Kurioses Wahlplakat wirbt für einzigartigen Kandidaten
Für mehr Sicherheit oder mehr Schulen wollen sich gleich mehrere Parteikandidaten stark machen – aber nur einer streitet für ein spezielles und bezahlbares Mahl
Erfurt. Nur genau an einer Stelle der Altstadt ist dieses besondere Wahlplakat zu finden. Auch wenn die Anzahl der gedruckten Exemplare, die den Bartträger Carl Kromer zeigen, verschwindend gering ist, so hinterlässt es doch bei vielen bleibenden Eindruck. Einen lustigen dazu. Denn die beworbene Partei, die CKP, ist auf keinen Stimmzetteln zu finden - weder auf denen zur Stadtratsnoch zur Europawahl. Was aber hat es mit dem Plakat auf sich?
Angebracht hat das Plakat Steffen Heilmann im Biergarten seines Restaurants. Dabei handelt es sich um eine beliebte Gaststätte in Erfurts
Altstadt, für die Carl Kromer der Namensgeber war. „Wahlkämpfer“Heilmann ist von Haus aus Gastronom und sich einer breiten Zustimmung gewiss. Lautet der gewählte Slogan zum Porträt des Bartträgers Kromer doch: „Für bezahlbare Bratkartoffeln!“Ein schöner Gag, wie Heilmann findet - schmunzelnde Gäste sind ihm damit gewiss.
Urgroßvater gibt dem Lokal seinen Namen
Immerhin vertrete er mit dem Wunsch nach bezahlbaren Bratkartoffeln eine gehaltvollere Botschaft als auf manch echtem Wahlplakat enthalten. Und schließlich, so Heilmann, sei es heutzutage ja immer schwieriger, sich den Luxus eines Restaurantbesuchs zu leisten. Grafisch gestaltet hat das Plakat seine Mitarbeiterin Justine Stertzing, die bei „Kromer‘s“kellnert.
Carl Kromer ist Heilmanns Urgroßvater und wurde 1871 in Neustadt im Schwarzwald geboren. Mit 24 Jahren zog der Sohn einer Kaufmannsfamilie nach Erfurt, da er in seiner Heimat keine Zukunft sah. Hier machte er als Prokurist und später als Teilhaber der zur damaligen Zeit bekannten „Lingel Schuhfabrik“Karriere. Aus seiner Ehe mit Klara Preuß gingen vier Kinder hervor. Max, Margarete, Gertrud und Elisabeth, spätere Oma des Restaurantbetreibers. So erklärt sich auch der Name des Restaurants, den der Betreiber, auch zum Andenken an Uropa und Oma „Elli“, auswählte.
„Keine Kompromisse kannte Carl beim Mittagessen. So verbrachte er seine Mittagspause täglich zu Hause in der heutigen Biereyestraße 1. Hier ließ er sich von seiner Frau immer mit einem 3-GängeMenü verwöhnen, am liebsten mit Bratkartoffeln“, ist über den Namensgeber überliefert. „Ein Familienfest ohne Kromers Bratkartoffeln war mit Klaras Rezept undenkbar. Zur Weißglut trieb er seine Frau nur damit, dass er seinen Zwirbelbart nach dem Essen immer am Tischtuch säuberte“, steht auf der Internetseite des Restaurants.