Hart, aber herzlich
Wolfgang Schuh, einstiger Oberliga-Fußballer des FC Carl Zeiss und des FC Rot-Weiß, später dann langjähriger Mannschaftsarzt in Erfurt, wird 80 Jahre alt
Erfurt/Jena. 29. Juli 2023. Wolfgang Schuh läuft im Spiel des FC RotWeiß gegen Hansa Rostock aufs Feld, um Romario Hajrulla nach einem Zusammenprall schnell zu behandeln. Aber was heißt laufen. Es war in Vertretung seines Sohnes Michael ein Sprint des langjährigen Mannschaftsarztes. 1974 hatte er in dieser Funktion seinen ersten Einsatz für die Erfurter, denen er mit kleiner Unterbrechung anschließend rund zwei Jahrzehnte medizinisch zur Seite stand.
26. November 2023: Wolfgang Schuh wird 80. Viele werden gratulieren, ehemalige Mitspieler, Leistungssportler, denen er wieder auf die Beine geholfen hat, zahlreiche sonstige Patienten, die ihm noch heute dankbar für Wissen und
Mai 1991: Wolfgang Schuh (rechts) neben Erfurts Trainergespann Lothar Kurbjuweit (links) und Rüdiger Schnuphase.
Kunstgriffe sind. Schon einen Tag früher – zur internen Familienfeier – reist Hans Mayer aus Nürnberg an.
Der Erfolgstrainer zählt zu den engsten Freunden von Wolfgang Schuh. „Wir kennen uns seit rund 60 Jahren, haben damals in der Studenten-Mannschaft in Jena gespielt, in den 1980er-Jahren dann bei RotWeiß zusammengearbeitet: er als Trainer, ich als Arzt, wir als Team.“
Ja, die Gemeinsamkeit, ein vertrauensvolles Miteinander – das schätzt Wolfgang Schuh. Geboren ist er in Prag, aufgewachsen zunächst in Bösleben im Kreis Arnstadt, bevor die Familie nach Erfurt gezogen ist. Dort lebt er seit 1949, hat beim FC Rot-Weiß bis zum Männerbereich alle Nachwuchs-Stationen durchlaufen, schaffte es aber zunächst nicht bis ganz nach oben.
Umso mehr engagierte er sich deshalb im Medizin-Studium in Jena, „nur als Aggressionsabbau habe ich zu dieser Zeit bei der BSG Carl Zeiss Fußball gespielt.“
Aber so gut, dass Georg Buschner auf ihn aufmerksam wurde. Die
Trainer-Legende holte ihn zum damals neu gegründeten Club, als Libero absolvierte er neun OberligaPartien für den FC Carl Zeiss, „mit Peter Ducke habe ich da den für mich besten Fußballer erlebt.“
Doch auch, weil Erfurt längst zur Heimat geworden war, wechselte er 1969 zurück zum FC Rot-Weiß Erfurt. Als Verteidiger kamen noch rund drei Dutzend Einsätze in der höchsten Klasse der DDR hinzu. Seine Art Fußball zu spielen, bezeichnet Wolfgang Schuh selbst als „männlich, herb“. Eine Kombina
Wenn er gebraucht wird, hilft Wolfgang Schuh auch heute noch bei Rot-Weiß aus.
tion, die ihm sicherlich auch als Orthopäde nachgesagt wird, aber zu dieser gesellte sich neben Fachkenntnis auch Herzlichkeit. Mensch sein, das ist ihm wichtig, egal, wo, egal, in welcher Funktion. Auch heute noch, da das Rentendasein keine Langweile kennt.
Der Opa von fünf Enkeln fährt oft noch nach Tambach-Dietharz, im Thüringer Wald locken ein kleines Wochenend-Häuschen und die Natur. Auch im Reha-Zentrum am Urbicher Kreuz, das er aufgebaut und mitentwickelt hat, wo Tochter Dagmar jetzt leidenschaftlich aktiv ist, bewegt er sich regelmäßig sportlich.
Nur nicht einrosten, scheint ein Motto von Wolfgang Schuh zu sein. Und auch wenn kein weiterer medizinischer Einsatz beim FC Rot-Weiß geplant ist: einen Sprint würde er immer noch hinkriegen.