Thüringer Allgemeine (Gotha)

Deutsches Bratwurstm­useum ist Besucherma­gnet

Seit zehn Jahren bereits huldigt die Einrichtun­g dem Leckerbiss­en mit immer neuen Ideen und wachsendem Erfolg

- Von Annett Gehler

Holzhausen. Die Bratwurst auf dem Rost gehört in Thüringen zur Lebensart. Nicht verwunderl­ich daher, dass der Nationalsp­eise eigens ein Museum gewidmet wurde. Und so dreht sich in dem kleinen Örtchen Holzhausen südlich der Landeshaup­tstadt alles um die Wurst.

Das dortige 1. Deutsche Bratwurstm­useum trifft seit zehn Jahren den Geschmack einer wachsenden Besuchersc­har. „Am Anfang waren wir von der überwältig­enden Resonanz sehr überrascht“, sagt Thomas Mäuer vom Verein Freunde der Thüringer Bratwurst. Inzwischen hat sich das Museum, das von dem Verein getragen wird, weit über die Landesgren­zen hinaus einen Namen gemacht – und das nicht nur bei Wurstliebh­abern.

Die Idee zu dem Projekt geht auf die älteste Bratwurstr­echnung der Welt zurück, die ein Archivar aus dem benachbart­en Arnstadt entdeckte. Im Jahr 1404 hatte Probst Johann von Siebeleben im Rechnungsb­uch des Arnstädter Jungfrauen­klosters die Ausgaben für „Därme für Bratwürste“notiert. Heute gilt der mittelalte­rliche Quellenbel­eg als ältester Nachweis der Thüringer Bratwurst. Eine Kopie davon ist natürlich im Museum zu sehen, das die mehr als 600 Jahre alte Tradition der Wurstherst­ellung präsentier­t.

Die Ausstellun­gsfläche hat sich mit der Zeit auf 180 Quadratmet­er verdoppelt. Gezeigt werden Dokumente, Schlachter­ausrüstung und Gerätschaf­ten wie Wiegemesse­r, Fleischwol­f und Wurstsprit­ze. Aber auch Wissenswer­tes über Historie und die verschiede­nen Bratwurstr­egionen, eine nachgestal­tete spätmittel­alterliche Klosterküc­he sowie Kurioses und Kitsch, wie eine Lauschaer Bratwurstk­ugel für den Weihnachts­baum, gibt es.

Der Kult um die Wurst wird inzwischen in Holzhausen das ganze Jahr über mit Events zelebriert. Das reicht vom Bratwurst-bollerwage­nwettbewer­b zum Männertag, Bratwursts­ong-contest, einem zünftigen Bratwurstt­heater im Sommer bis zur Bratwursti­ade mit sportlich-lustigen Spielen im Oktober sowie zur Bratwurstw­eihnacht im Advent.

Auch das zwei Hektar große Areal wandelte sich seit Eröffnung des Museums am 28. Mai 2006. Heute finden sich dort unter anderem eine begehbare Bratwurst, ein Schau- und Gewürzgart­en und eine Rostlaube zum Thema. Das Konzept geht auf: Nach 10 000 Besuchern im ersten Jahr kamen 2015 bereits rund 50 000 auf das Gelände, darunter viele ausländisc­he Gäste wie aus den USA, Frankreich und Brasilien.

„Das Museum ist sicherlich Geschmacks­sache und nicht so bierernst zu nehmen“, meint Peter Fauser von der volkskundl­ichen Beratungss­telle in Erfurt zu Vorbehalte­n, die es gegen das Projekt gibt. „Aber es ist eine Form von Unterhaltu­ng, die zieht und etwas vermittelt – und die Bratwurst gehört nun einmal zu Thüringen dazu.“

In Holzhausen wird schon über die nächste Vermarktun­gsidee sinniert. Museumsche­f Thomas Mäuer geht das Thema Bratwurst, Fitness und gesunde Ernährung durch den Kopf. „Wir sind aber keine religiösen Eiferer“, stellt Mäuer klar, „bei uns sind natürlich auch Vegetarier willkommen.“dpa

Viele ausländisc­he Besucher

 ??  ?? Auf das Gelände des Bratwurstm­useums pilgerten im vergangene­n Oktober Tausende Besucher zur . Bratwursti­ade. Archiv-foto: Christoph Vogel
Auf das Gelände des Bratwurstm­useums pilgerten im vergangene­n Oktober Tausende Besucher zur . Bratwursti­ade. Archiv-foto: Christoph Vogel

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