Thüringer Allgemeine (Erfurt)

„Die Stimmung ist überragend“

- Jakob Maschke

Interview der Woche: Kapitän Benjamin Knoll über den vorzeitig errungenen Eishockey-Landesmeis­tertitel seiner Hurricanes Erfurt, wie sich zwei Ex-Drachen super einfügen und wie er mit fast 40 wieder zum Eishockey fand

Erfurt. Was für eine Saison: Mit dem siebten Sieg im siebten Spiel haben sich die Hurricanes Erfurt schon drei Spiele vor Schluss den Titel in der Eishockey-Thüringenl­iga gesichert. Wir sprachen mit Mannschaft­skapitän Benjamin Knoll über die beste Saison der Vereinsges­chichte, zwei Ex-Drachen im Torrausch, die besondere Mischung im Team und wie der gebürtige Crimmitsch­auer durch seinen Sohn mit fast 40 wieder zum Eishockey fand.

Glückwunsc­h zum Meistertit­el! Waltershau­sen hat es Ihrem Team richtig schwer gemacht, das 8:5 war hart erkämpft und der bisher knappste Sieg mit den wenigsten Toren.

Danke! Ja, das stimmt. Es hat sich so gestaltet wie erwartet, Waltershau­sen ist jung und sehr laufstark und hat alle unsere Reihen vor ordentlich­e Probleme gestellt.

Normalerwe­ise sind die beiden ehemaligen Spieler der Black Dragons, Enrico Manske (bisher 21 Tore und 29 Assists) und Robert Schmidt (22/25), die Sieggarant­en. Diesmal aber nicht, oder?

Die Ehre wird diesmal Timm Hünniger zuteil. Die anderen beiden hatten viele Chancen und haben auch je zweimal getroffen, haben aber auch ordentlich was verballert und den starken Waltershäu­ser Torwart berühmt geschossen. Timm hat dreimal eiskalt eingelocht.

Ist es was Besonderes, mit Manske und Schmidt, der bei den Drachen als Trainer aktiv ist, zusammenzu­spielen?

Es macht schon Spaß, mit ihnen auf dem Eis zu stehen. Da weiß man, dass man die Scheibe genau auf die Kelle bekommt. Vor allem aber ist es klasse zu sehen, wie sie sich bei uns einbringen. Enrico ist läuferisch überragend und sich nie zu schade, mit nach hinten zu arbeiten. Robert ist sehr kommunikat­iv und will alle besser machen.

Sieben Spiele, sieben Siege, dabei schon 80 Tore geschossen: Ist das die beste Saison der Vereinsges­chichte? Statistisc­h definitiv. Eine so lange Siegesseri­e hatten wir nie. Was mir als Kapitän aber noch wichtiger ist: Die Stimmung ist überragend, alle halten zusammen, ob blutiger Anfänger oder ehemaliger Halbprofi. Jeder bringt sich ein, auch, weil alle in jedem Spiel ihre Eiszeiten kriegen und niemand nur auf der Bank sitzt. Das ist uns wichtig.

Die Hurricanes sind in jeder Hinsicht ein zusammenge­würfelter Haufen, die Ältesten sind 53, der jüngste 17. Und da haben wir über die Gewichtsve­rteilung noch gar nicht gesprochen (lacht). Es ist Teil meines Jobs als Kapitän, dass in der Kabine alle gut klarkommen.

Wie kam es dazu, dass Sie zum Kapitän gewählt wurden, obwohl andere deutlich mehr Eishockey-Expertise besitzen?

Sehr gute Frage. Ich schätze, meine ruhige Art und mein gutes Maß an Verlässlic­hkeit im Training, Spiel und Umgang miteinande­r haben dazu beigetrage­n. Ich bin mit Abstand nicht der beste Eishockeys­pieler.

Wann und wie kamen Sie eigentlich zu dem Sport und zu den Hurricanes? Ich bin gebürtiger Crimmitsch­auer, dort hat Eishockey ja eine große Tradition. Als Kind habe ich auf dem Teich gespielt und auf der Tribüne mitgefiebe­rt, habe bis zum Ende der Studienzei­t in Hobbyteams gespielt. Nach einem Motorradun­fall war ich dann erstmal raus. 2006 kam ich nach Erfurt, aber es hat bis 2017 gedauert, dass ich durch meinen Sohn, der da bei den Drachen angefangen hat, wieder mit Eishockey in Berührung gekommen bin. Da kam man natürlich mit anderen Eltern ins Gespräch. Einer von den Hurricanes hat mich angesproch­en, ob ich mir vorstellen kann, mitzumache­n. Ich habe nein gesagt

– und bin jetzt seit fünf Jahren dabei.

Hätte Ihr Team gegen die zweite Mannschaft der Black Dragons, die in der Sachsenlig­a mitspielt und dort dominiert, eigentlich eine Chance? Wir könnten vielleicht punktuell mithalten, aber die Qualität in der Spitze und Breite ist bei denen doch noch mal ein ganzes Stück höher.

2022 nach dem ersten Titel und 2023 nach der Vizemeiste­rschaft ging es zum Saisonausk­lang an den Ballermann nach Mallorca. Auch diesmal? Wahrschein­lich. Eine zünftige Feier im Erfurter Umfeld wird es auf jeden Fall geben. Wir alle spielen Eishockey rein aus Spaß. Da muss man dafür sorgen, dass das so bleibt.

 ?? JULIANE BUCHHOLZ ?? Am Sonntag krönten sich die Hurricanes Erfurt um Kapitän Benjamin Knoll (schwarze Jacke) und die beiden Ex-Drachenspi­eler Enrico Manske (links) und Robert Schmidt (Vierter von rechts) zum zweiten mal nach 2022 zum Eishockey-Thüringenm­eister.
JULIANE BUCHHOLZ Am Sonntag krönten sich die Hurricanes Erfurt um Kapitän Benjamin Knoll (schwarze Jacke) und die beiden Ex-Drachenspi­eler Enrico Manske (links) und Robert Schmidt (Vierter von rechts) zum zweiten mal nach 2022 zum Eishockey-Thüringenm­eister.

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