„Rot-weiß gewinnt 3:1“
Der Erfurter Oberbürgermeister Andreas Bausewein saß bei zwei Pokalendspielen auf der Tribüne – heute fiebert er aus der Landeshauptstadt mit
hundert Metern Sprint schon ein Marathon“, sagt er lächelnd.
Ein Fußball-anhänger war er seit seiner Kindheit, in der er auch selbst aktiv gespielt hat. Als 13-jähriger meldete sich Andreas Bausewein bei der damaligen BSG Mikrolektronik Erfurt an.
Zwei Jahre stürmte er mit eher mäßigem Erfolg, der heute linke Spd-politiker war meist als Rechtsaußen aufgestellt. „Ich wusste frühzeitig, dass ich keine große Fußball-karriere vor mir habe. Es gab damals schon deutlich Bessere. Vor allem technisch hatten die meisten mehr drauf. Aber ich war schnell, hatte ungemein Spaß am Fußball und auch immer einen riesigen Willen“.
Und wohl auch deshalb setzte er die Laufbahn nach einer Unterbrechung in den 90er -Jahren in Salomonsborn fort. An den Stärken und Schwächen hatte sich nichts geändert, „Aber mir gelang in der zweiten Mannschaft gleich im ersten Spiel ein Tor in Frienstedt“. Es blieb an diesem Tag der einzige Treffer, die Mannschaft verlor 1:4.
Doch, wenn Andreas Bausewein mit leuchtenden Augen und in aller Bescheidenheit von seinen großen fußballerischen Taten berichtet, dann taucht dieses Tor genauso auf, wie der Team-erfolg beim traditionsreichen Salomonsborner Pfingstturnier 2014.
Und vor allem denkt er gern an den 2:1-Erfolg der Politikermannschaft („zugegeben mit kleiner Verstärkung von Legionären“) beim Alte-herren-turnier 2015 in Erfurt über den FC Rot-weiß. Der hatte immerhin Schnuphase, Winter und Busse aufgeboten „und auch etwa 30 mal auf unser Tor geschossen. Aber wir waren ungemein effektiv. Gefühlte zwei Versuche, zwei Treffer“.
Wenn Andreas Bausewein über Fußball redet, dann sprudeln die Erinnerungen. Aber er hat auch Gefallen daran, über das aktuelle Geschehen — den kleinen Fußball auf dem Dorf und den großen in der Bundesliga — zu reden.
Dortmund ist seine Lieblingsmannschaft, der Bayer Thomas Müller sein Lieblingsspieler, weil er auch abseits des Feldes „ehrlich, authentisch und witzig daherkommt“.
Eigenschaften, die einem Politiker ebenfalls gut zu Gesicht stehen. Mancher Tag dauert 15, 16 Stunden für Bausewein, mit fünf, sechs Terminen. Er ist nicht nur OB, sondern auch Landeschef der Partei und gesteht, dass ihm der Sport eine willkommene Ablenkung zum Job bietet. „Die Bewegung hilft mir, nicht nur gewichtsmäßig, sondern, um mal auf andere Gedanken zu kommen“. Auch in den jetzigen Wochen, in denen seine SPD und ihr Tief immer wieder ein Thema sind — im Bund, im Land, im Lokalen.
Sein erstes Spiel als Zuschauer beim FC Rot-weiß war für ihn in den 80er-jahren das 4:0 über Twente Enschede im Inter-totocup. Er blieb fortan ein treuer Begleiter des Clubs, in guten und in den zahlreichen schlechten Zeiten, ohne sich jedoch sämtliche Heimspiele anzuschauen „Der Verein“sagt er, „liegt mir aber sehr am Herzen“. Das Wohl und Wehe interessiere ihn ständig. Für ihn ist der FC Rotweiß nicht nur sportlich der beste Fußballclub von Thüringen, sondern zugleich einer der wichtigsten Werbebotschafter der Stadt. Auch deshalb habe er sich persönlich so stark für den Bau der Multifunktionsarena gemacht, „mit der wir ja dem FC Carl Zeiss wieder mal um Längen voraus sind“. Das Stadion, das auch den Leichtathleten weiter eine Heimat gibt, könne künftig jedenfalls nicht mehr als Ausrede herhalten.
Und doch gebe es aus seiner Sicht auch Dinge, die man vom Rivalen lernen könne. „Ich würde mir wünschen, dass man beim FC Rot-weiß auch wieder mehr die alten Recken einbindet“. Das sei in der Vergangenheit vernachlässigt worden. „Schade“, sagt er.
Heute Nachmittag wird er nicht live dabei sein, wenn der FC Rot-weiß auf den FC Carl Zeiss trifft und hoffentlich die Voraussetzung schafft, „dass wir im Pokal mal wieder eine große Mannschaft in Erfurt zu Gast haben. Die Bayern damals – das war doch was“.
Seit mehreren Monaten würde ein beruflicher Termin für heute feststehen. „Aber natürlich werde ich mich ständig informieren“. Er glaubt nicht daran, dass die Partie in die Verlängerung geht. „Nein, ich denke, wir haben das Spiel vorher entschieden. Mit 3:1“.
Die SMS an Präsident Rolf Rombach soll zumindest so enden, wie jene nach dem Halbfinale: „Glückwunsch!!!“.
Treuer Begleiter in guten und schlechten Zeiten