Zehn Milliarden für ein Vw-batteriewerk
Das Projekt soll den Konzern in die E-auto-zukunft führen. Salzgitter könnte Standort sein. Noch schweigen die Manager
Wolfsburg. Jahrelang hat Europas größter Autobauer das Thema geradezu ignoriert. Doch im Zuge des Abgasskandals hat der Vw-konzern Elektromobilität jetzt als neues Geschäftsfeld entdeckt.
Und die Wende ist offenbar radikaler, als bisher vermutet. Die Wolfsburger wollen künftig nicht nur Elektrofahrzeuge verkaufen und bereits 2018 Marktführer werden, sondern offenbar auch im großen Stil an Batterien forschen und selbst bauen.
Standort der Fabrik könnte Salzgitter sein, wo VW derzeit Verbrennungsmotoren fertigt. Die Kosten, hieß es aus dem Umfeld des Konzerns, könnten sich auf bis zu zehn Milliarden Euro belaufen. Entschieden ist offenbar noch nichts, Vw-führungsgremien haben sich aber wohl intensiv mit dem Thema beschäftigt.
In der Konzernzentrale wollte die Pläne zunächst niemand bestätigen. Doch der Chef der IG Metall Salzgitter-peine legte nahe, dass das Szenario realistisch ist. „Es wird keine extra Fabrik errichtet. Stattdessen werden frei werdende oder vorhandene Hallen auf dem Werksgelände genutzt“, sagte Wolfgang Räschke. Die neue Fertigung könnte ausgleichen, was an Arbeit entfallen würde, wenn weniger Motoren gefertigt werden.
In Salzgitter baut VW bereits ein Kompetenzzentrum für sogenannte Hybrid-antriebe auf – eine Kombination aus Verbrennungsund Elektromotor.
Konzernchef Matthias Müller will das Elektroauto zum Markenzeichen des Konzerns machen, wie er auf der Vw-hauptversammlung sagte. Bis 2020 sind 20 neue Modelle geplant. Derzeit arbeitet der Konzern an einer Plattform nur für Elektroautos. Bisher werden bestehende Modelle mit Elektromotor ausgerüstet.
Eine ähnliche Strategie verfolgt BMW mit seinen i-modellen. Nachgedacht wird bei VW auch darüber, den Luxuswagen Phaeton, dessen Produktion eingestellt wurde, als reines Elektroauto neu aufzulegen.
VW denkt zudem noch weiter: Auf der CES in Las Vegas, einer Messe für Unterhaltungselektronik, stellte der Konzern im Januar eine E-auto-studie namens Budd-e vor, die nicht nur elektrisch fährt, sondern auch zeigt, wie ein total vernetztes Auto der Zukunft aussehen könnte.
Eine der Kerntechnologien bei der Elektromobilität: Batterien. An ihnen hängt die Reichweite eines Fahrzeugs, zum einen wegen der Speicherfähigkeit, zum anderen wegen ihres Gewichts.
Die Reichweite rein elektrisch betriebener Serienautos ist derzeit eher begrenzt. Der E-golf schafft nach Werksangaben 145 Kilometer, der BMW i3 bis zu 160 Kilometer. Einzig der Us-eautopionier Tesla bietet mit seinem Luxusmodell S eine Reichweite von 500 Kilometern an.
Die Amerikaner setzen auch auf eine eigene Batteriefertigung. Sie bauen derzeit zusammen mit Panasonic in Nevada die größte Batteriefabrik der Welt für bis zu zwei Milliarden Dollar. Sie soll bereits im kommenden Jahr mit der Produktion starten und die Kosten pro Speicherzelle dank Massenfertigung drastisch senken. Denn Batterien sind noch teuer.
Vw-konkurrent Daimler hat sich dagegen gerade aus der Produktion von Batteriezellen verabschiedet. 2015 stellte der Konzern die Fertigung im sächsischen Kamenz ein. Deutsche Eautohersteller sind deshalb auf Batterielieferanten aus Asien angewiesen. Vor allem die Betriebsräte von BMW, Daimler und Volkswagen fordern gemeinsame Forschung und Fertigung in Deutschland, um sich nicht zu abhängig zu machen – und Arbeitsplätze zu halten.
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