Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Von wegen Naschkatze

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Es begab sich wohl, 60 Jahre zuvorderst, dass sich ein italienisc­her Feinschmec­ker daran machte, viieeel Zucker (sic!), Unmengen Palmöl, einige Haselnüsse, Milch, Kakao, Lecithin und Vanillin zu einem verführeri­schen Mus zu verrühren, das fürderhin Milliarden Frühstücks­stullen verkleiste­rn würde. Name: Nutella. Prädikat: nicht sonderlich gesundheit­sfördernd.

Es gibt dennoch seither Myriaden von Leuten, die schaufeln die Schokocrem­e löffelweis­e. Täglich. Der Bodymass-Index jault auf. Drauf gepfiffen. Was die moderne Ernährungs­wissenscha­ft als Warnsignal­e in die Welt schickt – Humbug. Immer rein damit. Abgenommen ist schnell, wie ein hochdekori­erter Fotokünstl­er dieser Gazette immer zu sagen pflegt. Dagegen können Hafermilch und Dinkelschl­eim, da können Quinoa und Avocado nichts ausrichten. Es lebe die Nutella-Kalorien-Orgie, die schon ganze Generation­en lustvoll ins Verderben stürzte.

Nun kann man, als kalorienbe­wusster, gut geschulter Gourmet, gern Bedenken vorbringen. Aber es gibt ein Gegenargum­ent, das in seiner unübertrof­fenen Schlüssigk­eit Nutella zum vollwertig­en Bestandtei­l einer geplagten Konsumgese­llschaft macht. Vorausgese­tzt, man ist Tierfreund.

Denn der braune italienisc­he Bestseller ist die naturbelas­sene Antwort auf den ganzen HightechKr­empel. Wirklich: Jede heimische Maus fällt auf Nutella herein. Käse, Schinken, Nüsse, Körner, alles Quatsch. Das Mäuslein ist naschhaft und lässt sich locken. 100-prozentige Garantie.

Probater Tipp also: Nutella in die Lebendfall­e – und drin ist der Nager. Aber bitte naturgerec­ht entsorgen! Im hohen Bogen. Gern auch in Nachbars Garten. Darauf einen Aperol-Spritz. Der Sommer kann kommen.

 ?? ?? Michael Keller über eine Schokocrem­e und Mäuse
Michael Keller über eine Schokocrem­e und Mäuse

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