Die Skispringer werden zum Superteam
Karl Geiger äußerte sich zurückhaltend. „Ich glaube, dass es einen Versuch wert ist – aber ich bin noch ein bisschen skeptisch, da bin ich ganz ehrlich“, sagte der Olympia-dritte im Podcast Ski happens über die Tatsache, dass der Weltcup-kalender der Skispringer in dieser Saison um eine Disziplin erweitert wird. Am 11. Februar wird es in Lake Placid zum ersten Mal einen Superteam-wettbewerb geben.
Die Regeln sind leicht erklärt. Beim neuen Format bilden jeweils zwei Athleten einer Nation eine Mannschaft. Vorgesehen sind dabei drei, statt zwei Durchgänge. Sinn der Sache: Die neue Konkurrenz soll in erster Linie kleineren Verbänden helfen, die sonst kein klassisches Vierer-team stellen können.
Geiger glaubt dagegen, dass die Wintersport-dominatoren nur wenig Gefallen daran finden werden: „Speziell bei den großen Nationen wird es schwierig, wer überhaupt startet. Da bin ich nicht sicher, ob wirklich immer die allerbesten Leute am Start sind.“
Die Frauen haben es derweil schon ausprobiert. Als beim Weltcup am vergangenen Wochenende im japanischen Zao zum ersten Mal Selina Freitag und Katharina Althaus im Duo für Deutschland antraten und Rang drei belegten, war der Anfang gemacht. Offenbar mit Erfolg: In der Ergebnisliste tauchten immerhin zwölf Länder auf und damit vier mehr als beim letzten Mannschaftsspringen im Februar 2022 beim Weltcup in Hinzenbach.
Auch der norwegische Cheftrainer Alexander Stöckl ist nicht so skeptisch wie Geiger, sondern erhofft sich durchaus eine Modernisierung
seiner Sportart. „Drei Durchgänge, dreimal etwa 20 Minuten und sehr kurze Pausen – da hast du dann zwei Werbeblöcke, das ist ein sehr spannendes Konzept“, sagt der Österreicher.
Sich immer neu erfinden, das ist auch den Biathleten gelungen. Aber auch die Skijäger haben mal klein angefangen. Sehr klein sogar. Bei den Olympischen Winterspielen 1960 in Squaw Valley gab es beim Debüt im Biathlon lediglich das Einzelrennen der Männer über 20 Kilometer. 1992 durften endlich auch die Frauen bei Olympia ran.
Danach wuchs das Programm kontinuierlich. Mit der Verfolgung, erstmals 2002 in Salt Lake City olympisch, und dem seit 2006 bei Winterspielen ausgetragenen Massenstart zog auch mehr Spannung in die Wettbewerbe der Skijäger ein. Zugleich wurde die Sportart noch interessanter für die Sponsoren.
Im Rennrodeln dagegen bietet die Bahn einen limitierten Rahmen, um neue Disziplinen zu etablieren. Die Team-staffel ist so ein Wettbewerb, bei dem seit 2014 olympische Medaillen vergeben werden. Erstmals seit der WM 2016 am Königssee gibt es auch Sprintrennen. Statt zwei wird nur ein Lauf gefahren, die Zeit nach 100 Meter mit fliegendem Start ausgelöst. Ins olympische Programm schaffte es das Format allerdings bis heute nicht.
Dagegen wird in der Welt der Rennrodler inzwischen eine ganz neue Entwicklung forciert. Vor ein paar Wochen feierten die Doppelsitzer der Frauen ihre Weltcup-premiere. Auf den ersten Blick ein gut gemeinter und längst überfälliger Schritt der Gleichberechtigung. Aber die Entwicklung steht erst ganz am Anfang. Bei den deutschen Meisterschaften kurz vor dem Jahreswechsel waren nämlich lediglich zwei Frauen-doppel am Start.
Nun allerdings wird ein zusätzlicher Schub erwartet, schließlich ist die jüngste Disziplin des Rennrodelns schon 2026 in Mailand erstmals bei Olympia dabei. Im Gegensatz zu den Sprintrennen.