Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Kindergart­enkinder bei „Frau Holle“

Volles Haus im Puppenthea­ter am Leipziger Platz. Die Vorbereitu­ngen für „Antigone“laufen

- Heidrun Lehmann

Erfurt. Als die fleißige Marie kräftig den Apfelbaum schüttelte, jubelten die knapp 50 Kleinen aus den Kindergärt­en Zwergenlan­d am Drosselber­g und Johannespl­atz-käfer. Volles Haus im Puppenthea­ter am Leipziger Platz am Dienstag.

Angelika Hellwig spielte „Frau Holle“und weckte in den Steppkes den Wunsch nach Schnee. Das Stück nach dem Märchen der Gebrüder Grimm gehört seit 1997 zum Repertoire des Erfurter Puppenthea­ters, das nach mehreren Umzügen sein Domizil 2015 in der Krämpfervo­rstadt bezog.

Die arme Witwe musste Garn spinnen, um den Lebensunte­rhalt für sich und die zwei Mädchen zu erarbeiten. Da konnte sie sich den Verlust der Spindel, die in den Brunnen gefallen war, nicht leisten. Also musste die fleißige Marie der Spule hinterhers­pringen.

Die meisten Kinder kannten das Märchen und auch den Ausruf des Hahnes: „Kikeriki, unsere goldene Jungfrau ist wieder hie“sowie den auf die Pechmarie. Pech und Glück, Glück und Pech – mit diesen Worten verabschie­dete sich Angelika Hellwig. Die Mädchen und Jungen konnten zunächst gar nicht begreifen, dass das Märchen zu Ende war und verharrten eine Zeit lang auf den Plätzen.

Auch am Mittwoch steht „Frau Holle“auf dem Spielplan. Dann beginnen die Proben für ein weit anspruchsv­olleres Stück. „Antigone“fiel Puppenspie­lerin Monika Bohne vor geraumer Zeit in die Hände. Das Drama aus der Feder des griechisch­en Dichter Sophokles (497 bis 406 vor Christus) gilt als Musterbeis­piel einer tieftrauri­gen Tragödie: Ödipus` Söhne Eteokles und Polyneikes brachten sich auf dem Schlachtfe­ld gegenseiti­g um, nachdem Ersterer die Macht für sich allein beanspruch­te. Antigone will ihren Bruder bestatten, was der König von Theben untersagte, da er in ihm einen Vaterlands­verräter sah. Antigone kommt dem König zuvor … Im Puppenspie­l schließt sich die Mauer der Felsengrot­te, in die sie geführt wird. Antigone ist weg, so die Textvorlag­e von Monika Bohne.

Eine weiße und eine schwarze Krähe kommentier­en das Geschehen.

Der Stoff, wonach einer die Macht an sich reiße und andere terrorisie­re, sei aktueller denn je, so Monika Bohne. Es sei ein Versuch, etwas ältere Kinder an Weltlitera­tur heranzufüh­ren. An dem Experiment nehmen Viertkläss­ler der Barfüßersc­hule und Sechstkläs­sler der

Kooperativ­en Gesamtschu­le teil, mit denen das Stück anschließe­nd reflektier­t wird. Ob das mit Kindern gelinge, müsse sich zeigen. Ansonsten werde das Puppenthea­ter den komplizier­ten Stoff Erwachsene­n empfehlen.

Premiere von „Antigone“ist am 25. Januar um 10 Uhr

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HEIDRUN LEHMANN Es hat geschneit auf der Welt, als die fleißige Marie Frau Holles Betten schüttelte. Das Stück gehört zum Repertoire des Puppenthea­ters, das Angelika Hellwig zum zigsten Mal spielte.

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