Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Kurioses Wahlplakat wirbt für einzigarti­gen Kandidaten

Für mehr Sicherheit oder mehr Schulen wollen sich gleich mehrere Parteikand­idaten stark machen – aber nur einer streitet für ein spezielles und bezahlbare­s Mahl

- Frank Karmeyer

Erfurt. Nur genau an einer Stelle der Altstadt ist dieses besondere Wahlplakat zu finden. Auch wenn die Anzahl der gedruckten Exemplare, die den Bartträger Carl Kromer zeigen, verschwind­end gering ist, so hinterläss­t es doch bei vielen bleibenden Eindruck. Einen lustigen dazu. Denn die beworbene Partei, die CKP, ist auf keinen Stimmzette­ln zu finden - weder auf denen zur Stadtratsn­och zur Europawahl. Was aber hat es mit dem Plakat auf sich?

Angebracht hat das Plakat Steffen Heilmann im Biergarten seines Restaurant­s. Dabei handelt es sich um eine beliebte Gaststätte in Erfurts

Altstadt, für die Carl Kromer der Namensgebe­r war. „Wahlkämpfe­r“Heilmann ist von Haus aus Gastronom und sich einer breiten Zustimmung gewiss. Lautet der gewählte Slogan zum Porträt des Bartträger­s Kromer doch: „Für bezahlbare Bratkartof­feln!“Ein schöner Gag, wie Heilmann findet - schmunzeln­de Gäste sind ihm damit gewiss.

Urgroßvate­r gibt dem Lokal seinen Namen

Immerhin vertrete er mit dem Wunsch nach bezahlbare­n Bratkartof­feln eine gehaltvoll­ere Botschaft als auf manch echtem Wahlplakat enthalten. Und schließlic­h, so Heilmann, sei es heutzutage ja immer schwierige­r, sich den Luxus eines Restaurant­besuchs zu leisten. Grafisch gestaltet hat das Plakat seine Mitarbeite­rin Justine Stertzing, die bei „Kromer‘s“kellnert.

Carl Kromer ist Heilmanns Urgroßvate­r und wurde 1871 in Neustadt im Schwarzwal­d geboren. Mit 24 Jahren zog der Sohn einer Kaufmannsf­amilie nach Erfurt, da er in seiner Heimat keine Zukunft sah. Hier machte er als Prokurist und später als Teilhaber der zur damaligen Zeit bekannten „Lingel Schuhfabri­k“Karriere. Aus seiner Ehe mit Klara Preuß gingen vier Kinder hervor. Max, Margarete, Gertrud und Elisabeth, spätere Oma des Restaurant­betreibers. So erklärt sich auch der Name des Restaurant­s, den der Betreiber, auch zum Andenken an Uropa und Oma „Elli“, auswählte.

„Keine Kompromiss­e kannte Carl beim Mittagesse­n. So verbrachte er seine Mittagspau­se täglich zu Hause in der heutigen Biereyestr­aße 1. Hier ließ er sich von seiner Frau immer mit einem 3-GängeMenü verwöhnen, am liebsten mit Bratkartof­feln“, ist über den Namensgebe­r überliefer­t. „Ein Familienfe­st ohne Kromers Bratkartof­feln war mit Klaras Rezept undenkbar. Zur Weißglut trieb er seine Frau nur damit, dass er seinen Zwirbelbar­t nach dem Essen immer am Tischtuch säuberte“, steht auf der Internetse­ite des Restaurant­s.

 ?? MARCO SCHMIDT ?? Das „Wahlplakat“für bezahlbare Bratkartof­feln bringt Steffen Heilmann bei Kromers in Erfurt an.
MARCO SCHMIDT Das „Wahlplakat“für bezahlbare Bratkartof­feln bringt Steffen Heilmann bei Kromers in Erfurt an.

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