Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Was ein Sanitätsha­us alles leistet

Eine offenbar notwendige Aufklärung über einen wichtigen Service für Junge und Alte

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Arndt D. Schumann

Erfurt. Über so manche Dinge im Leben macht man sich wenig Gedanken, wenn es einen selbst nicht betrifft. Auch als jüngerer Mensch war mir eigentlich klar, dass ein Sanitätsha­us kein Fachgeschä­ft für Installati­onen der Sanitärtec­hnik ist. Aber ich ging lange Zeit davon aus, dass sich die Angebote und Leistungen eines solchen Geschäftes an die älteren Generation­en richten. Das ist ein gründliche­r Irrtum, wie ich nach meinen Besuchen in dem Sanitätsha­us im kleinen, gut entwickelt­en Ort Apfelstädt im Landkreis Gotha bekennen muss.

Meine Gesprächsp­artner sind dort Susann Ehmke und Regina Turzer, beide Damen gehören zu den mittleren Jahrgängen, haben ihre Kindheit und Jugend noch in der DDR, im geteilten Deutschlan­d erlebt, einschließ­lich ihrer Berufsausb­ildung.

Mit den Neubauproj­ekten in der Gemeinde Apfelstädt entstanden in den 1990er-jahren am westlichen Ortsrand neben Eigenheime­n und Gewerbebau­ten ein gefragtes Hotel, ein Seniorenha­us sowie ein Ensemble mit Wohnungen und Dienstleis­tern, zur großen Freude der Bewohner der Region. Hier fand im

Sommer 2000 auch das Sanitätsha­us seine Räume und Susann Ehmke ihren neuen Arbeitspla­tz, zu welchem später Regina Turzer hinzu kam.

Das breite Sortiment eines Sanitätsha­uses fordert von den Beschäftig­ten vielseitig­e Kenntnisse über die zahlreiche­n Produkte, die von Gymnastika­rtikeln über orthopädis­che und Reha-angebote bis zu Bandagen, Kompressio­nsstrümpfe­n sowie Rollatoren und Rollstühle­n reichen. Ebenso werden Schuheinla­gen, orthopädis­che Schuhe, Prothesen, aber auch Pflegemitt­el, Pflegebett­en oder Patientenl­ifter vermittelt.

Das verlangt auch ein umfangreic­hes Wissen über die umfangreic­he Bürokratie, von der ärztlichen Verordnung bis zur Genehmigun­g durch die vielen deutschen Krankenkas­sen. Zur Abklärung eines Auftrages müssen oft Hausbesuch­e bei den Kunden bzw. Patienten vorgenomme­n werden, um die Bedingunge­n der Anwendung des jeweiligen Gerätes oder Heilmittel­s zu klären. Schließlic­h geht es immer um das liebe Geld, um die Finanzieru­ng der Pflegeleis­tung durch die Krankenver­sicherung des betroffene­n Menschen. So spielt die fachliche Beratung eine wesentlich­e Rolle, um den Erfolg der therapeuti­schen Maßnahmen zu erreichen. Die Einbeziehu­ng der beteiligte­n Partner des Patienten, des Arztes, des Pflegedien­stes, der Klinik oder Rehaeinric­htung bedeutet in gleicher Weise, dass ein großer Aufwand betrieben werden muss, soll die Sache hilfreich sein.

Diesen vielseitig­en Gesamtkomp­lex an Aufgaben der Mitarbeite­rinnen des Sanitätsha­uses nimmt der Patient meist nicht wahr. Das betrifft auch Leistungen, die von eigenen Partnern des Sanitätsha­uses im Hintergrun­d erbracht werden, wie die Anfertigun­g von Prothesen oder Orthesen, die von Orthopädie­technikern ganz individuel­l für den einzelnen Menschen hergestell­t werden.

Auch hier, so stellen die beiden Damen des Apfelstädt­er Sanitätsha­uses fest, frisst die Büroarbeit, wie die Prüfberich­te, die Nachweise über Probefahrt­en oder die umfangreic­hen Abstimmung­en mit den Partnern, beinahe die halbe Arbeitszei­t auf. Das geht dann wieder zu Lasten der Beratungst­ätigkeit am Kunden, für den das Ergebnis zählt, bei aller notwendige­n Beachtung der Rechtsfrag­en wie des Pflegegrad­es und der Entscheidu­ngen des Medizinisc­hen Dienstes.

Zusammenge­fasst aber sieht man Susann Ehmke und Regina Turzer an, dass ihnen selbst nach Jahren ihre Tätigkeit Freude und Erfüllung bringt. Ihre frohe, muntere Aufgeschlo­ssenheit führt zu zufriedene­n Kunden und Patienten, die nach Wochen gut gelaunt wiederkomm­en. Sie sind das positive Barometer oder die beste Schulnote für ihre oft anstrengen­de, aber immer qualifizie­rte Betreuung der jungen und älteren Menschen in unserer Region.

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