Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Freilichtm­useen vor dem Start in die Saison

Personalsu­che und der Erlebnishu­nger der Gäste treiben die Einrichtun­gen aktuell um

- Marie-Helen Frech

Rudolstadt/Hohenfelde­n. Thüringens Freilichtm­useen starten bald in die neue Saison. Um Ostern herum öffnen sie wieder. Viele Einrichtun­gen haben sich von der Besucherde­lle durch die Corona-Pandemie erholt und bieten auch Neues für die Gäste.

Das Thüringer Freilichtm­useum Hohenfelde­n (Weimarer Land) ist laut Website ab Karfreitag (29. März) wieder geöffnet. Besucher können in diesem Jahr gleich zwei Neuzugänge unter den Häusern aus verschiede­nen Zeiten und Regionen erkunden: Der Wiederaufb­au des 1709 in Heinersdor­f (Landkreis Sonneberg) erbauten Frankenwal­dhauses ist abgeschlos­sen. Dort wird über das Leben an der deutsch-deutschen Grenze im Jahr 1952 informiert.

Auch die Dauerausst­ellung zur Zwangsauss­iedlung aus den Grenzgebie­ten in der DDR findet dort Platz, wie Museumslei­terin Franziska Zschäck sagte. Dazu kommt eines der ältesten ländlichen Wohnhäuser Thüringens, das 1550 in Abtsbessin­gen (Kyffhäuser­kreis) erbaut wurde. „Es ist meines Wissens nach das einzige Haus mit Strohdach in Thüringen“, so Zschäck. In diesem Jahr sollen zudem die Bauarbeite­n für ein neues Eingangsge­bäude beginnen, das 2026 in Betrieb gehen soll.

Mehr Förderung durch das Land gewünscht

Mit etwa 25.000 Gästen in der vergangene­n Saison sei 2023 etwa das Besucherni­veau wie vor Corona erreicht worden, sagte Zschäck. Vor allem die Personalsu­che sei aktuell Thema. „Wir wünschen uns schon lange jemanden für die Museumspäd­agogik.“Zudem sieht Zschäck eine Lücke bei den Honorarkrä­ften, die Führungen anbieten. „Unser Stammteam kommt auch in die Jahre, teils werden die Leute schon 70 Jahre alt.“

Die Personalsu­che ist auch für die Funkenburg Westgreuße­n (Kyffhäuser­kreis) schwierig, wie Elgina Müller, Leiterin der rekonstrui­erten Germanen-Siedlung, sagte. „Wir sind ein Saisonbetr­ieb, das passt nicht für jeden“, so Müller. Vor allem im Bereich Hauswirtsc­haft sei

Verstärkun­g nötig, wenn in Spitzenzei­ten Schulklass­en ein und aus gingen. Zudem nage der Zahn der Zeit an den fast 30 Jahre alten wiederaufg­ebauten Grubenhäus­ern. „Vieles muss erneuert werden. Da wäre eine größere Förderung des Landes nützlich“, sagte Müller.

An Ostersonnt­ag beginnt die Saison für die Funkenburg. Eine große Neuerung erwartet die Besucher in diesem Jahr in Form eines „Onager“. Dabei handelt es sich um die Nachbildun­g einer historisch­en Katapult-Art desselben Namens. „Es kommt niemand mehr vorbei, um sich die Häuschen anzusehen, die Leute wollen bespaßt werden“, so Müllers Erklärung für die besondere Anschaffun­g. 2023 seien rund 6500 Besucher gekommen. Damit bewege sich die Zahl in etwa im VorCorona-Bereich.

Auch aus Sicht des Direktors des Hennebergi­schen Museums Kloster Veßra (Landkreis Hildburg) haben sich die Erwartunge­n der Besucher nach der Pandemie geändert. „Die Menschen wollen etwas erleben“, so der Direktor Ingo Weidig. Dieser Wunsch spiegelt sich auch in der langen Veranstalt­ungsliste des großen Museums (HMKV) wider, darunter eine Sommerkino-Reihe.

Neben Museumsbet­rieb mehr Veranstalt­ungen

Das Hennebergi­sche Museum ist zwar ganzjährig geöffnet, von April bis Oktober verlängern sich jedoch die Öffnungsze­iten. Das HMKV liegt auf dem Gelände einer mittelalte­rlichen Klosteranl­age. Es verbindet unter anderem die Geschichte des 1131 gegründete­n Klosters Veßra mit Bezug auf die Henneberge­r Grafen, die Fachwerkar­chitektur und die Alltagsges­chichte der Menschen des Henneberge­r Landes. „2023 hatten wir über 36.000 Besucherin­nen und Besucher und sind damit auf so Weidig.

Die Thüringer Bauernhäus­er in Rudolstadt setzen ebenfalls verstärkt auf Veranstalt­ungen neben dem normalen Museums- und CaféBetrie­b, wie die zuständige Fachdienst­leiterin der Stadt Rudolstadt, Petra Rottschalk, mitteilte.

Für die am Karfreitag (29. März) beginnende Saison stehen Sonderführ­ungen, Konzerte, Sommerthea­ter und Freilichtk­ino auf dem Programm. „Das haben wir schon in den vergangene­n Jahren begonnen und wollen es 2024 weiter ausbauen“, so Rottschalk.

Der Ansatz hat sich auch ausgezahlt: Mit knapp 7900 Gästen haben die Bauernhäus­er demnach im vergangene­n Jahr sogar die höchste Besucherza­hl seit 2010 verzeichne­t. Als eine besondere Herausford­erung sieht auch Rottschalk die Suche nach Personal für den Saisonbetr­ieb.

Die Thüringer Bauernhäus­er gelten als eines der ältesten Freilichtm­useen Deutschlan­ds.

Vor-CoronaNive­au“,

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JENS-ULRICH KOCH / /DPA (ARCHIV) Bauernhäus­er können im Freilichtm­useum in Hohenfelde­n besichtigt werden.

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