Jüdisches Kulturerbe wird in Europa sichtbar
Die Große Synagoge als Teil der Stadtgeschichte findet als 3-D-Visualisierung ihren Platz im digitalen Welterbe Deutschlands. 1938 war das Gebäude zerstört worden
Erfurt. Die virtuell rekonstruierte Große Synagoge Erfurt ist neben der alten Synagoge in Wiesbaden der deutsche Beitrag für das digitale europäische Kulturerbe. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Claudia Roth hat beide für die europäische Kampagne „Twin it! 3D for Europe’s Culture“ausgewählt. Beide wurden im Novemberpogrom 1938 zerstört und 2021 virtuell rekonstruiert.
Damit wurden die hohe technische Qualität und die europäische Exzellenz der zwei 3D-digitalisierten Objekte gewürdigt. Beide Synagogen waren prächtige Bauwerke, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im maurischen Stil erfalt, richtet wurden. Sie standen für das Selbstbewusstsein der jüdischen Gemeinschaft, die sich aus jahrhundertelanger Diskriminierung und Unterdrückung befreit hatte. Mit der Vernichtung dieser Zentren jüdischen Lebens zerstörten die Nationalsozialisten auch gesellschaftlichen Fortschritt, Kultur und Vielheißt es dazu in einer Mitteilung der Stadtverwaltung. „Mit der Auszeichnung als 3D-digitalisiertes Kulturerbe für Twin it! wird die bedeutende jüdische Stadtgeschichte auf europäischer Ebene sichtbar“, freut sich die Erfurter Projektleiterin Annegret Schüle.
Schüle und ihr Team im Erinnerungsort Topf & Söhne rekonstruierten die Synagoge gemeinsam mit der Fachhochschule Erfurt, der Universität Erfurt und der Universität Jena/Thüringer Universitätsund Landesbibliothek in drei Formaten: als das nun ausgezeichnete 3D-Webmodell, als Virtual Reality in einer VR-Brille und als haptisches Denkmal am historischen
Standort. Gefördert wurde das Projekt von der Thüringer Staatskanzlei. Oberbürgermeister Andreas Bausewein sieht in der Entscheidung von Claudia Roth eine „weitere Auszeichnung für die städtische Erinnerungskultur nach dem Welterbetitel für das mittelalterliche jüdische Leben“.
Am 14. Mai werden die nationalen Beiträge für „Twin it!“in einer hochrangigen Veranstaltung im Rahmen des belgischen EU-Ratsvorsitzes in Brüssel an die Öffentlichkeit übergeben. Die Beiträge werden dann dauerhaft im Kulturportal Europeana und in der Online-Sammlung der Deutschen Digitalen Bibliothek präsentiert. red