Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Das Angermuseu­m soll seinen Namen ändern

Kulturdeze­rnent Tobias Knoblich plant bei einer Neuausrich­tung des Hauses einen stärkeren Fokus auf die Kunst

- Holger Wetzel

Erfurt. Im Rahmen einer Neuausrich­tung soll das traditions­reiche Angermuseu­m in Erfurt auch seinen Namen wechseln. Das hat Kulturdeze­rnent Tobias Knoblich (parteilos) angeregt. Als „Kunstmuseu­m Friedrich Nerly“soll das Museum künftig mehr internatio­nale Strahlkraf­t entfalten und zugleich das kulturelle Erbe der Stadt würdigen.

Der 1807 in Erfurt geborene Nerly hatte während seiner Schaffensz­eit in Italien unter anderem durch seine Stadt- und Landschaft­sbilder (Veduten) von Venedig Weltbekann­theit erlangt. Sein Sohn Friedrich Paul Nerly stiftete den Nachlass seines Vaters 1883 an die Stadt Erfurt mit der Auflage, das Werk museal zu präsentier­en – die Geburt des Angermuseu­ms.

„Bei der Beschäftig­ung mit dem neuen Museumskon­zept ist noch einmal deutlich geworden, dass unser Mythos und die Gründungse­rzählung nicht nur der Kunstmusee­n, sondern für alle unsere Museen in dieser Geschichte besteht“, sagt Tobias Knoblich. Diesem Mythos soll durch die Namensände­rung Rechnung getragen werden.

Die Neuausrich­tung ziele allerdings nicht auf ein reines Nerly-museum, obwohl die Werke des berühmten Sohnes der Stadt die größte Sammlung des Hauses ausmachen. Vielmehr sei geplant, den Fokus noch deutlich stärker auf die Kunst zu legen. „Derzeit steckt in dem Museum noch vieles drin, das für die Präsentati­on in einem Kunstmuseu­m nicht so zielführen­d ist“, meint der Dezernent.

Ein reines Nerly-museum soll nicht entstehen

Für die geplante Konzentrat­ion auf die Kunst sei „Angermuseu­m“aber nicht eindeutig genug, findet Knoblich. „Es klingt zu sehr nach Allerwelts­museum oder nach einem Dorfplatz als nach einem Kunstmuseu­m“, sagt er. Das Wort „Kunstmuseu­m“, ohne Namenszusa­tz, steht bereits über dem Eingang des Barockbaus aus dem frühen 18. Jahrhunder­t, einer Zierde des Erfurter Angers.

Die Neuausrich­tung des Angermuseu­ms ist Teil eines Museumsent­wicklungsk­onzeptes, über das der Stadtrat am 25. Januar abstimmt. Das Konzept, das mit Hilfe eines externen Gutachtens entstand, basiert auf einer gründliche Analyse der Erfurter Museumslan­dschaft. Es sieht inhaltlich­e und Maßnahmen der Infrastruk­tur vor und soll die Wahrnehmun­g, das Angebot und die Vernetzung der Erfurter Museen in den nächsten Jahren verbessern.

Die Analyse stellte fest, dass insbesonde­re die Kunstmusee­n starke Mängel bei der Identität und der Wahrnehmun­g aufweisen. Seit mehreren Jahren habe sich der Fokus der Museumsbes­ucher immer mehr auf die Geschichte und die Naturkunde verschoben, heißt es. Die neue inhaltlich­e Ausrichtun­g mit der stärkeren Konzentrat­ion auf die Kunst soll nun nicht zuletzt dem Angermuseu­m helfen, sein Potenzial besser zu entfalten.

Dezernent Knoblich will seinen Vorstoß zur Namensände­rung vor allem als Anregung und als Angebot verstanden wissen. Er habe nicht vor, dem Haus den neuen Namen „überzustül­pen“, betont er. Sollte die Diskussion aber zeigen, dass sich die Erfurter mit dem neuen Namen identifizi­eren können, will Knoblich zu gegebener Zeit den Stadtrat über die Namensände­rung beschließe­n lassen.

 ?? MARCO SCHMIDT ?? Das Erfurter Angermuseu­m wurde am 27. Juni 1886 als Kunstmuseu­m eröffnet. Das Gebäude stammt aus dem frühen 18. Jahrhunder­t.
MARCO SCHMIDT Das Erfurter Angermuseu­m wurde am 27. Juni 1886 als Kunstmuseu­m eröffnet. Das Gebäude stammt aus dem frühen 18. Jahrhunder­t.

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