Leserbriefe
Zum Artikel „Richtungsstreit an Weimars Franz-Liszt-Hochschule“vom 18. Mai 2024:
Mit völligem Unverständnis habe ich Ihren Bericht zum „Richtungsstreit an Weimars Franz-LisztHochschule“gelesen. Ich bin fassungslos über die Entscheidung der Präsidentin Anne-Kathrin Lindig, das Weimarer Institut für Alte Musik komplett abzuwickeln. Gerade für die Bach-Stadt Weimar mit ihren vielfältigen barocken Musikangeboten ist die beabsichtigte Schließung eines Institutes, dass das Erbe des Weimarer Hoforganisten und Konzertmeisters wie keine andere Fakultät am Leben erhält, ein absolutes Armutszeugnis.
Frau Prof. Anne-Kathrin Lindig ist Mitglied im Kuratorium der „Thüringer Bachwochen“. Wie soll zukünftig die Pflege und Aufführung von Barockmusik und insbesondere der Werke Johann Sebastian Bachs in Thüringen realisiert werden, wenn sämtliche Studiengänge in diesem Bereich an ihrer Hochschule eingestellt werden?
Ich hoffe, das Präsidium kommt im „hochschulinternen Diskussionsprozess“noch rechtzeitig zur Einsicht, dass gerade für die Weimarer Franz-Liszt-Hochschule eine Schließung des Institutes für Alte Musik ein verheerendes Signal für die barocke Stadt Weimar und das Bach-Land Thüringen ist. Ein Signal, dass weit über die Grenzen von Weimar und Thüringen auf wenig Verständnis treffen wird.
Lutz Franke, Dähre
Zu „Wenn Meditation macht“vom 15. Mai 2024
Als Meditations- und Yogalehrende sowie Ausbilderin möchte ich diesen Artikel gern relativieren, weil er meines Erachtens die Negativseite zu sehr hervorhebt. Das beginnt mit der Negativ-Überschrift, die besser hätte heißen könnte „Meditation, die dringend notwendige Stille im oft zu schnellen und lauten Außen – Pro und Contra.“Auch ich betone in den Ausbildungen, dass es Kontraindikationen gibt. Dazu gehören schwere Depressionen, Psychosen, Persönlichkeitsstörungen, Anfallserkrankungen, Suchterkrankungen, posttraumatische Belastungsstörungen. Aber auch da kann Meditation im klinischen Behandlungskontext eine unterstützende Ergänzung der Therapie sein oder/ und modifiziert werden.
Woher die Behauptung kommt, dass Meditation als „Allheilmittel“verkauft wird oder immer mit geschlossenen Augen praktiziert werden muss, ist mir unklar. Zuallererst ist es eine mittlerweile sogar gut erforschte Methode, die Wohlbefinden, Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit, Körperwahrnehmung krank
und Emotionsregulation steigert.
Bejahen muss ich die Aussage, dass der Trend, irgendeine Meditation online ohne Lehrer mitzumachen, nicht immer hilfreich ist, ja manchmal sogar das Gegenteil bewirken kann. Ohne Lehrer kann es passieren, dass man scheinbar meditiert, aber in Wirklichkeit nur immer länger sitzend um seine Probleme kreist. Deshalb die Erinnerung: Wenden Sie sich bei Problemen an Psychologen (möglichst mit Meditationserfahrungen), ausgebildete Meditationslehrende oder Langzeitmeditierende, von denen Sie den Eindruck haben, dass die Meditation sie in einen ausgeglichenen, weisen und lebendigen Zustand bringt oder gebracht hat.
Evelyn Bierbach, Erfurt
Zum Thema „Sind wir zu bequem zum Protestieren?“im E-Paper vom 19. Mai 2024:
Wenn eine Gruppe so viel Einfluss auf die Weltgeschichte hat, wie die Gleichgültigen, dann hat das auch bei uns seine Ursache. Den Protest drückt man bei Demonstrationen aus. Beobachtet man die Passivität der Gleichgültigen, dann sind die zwar passiv im öffentlichen Auftreten, aber aktiv in Diskussionsrunden jeder Art. Dabei wird für eine Verbesserung der Straßenverhältnisse oder gegen den schlechten Straßenzustand argumentiert. Dafür auf die Straße zu gehen ist dem Deutschen, vergleicht man ihn mit dem Franzosen, irgendwie fremd. Da kommt der Gleichgültige zu Wort. Es ist halt so, oder man kann ja sowieso nichts ändern, wird resignierend festgestellt.
Außerdem müsste sich jemand finden, der dazu aufruft. Leichter haben es die Gewerkschaften. Ihr Streik als eine Demonstrationsform verspricht den Beteiligten direkte Vorteile. Bei der politischen Demonstration als Ausdruck des Protestes sind es Parteien oder Organisationen, die das Thema vorgeben. In der DDR hat die Friedensbewegung Schwerter zu Pflugscharen geschmiedet.
Ginge heute jemand auf die Straße der meint, es werden gerade die Pflugschare zu Schwertern umgeschmiedet, wird er in eine demokratiegefährdende Ecke eingeordnet. Da bleibt doch der „deutsche Michel“lieber auf dem Sofa. Friedemann Boelicke, Erfurt
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