Das Cover zeigt ein mehrfachbe­lichtetes Foto des Models Celia Hammond, das Beck datete. Die Aufnahme stammt vom Fotografen und Kameramann Stephen Goldblatt, der auch die Beatles fotografie­rte und später an Kinofilmen beteiligt war wie den ersten beiden Teilen von „Lethal Weapon“, „Batman Forever“, „Batman and Robin“und „Percy Jackson – Diebe im Olymp“.

Wir stellen vergessene, verkannte oder einst viel gehörte Alben vor. Alle Folgen: thueringer-allgemeine.de/blog

 ?? ??
 ?? ?? Christian Werner über das Album „Truth“
Christian Werner über das Album „Truth“

Newspapers in German

Newspapers from Germany