Das Leben in Ravenna
Die Geschichte längst vergangener Zeiten im Heute lebendig und interessant auferstehen zu lassen, ist Judith Herrin in ihrem Buch „Ravenna: Hauptstadt des Imperiums, Schmelztiegel der Kulturen“meisterhaft gelungen. Ravenna, an der Po-Mündung in der Region EmiliaRomagna, nahe der Adria gelegen, erlangte im Übergang zwischen Spätantike und dem frühchristlichen Europa für ca. 350 Jahre eine außergewöhnliche Bedeutung. 402 verlegte der weströmische Kaiser Honorius seinen Regierungssitz von Mailand nach Ravenna, später wurde sie erst Hauptstadt des Weströmischen Reiches, dann Hauptstadt der Goten unter Theoderich und schließlich das Zentrum der byzantinischen Macht in Italien.
Und so bunt dieses Völkergemisch damals war, so bunt und vielfältig war das Leben der Menschen in dieser Stadt. Davon berichtet die Archäologin, Althistorikerin und Byzantinistin Judith Herrin in ihrem preisgekrönten Buch. Sie berichtet nicht nur von den wechselnden Herrschern, sondern auch vom Leben der kleinen Leute in turbulenten Zeiten. Den Mittelpunkt des Buches bilden, auch im wahren Wortsinn, die farbigen Abbildungen der überaus beeindruckenden Mosaike in Ravennas Kirchen, die alle Zeiten überdauert haben.
Diese Mosaike sind auch heute noch zu bestaunen, sie gehören zum Unesco-Weltkulturerbe. Sie machen Ravenna zu einem lohnenswerten Reiseziel für Menschen aus aller Welt, und so gibt es auch heute noch ein buntes Völkergemisch auf Ravennas Straßen und Plätzen.
Susanne Nowak, Bibliothekarin mit Spezialisierung auf Regionalkunde