Leichen weisen ihr den Weg
Leichen aufschneiden oder heiraten? Für Lady Hazel Sinnett ist die Antwort klar. Und sie entscheidet sich nicht fürs Heiraten, schließlich will sie Ärztin werden. Allerdings befinden wir uns im Edinburgh des Jahres 1817, und der 17-jährigen Adeligen ist nur allzu bewusst, dass sie ohne einen Ehemann an ihrer Seite ein Nichts ist und nur mit seiner Unterstützung ihre Studien weiterführen kann.
Auferstehungsmann Jack Currer scheint ebenfalls keine Wahl zu haben, er gehört zu den Armen und Ausgestoßenen. Er stiehlt Leichen aus Gräbern – daher die „Berufsbezeichnung“– und verkauft sie an Wissenschaftler, die daran das Sezieren üben. Hazel wird seine Kundin. Als Mann verkleidet, hat sie es ins Anatomieseminar des berühmten Dr. William Beecham III. geschafft. Sie wird enttarnt, ist aber die Beste. Daher wirft Beecham sie aus dem Kurs, lässt sie aber trotzdem zur Prüfung zu. Lehrbücher hat sie, Leichen zum Üben liefert Jack. Irgendwann hilft sie ihm dabei, weil sein Partner verschwunden ist – wie so viele Auferstehungsmänner und -frauen niederer Schichten. Dafür haben Reiche plötzlich neue Organe, vom Auge bis zur
Gebärmutter. Und Hazel muss sich irgendwann mit der Frage auseinandersetzen, wie weit sie zu gehen bereit ist, um ihren Traum von der Karriere als Ärztin zu verwirklichen und ihre große Liebe Jack Currer zu retten. Denn Dr. Beecham hütet ein schauderhaftes Geheimnis...
Schauerroman, Krimi, Romanze und eine Verbeugung vor der großen englischen Schriftstellerin Jane Austen vermischt Dana Schwartz zu einem spannenden Roman. Darin verhandelt sie zudem Themen wie Organhandel und Ethik in der Medizin, nicht immer mit eindeutigen Antworten. Dazu hat Zachary Meyer eine fantastische Einband-illustration geschaffen – um das Herz geht es immer und in jedem Sinne. Denn in „Anatomy“wird es nicht allein unglücklich Liebenden aus der Brust gerissen.
Leseprobe und alle Buchtipps:
Dana Schwartz (Text), Cornelia Röser (Übers.): Anatomy. Loewe,
384 Seiten, 16,95 Euro, ab 14